Eine deutsch-russisch-
Neben der Italienreise Goethes ist sie eine der wirkungsmächtigsten Auslandserfahrungen in der Literaturgeschichte: die Begegnung des europäischen Dichters Rainer Maria Rilke (1875–1926) mit Russland und der heutigen Ukraine. Die Reisen mit Lou Andreas-Salomé in den Jahren 1899 und 1900 wurden für den 25-Jährigen zu einem poetischen Erweckungserlebnis, die «Wendung ins eigentlich Eigentliche».
Russlanderfahrungen an der Wende zum 20. Jahrhundert: Rilke – Cendrars – Spitteler
Die Ausstellung «Rilke und Russland» führt erstmals Zeugnisse dieser legendären Faszination aus internationalen Sammlungen zusammen. Möglich wird dies dank der Zusammenarbeit des Deutschen Literaturarchivs Marbach (DLA) mit dem Schweizerischen Literaturarchiv in Bern (SLA), dem Strauhof Zürich und dem Staatlichen Literaturmuseum der Russischen Föderation in Moskau. Gezeigt werden u. a. Tagebücher, Dokumente und Bilder aus dem DLA, dem SLA, dem Rilke-Archiv in Gernsbach, dem Lou Andreas-Salomé-Archiv in Göttingen sowie dem Puschkin-Museum für Bildende Künste, den Tolstoi Museen in Moskau und Jasnaja Poljana, der Tretjakow-Galerie und dem Institut für russische Literatur (Puschkin-Haus in St. Petersburg). In der Nationalbibliothek in Bern werden zudem die Russland-Erfahrungen zweier schweizerischer Schriftsteller thematisiert: diejenigen von Blaise Cendrars (1887–1961) und von Carl Spitteler (1845–1924). Wie Rilke haben beide in Russland früh literarische Erfahrungen gesammelt und Impulse für ihr weiteres Schaffen erhalten.
Die Ausstellung «Rilke und Russland» wird am 3. Mai 2017 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach eröffnet, ist ab 15. September teils in der Nationalbibliothek in Bern, teils im Strauhof in Zürich zu sehen und wandert im Februar 2018 nach Moskau, wo sie in der Neuen Manege zu sehen sein wird. Die künstlerische Leitung hat Thomas Schmidt (DLA) inne, die Schweizer Inhalte verantwortet das SLA unter der Leitung von Irmgard Wirtz.
Rilkes Russlandreisen: Der künstlerische Blick von heute
Ausgestellt werden rund 280 Exponate und 100 Künstlerfotos. Darunter befinden sich Ikonen aus Rilkes eigenem Besitz, ein Gemälde von Leonid Pasternak, manche von Rilkes Büchern, Notizen und Manuskripten sowie Korrespondenz mit Lew Tolstoi, Leonid und Boris Pasternak, Anton Tschechow und anderen. Kunstwerke von heute eröffnen gegenwärtige Perspektiven auf Rilkes Reisewege in Russland: Fotografien von Mirko Krizanovic und Barbara Klemm sowie ein Film von Anastasia Alexandrowa werden korrespondierend zu den historischen Materialien gezeigt. Die Autorin und Slawistin Ilma Rakusa verfasst einen literarischen Essay für den begleitenden Katalog.
Rilke und die Schweiz
Rainer Maria Rilke verbrachte seine letzten Lebensjahre von 1919 bis 1926 im Wallis. In Muzot, einem Château der Familie Reinhart, fand er seine letzte Heimat. Sein Grab liegt auf dem Friedhof von Raron. Seine Schweizer Mäzenin Nanny Wunderli-Volkart schenkte ihre Rilke-Sammlung 1951 der damaligen Schweizerischen Landesbibliothek (heute: Schweizerische Nationalbibliothek). Diese Sammlung bildete den Grundstock des Schweizerischen Rilke-Archivs, das seit 1991 zum SLA gehört.
http://www.nb.admin.ch/rilke-
http://strauhof.ch/
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Ausstellungsdaten (voraussichtlich):
Marbach: 3. Mai 2017–6. August 2017
Bern/Zürich: 15. September–10. Dezember 2017 (Vernissage Bern 14. September, Zürich 15. September)
Moskau: Februar–April 2018[content_block id=29782 slug=ena-banner]