Prix Caritas geht an Thomas Stocker

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Mit dem Prix Caritas 2021 wurde in Luzern der Schweizer Klima-Wissenschaftler Thomas Stocker ausgezeichnet. Bild Oliver Kuhn

Mit dem Prix Caritas 2021 wurde in Luzern der Schweizer Klima-Wissenschaftler Thomas Stocker ausgezeichnet. Der Preisträger beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Klima und hat in führender Stellung UNO Berichte des Weltklimarats IPCC mitverfasst, in denen erstmals auf den Zusammenhang zwischen der globalen Klimakrise und der Armut im globalen Süden hingewiesen wird. Für dieses gesellschaftspolitische Engagement erhält er den Prix Caritas und wurde von Ständerat Hans Stöckli gewürdigt.

Thomas Stocker ist ein weltweit anerkannter, führender Klimaforscher und Professor für Klima- und Umweltphysik an der Universität Bern. Er engagierte sich als Experte und Mitglied im Weltklimarat und hat die Arbeitsgruppe 1 des «Intergovernmental Panel on Climate Change» (IPCC) während sieben Jahren geleitet. In dieser Funktion verantwortete er den 5. Klimabericht, der die wissenschaftliche Grundlage des Pariser Klimaabkommens von 2015 bildet. Im Synthesebericht, der daraus resultierte, wurde erstmals der Fokus auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Armut gerichtet.

Der Klimawandel beschäftigt Thomas Stocker bereits seit 30 Jahren. Zuerst untersuchte er die Rolle der Ozeane mit Hilfe von Klimamodellen und wandte sich dann den Auswirkungen des menschenverursachten Klimawandels zu. Heute rücken auch die Folgen für die armen Länder im globalen Süden und die Verknappung unserer Ressourcen ins Zentrum.

Die Klimaveränderung verstärkt die Armut im globalen Süden

Eine Zunahme von Klimakatastrophen führt zu einer Verknappung der lebenswichtigen Ressourcen für Mensch und Natur. Die Schadenskosten sind immens. Die ärmsten Länder in tropischen und subtropischen Regionen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, trifft es am meisten. «Ihre Öko- und Sozialsysteme sind bereits ohne die extremen Klimaauswirkungen am Limit, die Menschen sind sehr verletzlich», erklärt Thomas Stocker. Schon bei einem weltweiten Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius verringere sich die Produktion von Nahrungsmitteln, die Preise stiegen. «Im Sahel wird der Zugang zur Ressource ‘Wasser’ immer schwieriger, an anderen Orten wird die Ressource ‘Land’ knapp oder verschwindet», führt er aus und hält gleichzeitig fest: «Es ist keine Frage: Die Klimaveränderung verstärkt die Armut».

Hans Stöckli, Ständerat und Ständeratspräsident 2020, würdigte in seiner Laudatio das Insistieren von Thomas Stocker auf den armutspolitischen und sozialen Aspekten der Klimakrise: «Sie halten uns als Naturwissenschaftler und Experte die Fakten zur Klimakrise vor Augen. Darüber hinaus erinnern Sie uns auch eindringlich an die ethisch-moralischen Dimensionen dieser Krise. Nämlich daran, dass die Klimakrise die soziale Ungleichheit zulasten der benachteiligten Bevölkerung in den ärmsten Ländern des globalen Südens vergrössert und dass die Hauptverantwortung für die Klimakrise bei den Industrieländern liegt».

Klimagerechtigkeit: Auch die Schweiz steht in der Pflicht

Nur die Kombination von konsequentem Klimaschutz, die Dekarbonisierung, also der Ersatz der fossilen Energieträger, und die Anpassung an den Klimawandel kann die negative Entwicklung und die grössten Schäden vermeiden. Für Thomas Stocker liegt dies klar in der Verantwortung der Industrieländer. «Wir müssen Lösungen anstossen und umsetzen. Riesige Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind unabdingbar. Ebenso zentral ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und das Schliessen der Kreisläufe der Materie und des Konsums. Nur so können wir die Risiken für die Menschen und die Natur mindern.»

Der Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz liegt mit rund 14 Tonnen CO2-Äquivalent pro Person und Jahr deutlich über dem europäischen und beträgt mehr als das Doppelte des weltweiten Durchschnitts. Die Menschen in Afrika produzieren pro Kopf und Jahr weniger als eine Tonne Treibhausgas. «Die Schweiz steht also in der Pflicht, massgeblich zur Klimagerechtigkeit beizutragen», stellt Thomas Stocker fest. «Sie hat die Kraft, einen technologischen Entwicklungsschub auszulösen. Wir dürfen diese Chance nicht verpassen. Statt alte Technologien zu verteidigen, müssen wir die Chancen packen und in neue investieren. Die Schweiz als dynamischer Innovationsstandort hat die Möglichkeit, hier Führung zu übernehmen.»

Zurzeit arbeitet Thomas Stocker zusammen mit Kolleginnen und Kollegen an einem Grossprojekt für die kommenden zehn Jahre: An vier Hotspots auf der Erde untersuchen sie die Wirkung von Klimaveränderung, Landnutzung und Biodiversität auf Mensch und Natur. Damit leistet er einen Beitrag zur besseren Anpassung an den Klimawandel und zur Erhaltung der Ökosysteme.

Thomas Stocker wird mit dem Prix Caritas ausgezeichnet, weil er Armutsaspekte und entwicklungspolitische Folgen der Klimaveränderung in die Forschung miteinbezieht. Er leistet einen Beitrag dazu, dass sich exponierte Gesellschaften an die Klimaveränderung anpassen können.

Der Prix Caritas geht alljährlich an Personen, die sich durch hohe Fachkompetenz und Menschlichkeitsowie durch nachhaltiges und innovatives Engagement auszeichnen. Die Preissumme von 10‘000 Franken kommt einem Projekt des Preisträgers zugute.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]

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Über Leonard Wüst

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