
Das Übersichtsfoto/Orthofoto zeigt die Grabkammer (untere Bildhälfte) und ein freigelegtes Brandgrab (oben rechts) für die Blockbergung. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)
Zwischen Mai und Juli 2025 untersuchte die Kantonsarchäologie Luzern einen Grabhügel auf dem Santenberg bei Buchs (Gemeinde Dagmersellen). Bei der Notgrabung kamen mehrere Bestattungen und reiche Beigaben zum Vorschein. Ausgelöst wurde die Grabung aufgrund der natürlichen Gefährdung durch Erosion, aber auch wegen des Verdachts auf Raubgräberei.
Der urgeschichtliche Grabhügel im Grundwald ist seit den 1990er-Jahren bekannt. Eine archäologische Zustandskontrolle Anfang 2025 zeigte deutlich Spuren von Raubgrabungen. Als dann auch noch zwei bronzene Armringe wenige Zentimeter unter dem heutigen Waldboden zum Vorschein kamen, war eine Notgrabung unumgänglich. Während der archäologischen Grabung wurden mindestens zwei Körperbestattungen und drei Brandbestattungen untersucht. Sie stammen aus der mittleren Bronzezeit (um 1500 v.Chr.) und der frühen Eisenzeit (um 650 v.Chr.). Ob und was für Fundgut durch die illegalen Eingriffe verloren ging, ist momentan nicht geklärt.
Eine reiche Bestattung
Ursprünglich wurde der Grabhügel für eine zentrale Bestattung errichtet. Dafür wurde der Moränenkamm abgetragen und eine 2 x 3 Meter grosse Steinsetzung für eine Kammer aus Holz oder Stein ausgelegt, in die die verstorbene Person mit den Beigaben gebettet wurde. Anschliessend wurde die Grabkammer mit Steinen überdeckt und der Hügel mit Erde aufgeschüttet. Seine ursprüngliche Höhe lässt sich heute wegen der langen Zeitdauer der Erosion nicht mehr bestimmen.
Die reichen Grabbeigaben bestanden aus einem Bronzeschwert, einer bronzenen Gewandnadel, einem bronzenen Fingerring, einer Bernsteinperle, zwei Keramikgefässen und einer bronzenen Zierscheibe. Dank der Funde lässt sich das Grab in die mittlere Bronzezeit um 1500 v.Chr. datieren. Vom Skelett selbst sind im sauren Boden nur wenige Reste erhalten geblieben. Bestattungen aus dieser Zeit sind in der Schweiz äusserst selten, weshalb das Grab vom Grundwald von hohem wissenschaftlichem Wert ist.
Weitere Gräber
Im Verlauf der Zeit wurden weitere Körper- wie auch Brandgräber in den Grabhügel eingebracht. Die jüngste Bestattung wird aufgrund gefundener Armringe in die frühe Eisenzeit (um 650 v. Chr.) datiert. Dies zeugt von einer sehr langen Bestattungstradition und der Bedeutung dieses Platzes. Siedlungsspuren aus nachgewiesenen Epochen fehlen bislang in der näheren Umgebung.
Modernste Untersuchungsmethoden
Die sehr fragilen Beigaben und Teile der Gräber wurden blockweise geborgen, damit sie geröntgt und unter Laborbedingungen freigelegt werden konnten. Die Restauratorin und weitere Spezialistinnen untersuchen momentan die Metallobjekte auf mögliche anhaftende Textilien und legen die Brandbestattungen frei. Die Gefässe werden auf mögliche Getränke- oder Speisebeigaben untersucht.
Wichtig ist die Analyse der menschlichen Skelettreste aus den verschiedenen Bestattungen. Sind die Knochenreste genügend gut erhalten, können im besten Fall Informationen wie Alter, Grösse, Verwandtschaft gewonnen werden. Durch Genanalysen sind sogar Erkenntnisse zu Herkunft, Krankheiten und Aussehen der Verstorbenen möglich.
Illegale Raubgräberei
Der archäologische Wert dieses Grabhügels ist hoch einzuschätzen, da er in fast ungestörtem Zustand mit den neusten Dokumentations- und Analysemethoden untersucht werden konnte. Sie verhelfen zu neuen Erkenntnissen über frühere Lebensverhältnisse und bereichern das heutige Verständnis vergangener Kulturen – unserer eigenen Geschichte. Deshalb ist es immens wichtig, auf die Bedrohung des archäologischen Kulturerbes durch illegale Raubgräberei z.B. mit Metalldetektoren und deren zerstörerische Vorgehensweise hinzuweisen. Die Bevölkerung kann hier einen Beitrag leisten und verdächtige Aktivitäten der Polizei oder der Kantonsarchäologie Luzern melden. Schliesslich sollen die Funde und die daraus gewonnenen Erkenntnisse über unsere Vergangenheit allen Menschen und nicht nur einer Einzelperson zugutekommen.
Anhang
Bild 1: Grabungssituation: Das Skelett wird dokumentiert und die Blockbergung der Grabbeigaben vorbereitet. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)
Bild 2: Das Übersichtsfoto/Orthofoto zeigt die Grabkammer (untere Bildhälfte) und ein freigelegtes Brandgrab (oben rechts) für die Blockbergung. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)
Bild 3: Körperbestattung mit Beigaben: Schädel mit Keramikgefäss (rechts), Nadel auf Brustbereich und daneben in linker Lage färbt sich das Bronzeschwert ab. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)
Bild 4: Keramikgefäss aus der zentralen Bestattung. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)
Bild 5: Freilegung des Bronzeschwerts im Labor. (Foto: Kantonsarchäologie Luzern)