Premiere «Orpheus. Factory.», 29. August 2015, UG Luzerner Theater

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Das Luzerner Theater an der Reuss

Das Luzerner Theater an der Reuss

Das Luzerner Theater zeigt ab 29. August die Uraufführung «Orpheus. Factory.» in der Nebenspielstätte UG. Jacob Suske war bereits mehrfach als Theatermusiker am Luzerner Theater zu Gast und komponiert in seiner neusten Produktion eine ganz eigene Version des Orpheus-Mythos. Die Bühne des UG wird zum Atelier, in dem der Künstler und seine Muse leben und lieben, produzieren und performen werden.

Orpheus ist der erste Sänger der Menschheit, erster Künstler und Bohemien, Erfinder der Massenhysterie und des Hypes. Er betört Götter, wilde Tiere scharen sich friedlich um ihn und selbst Felsen weinen angesichts seines schönen Gesangs. Eurydike ist seine Geliebte und Muse, die, von einer Schlange in den Fuss gebissen, Orpheus in den Tod vorangeht. Orpheus steigt ins Totenreich hinab, um den Mächten der Unterwelt die Geliebte durch seine Kunst abzuschmeicheln, was auch gelingt. Die Bedingung: Blicke nicht zurück! Orpheus bricht das Gebot. Sein Blick zurück verurteilt Eurydike endgültig zum Tode. Er entsagt der Liebe und den Frauen, lebt fortan als Eremit in den Wäldern Thrakiens und wird schliesslich von rasenden Mänaden, die sich durch seine Ablehnung verhöhnt fühlen, zerrissen.

Jacob Suske, der bereits mehrfach als Theatermusiker am Luzerner Theater zu Gast war, hat nun eine ganz eigene Version des Mythos für die Bühne des UG arrangiert. Das Konzept, die Inszenierung und die Musik dieser Produktion stammen aus seiner Feder. Orpheus und Eurydike sind das erste Künstlerpaar, ihre tragische Liebesgeschichte, Orpheus Schicksal und Scheitern ist gleichwohl banal wie exemplarisch. Wie würde sich die Geschichte heute abspielen? Inspiriert von berühmten Künstlerbiografien und -dokumentationen, von Andy Warhol bis Kurt Cobain, zeigt die Inszenierung «Orpheus. Factory.» den Alltag des Paares in seinem Atelier. Er ist bildender, produzierender Künstler, gleichzeitig selbst vermarktetes Objekt auf dem Kunstmarkt. Sein Kurator hypt ihn als Genie, seine Freundin fängt seinen privat desolaten Zustand auf, wird depressiv, flüchtet in andere Liebschaften und Drogen. Ihr plötzlicher Tod stürzt ihn in eine Inspirationskrise: Alles was er ist, ist er durch sie, ohne sie ist er nichts, der Künstler ist selbst nur Reproduzierender, nicht aus sich selbst schöpfend, sondern Getriebener in der Maschinerie des Kunstmarktes. Er will sie zurück, für sein Ego, für sein Werk, nicht ihretwegen, nicht der Liebe wegen. Er verwandelt seinen Schmerz in Kunst, manisch-kreative Schübe bringen ihn schliesslich um den Verstand.

Mythos und Inszenierung verschwimmen auf der Bühne: Orpheus, der sich durch seine Arbeit eine eigene Wirklichkeit und Existenz kreiert, verliert sich zunehmend in der Kunst, flüchtet in den Mythos und scheitert an der Realität. Was ist noch Realität, was Fiktion? Was ist Leben, was ist Kunst? Suske hat all diese Ideen nun zu einer Kammeroper verdichtet; herausgekommen ist ein Konzeptalbum – ganze 12 Tracks, die den Schauspielerinnen und Schauspielern im Probenprozess auf den Leib geschneidert wurden und eine moderne Geschichte erzählen.

Jacob Suske und Team
Geboren 1980 bei Graz, studierte er zunächst Jazz in Bern und Luzern und nahm Unterricht am Bass Collective in New York. Als Theaterkomponist arbeitete er u. a. an der Schaubühne Berlin, dem Schauspiel Frankfurt, Residenztheater München, Thalia Theater Hamburg und Theater Basel. Als Bassist spielt er u. a. mit Bonaparte, One Shot Orchestra, Lunik und Sophie Hunger, produziert Künstler wie Kutti MC und Lily Yellow. Suske unterrichtete als Gastdozent am Mozarteum Salzburg und an der Jazzschule Luzern. Unter seinem Pseudonym Zachov ist vor kurzem sein erstes Album erschienen, ab Herbst ist er Mitglied des Leitungsteams des Schauspielhauses Wien. «Orpheus. Factory.» ist Jacob Suskes Debüt als Regisseur, dafür hat er ein junges Team zusammengestellt: Rodja Galli, visueller Gestalter, Grafiker und Illustrator aus Bern, hat die Bühne des UGs in ein Atelier verwandelt. Die Kostüme entwirft Carolin Herzberg, die nach ihrem Studium Experimentelles Modedesign in Bremen als Kostümassistentin am Luzerner Theater gearbeitet hat und jetzt als freischaffende Kostümbildnerin tätig ist. Ausserdem werden eigens für das Projekt produzierte Arbeiten des Videokünstlers Tim Hupfauer Teil der Inszenierung sein.

Alle Vorstellungen
(jeweils 20.00 Uhr): 29.8. | 3.9. | 4.9. | 6.9. | 11.9. | 12.9. | 18.9. | 19.9. | 24.9. | 26.9.2015
Im UG Luzerner Theater, Winkelriedstrasse 12, 6003 Luzern
Alle Informationen finden Sie ab sofort unter: www.luzernertheater.ch

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