Publikation zur Geschichte der Bildung im Kanton Uri erschienen

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Schulzimmer in Unterschächen, März 1954 (Fotoarchiv Aschwanden, Staatsarchiv Uri)

Im Rahmen des Forschungsprojekts «Bildung in Zahlen», das vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich in den Jahren 2017 bis 2020 durchgeführt wurde, ist die Publikation «Geschichte und Geschichten der Bildung im Kanton Uri» erschienen. Die Publikation bietet einen reich bebilderten Einblick in die Entwicklung des Schulwesens im Kanton Uri, von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Die Anfänge des Schulwesens im Kanton Uri waren wie überall in der Schweiz wenig reglementiert. Meistens ging die Initiative zur Führung einer Schule von kirchlichen Institutionen aus. Die erste Schulordnung stammt aus dem Jahr 1579 und verfolgte als oberstes Ziel, den Schülerinnen und Schülern das Schreiben beizubringen.

Im Anschluss an die Bundesverfassung von 1848 erliess der Urner Regierungsrat 1875 eine erste kantonale Schulordnung. Eine Volksschule gab es in Uri zwar bereits lange vorher, nur besuchten die Kinder diese oft nicht regelmässig. Ausserdem konzentrierte sich die Schulzeit zunächst vor allem auf die Wintermonate, da die Kinder in der warmen Jahreszeit als Arbeitskräfte gebraucht wurden. Bis auf die Kantonsschule in Altdorf waren alle Schulen lange Zeit von den Gemeinden oder privat getragen. Dies gilt auch für die Fortbildungsschulen mit berufsbildendem Charakter.

Christliches Bildungs- und Erziehungsideal

Ein Kernelement der alten Urner Schulpolitik bildete das christliche Bildungs- und Erziehungsideal. Besonderen Einfluss auf das Bildungswesen hatten die Ordensgemeinschaften von Ingenbohl und Menzingen, die Lehrschwestern in beinahe alle Urner Gemeindeschulen und auch in die Kindergärten entsandten. Für die gymnasiale Bildung setzen sich die Benediktinermönche aus Mariastein, die Patres des Mariannhiller-Missionsordens und die Marianisten ein, die allesamt in Altdorf wirkten. Die enge Zusammenarbeit von Kirche und Staat im Schulwesen blieb bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bestehen.

Wirtschaft und Armee als Motor für die Bildung

Neben den kirchlichen Institutionen beeinflussten Wirtschaft und Armee die Entwicklung der Bildungslandschaft. Noch im 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft der bedeutendste Wirtschaftszweig. Der Ausbau der Gotthardstrasse in den 1820er-Jahren und der Bau der Gotthardbahn zwischen 1872 und 1882 brachten viele zusätzliche Menschen in den Kanton. Dies führte vorerst zu überfüllten Klassenzimmern, aber auch zur Entwicklung einer beruflichen Ausbildung. Es entstanden gewerbliche Fortbildungsschulen; sie hoben die Qualität der Berufsbildung auf ein höheres Niveau.

Die neuen effizienten Verkehrswege führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der auch das Bildungswesen positiv beeinflusste. So eröffnete die Gotthardbahngesellschaft noch vor der Jahrhundertwende auf beiden Seiten des Gotthardtunnels eine Sekundarschule, auf der Nordseite in Erstfeld. Zwischen 1902 und 1975 führte die Armee in Andermatt die ganzjährig geführte «Schule für Angehörige der Beamten und Angestellten der Gotthardverwaltung». Die Industrie, die sich im 20. Jahrhundert in Uri ansiedelte – so zum Beispiel die 1896 gegründete Munitionsfabrik (heute Ruag) – lieferte ebenfalls wichtige Impulse, besonders für die Berufsbildung.

Institutionelle Veränderungen in der Steuerung

Im Kanton Uri organisierte und beaufsichtigte der Erziehungsrat das Schulwesen. Der Rat bestand als zweite Exekutivbehörde neben dem Regierungsrat und agierte weitgehend selbstständig. Mit der Reform der Kantonsverfassung im Jahr 1968 wurde die Erziehungsdirektion geschaffen (seit dem Jahr 2000: Bildungs- und Kulturdirektion). Die neue Schulordnung von 1971 übertrug die Oberaufsicht über das gesamte Schul- und Erziehungswesen sodann dem Regierungsrat; der Erziehungsrat besteht als zuständige Behörde jedoch weiterhin.

Zusammenarbeit von Universität Zürich und Staatsarchiv Uri

Die ganze Urner Bildungsgeschichte findet sich in der neu erschienenen Publikation «Geschichte und Geschichten der Bildung im Kanton Uri». Sie entstand im Rahmen des Forschungsprojekts «Bildung in Zahlen» des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv, das zwei Artikel und viele Bilder beisteuerte. Die Bildungs- und Kulturdirektion unterstützte das Projekt finanziell und wirkte als Co-Herausgeberin. Die Gestaltung der Publikation besorgten zwei Lernende in Mediamatik der Kantonsverwaltung. Damit berichtet die Publikation nicht bloss von der Geschichte der Bildung, sondern leistete bei ihrer Entstehung auch selbst einen kleinen Beitrag zur beruflichen Ausbildung.

Geschichte und Geschichten der Bildung im Kanton Uri, herausgegeben von der Bildungs- und Kulturdirektion Uri und dem Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich (Stefan Kessler und Lea Hägi), Altdorf 2023.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]