«Filterblase», «Einkaufstourist» und «Dichtestress» – Wörter wie diese
zeigen seit 2003, wie die Deutschschweiz tickt. Jetzt wird das Schweizer
Wort des Jahres viersprachig, interaktiv und messbar.
Am 1. Juli 2017 übernimmt das Departement für Angewandte Linguistik der
ZHAW unter der Leitung von Daniel Perrin die Trägerschaft der Institution
«Wort des Jahres» für die Schweiz. Gesucht werden jährlich neue Wörter,
die aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen besonders prägnant
ausdrücken. «Wörter zeigen, wie wir ticken – als Individuen wie als
Gesellschaft», sagt Perrin.
Von Oxford bis Hazel Brugger
Das Wort des Jahres wird in Deutschland seit 1977 ermittelt, von der
Gesellschaft für deutsche Sprache. Ein englisches Wort des Jahres
bestimmen seit 2004 Wissenschaftler von «Oxford Dictionaries», seit 2005
getrennt nach «UK» und «US». Schon 2002 aber gründete Daniel Quaderer in
Vaduz das Büro Wort des Jahres, und 2003 verkündete er, in enger
Zusammenarbeit mit Radio SRF 3, zum ersten Mal ein eigenes Wort des Jahres
für die Schweiz.
Die Kürung von Schlagwörtern wie «Meh Dräck» (2004) und «Asylchaos» (2015)
habe zu reden gegeben und die Leute angeregt, über ihre Zeit und deren
Sprache wacher nachzudenken, sagt Quaderer. Jurymitglieder wie der Autor
Peter Stamm oder die Slampoetin Hazel Brugger, aber auch der Kolumnist
Bänz Friedli und die Wortakrobatin Nora Zukker hätten zum Interesse der
Öffentlichkeit am Wort des Jahres beigetragen. Der Erfolg der Aktion rufe
jetzt aber nach mehr: «Dank der ZHAW ist nun auch in der Schweiz die
wissenschaftliche Fundierung der Aktion sichergestellt.»
Forschung und Praxis gemeinsam
Ab 2017 wird das Wort des Jahres von Sprachwissenschaftlerinnen und
Sprachpraktikern gemeinsam ermittelt. «Wir stützen uns dabei auf das neue
Datenkorpus swiss-AL, mit dem wir am Departement Angewandte Linguistik der
ZHAW den öffentlichen Diskurs in der Schweiz messen», sagt Perrin. Zudem
soll das Wort des Jahres neu in allen vier Landessprachen ermittelt
werden. Und schliesslich sollen alle, die sich für Sprache interessieren,
auf einer Internetplattform Ideen einreichen können für das jeweils
nächste Wort, das Unwort und den Satz des Jahres.