Schicksal am See, Gotteslabor im Festspielhaus

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Bregenz, 6.7.2017
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Blick in die Proben von „Carmen“ und „Moses in Ägypten“. Bald kann das Spiel auf dem See beginnen. Doch noch wird täglich in der Carmen-Kulisse geprobt. Zwei Riesenhände und 59 überdimensionale Spielkarten symbolisieren jenen Schicksalsmoment, in dem Carmen durch Kartenlegen ihre Zukunft vorhersehen will. Am 19. Juli starten die Bregenzer Festspiele mit der Oper von Georges Bizet in ihre 72. Saison.

Tags darauf folgt im Festspielhaus die Oper Moses in Ägypten, wo derzeit ebenfalls die Proben die Finalphase erreichen. Am Pressetag heute lassen sich Festivalleitung und Künstler in die Karten und auf das Rote Meer blicken.

Das Kartenspiel auf dem See „Dient Schicksal als Entschuldigung, das eigene Leben nicht zu ändern?“ Dieser Frage spürt Regisseur Kasper Holten in seiner ersten Bregenzer Festspiel-Inszenierung nach. Zu Carmen hat der aus Dänemark stammende Künstler einen besonderen Bezug:  Es war die erste Oper, die er gesehen hat. Eine wesentliche Rolle soll den weißen Kartenrücken zukommen, die als Projektionsflächen dienen und im Verlauf der Aufführung verschiedene Motive zeigen. Was alles abgebildet sein wird, möchte Holten nicht preisgeben. Festzustehen scheint jedoch, dass neben klassischen Spielkarten-Sujets weitere Motive zu sehen sein werden. Ein Merkmal dieser Oper sei der Schicksalsbegriff, der etwas Menschengemachtes sei. Die Entwicklung einer Inszenierung für die Seebühne sei komplett anders als alles, was er bisher realisiert habe.

Das Bühnenbild stammt von Es Devlin, die erstmals bei dem Sommerfestival tätig und seit Festspielgründung 1946 die zweite Frau ist, die eine Opernkulisse im Bodensee entworfen hat. Am Pult der Wiener Symphoniker steht Paolo Carignani, Dirigent der Bregenzer Turandot-Inszenierung 2015 und 2016 sowie von Hamlet, der Oper im Festspielhaus 2016.

Meeresspaltung im Festspielhaus Im Festspielhaus teilt Lotte de Beer das Rote Meer gemeinsam mit dem aus den Niederlanden stammenden Theaterkollektiv Hotel Modern. „Hat Gott die Menschheit nach seinem Bild geschaffen oder die Menschen einen Gott nach ihren Vorstellungen?“, fragt die aus den Niederlanden stammende Regisseurin, die 2015 den International Opera Award „Best Newcomer“ gewann. Für Moses in Ägypten entwirft Hotel Modern winzige Puppen und Gegenstände, die sich in einer eigens gebauten Umgebung live auf der Bühne bewegen und durch Kameras gefilmt auf eine Leinwand übertragen werden. „Menschen auf der Bühne mit einer Miniaturwelt spielen zu sehen, die das Leben winziger Kreaturen beeinflussen, gibt mir automatisch die Assoziation eines Gottes, der mit der Welt spielt. Es erinnert fast an ein Labor“, erläutert de Beer.

Enrique Mazzola dirigiert die Wiener Symphoniker, die Ausstattung stammt von Christof Hetzer, Bühnenbildner von Hoffmanns Erzählungen der Saison 2015. Premiere ist am 20. Juli, es folgen zwei weitere Aufführungen.

Carmen über 90 Prozent gebucht Das Vorverkaufs-Schicksal ist derweil entschieden: Mehr als 90 Prozent der insgesamt 200.000 Carmen-Tickets (inkl. Generalprobe) sind zwei Wochen vor der Premiere gebucht. Der kaufmännische Direktor Michael Diem rechnet mit einer Vollauslastung, zeigt sich angesichts des Rekordverkaufs dennoch zurückhaltend: „Abgerechnet wird am Schluss. Denn auch in diesem Jahr spielt das Wetter eine entscheidende Rolle“. Die Julitermine seien ausverkauft, für Carmen-Vorstellungen im August stünden Tickets in verschiedenen Kategorien zur Verfügung. Insgesamt haben die Bregenzer Festspiele für die 80 Veranstaltungen der Saison 2017 rund 220.000 Tickets aufgelegt.

Die Bregenzer Festspiele 2017 finden von 19. Juli bis 20. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]

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Über Leonard Wüst

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