BesetzungCio-Cio-San (genannt Butterfly) Elena Guseva
Suzuki Aytaj Shikhalizada
B. F. Pinkerton Łukasz Załęski
Sharpless Yngve Søberg
Goro Spencer Lang
Der Fürst Yamadori Patrik Reiter
Onkel Bonzo Levente Páll
Kate Pinkerton Hamida Kristoffersen
Der kaiserliche Kommissar Matthias Hoffmann
Kind Aurel Boss
Musikalische Leitung Yi-Chen Lin
Bregenzer Festspielchor
Tänzer:innen der Bregenzer Festspiele
Wired Aerial Theatre
Statisterie der Bregenzer Festspiele
Prager Philharmonischer Chor
Wiener Symphoniker
Meine persönliche Spiel auf dem See Geschichte begann im Jahre 1992, mit Julia Migenes in der Titelrolle bei Georges Bizets «Carmen», diejenige des Spiel auf dem Sees an sich schon im Jahre 1946 mit einem Konzert auf zwei zusammengebundenen Lastkähnen beim Spielort Gondelhafen
https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1946
in den folgenden drei Jahren am Spielort Strandbad
https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1947/die-entfuehrung-aus-dem-serail
bevor im Jahr 1950 mit der Operette «Gasparone» von Karl Millöcker der heutige Ort Seebühne seine Feuertaufe erlebte und von dem aus die schier unglaubliche Erfolgsgeschichte begann und bis heute mit pro Saison 26 ausverkauften Vorstellungen mit jeweils 7000 Zuschauern anhält und für die Tickets am Platz vor der Bühne vor Vorstellungen wie Wertpapiere gehandelt werden.
https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1950 .
Mein Pakt mit dem Bregenzer Wettergott
Voraussetzung für gelungene Open Air Events jeglicher Art ist natürlich gutes Wetter. Ich buche immer für den ersten Samstag im August und mein «Wetterpoker» war bis jetzt, also über 30 Jahre noch immer erfolgreich, mit exakt drei «Zittertagen»:
Turandot 2016: ca. 20 Minuten nach Beginn, also um etwa 21.20 Uhr ein unverhoffter Platzregen und kurze Flucht in den Innenbereich der Seebühne, wo man Regenkapuzen erstehen konnte, wenns dann weiterginge. Nach ungefähr fünf Minuten war der Spuk vorbei, die Bühne ausreichend abgetrocknet und von Pfützen soweit gereinigt, dass ein gefahrloses agieren auf derselben wieder möglich war. Also seinen Platz wieder einnehmen, den man mit einem Taschentuch sitztauglich getrocknet hatte und schon gings weiter ohne Wetterkapriolen bis zum Schluss, Glück gehabt.
Rigoletto 2021: Nicht grad optimistische 14 Tage Wetterprognose, die aber, je näher der 1. August Samstag rückte, immer ein bisschen besser wurde, aber bis am Samstag selbst noch immer Regen im «Programm» hatte. Bei unserer Abfahrt um ca. 13.00 Uhr trübte denn auch ein Nieselregen unsere Vorfreude leicht, konnte aber meinen Optimismus auf sich bessernde Bedingungen bis zur Spielzeit um 21.00 Uhr nicht «überstimmen». Da es aber während unserer ungefähr 2 ½ stündigen Anreise nicht aufhörte zu regnen, waren wir schon nicht mehr grad in Festlaune. Auch auf dem Fussmarsch vom Parkplatz zur Seebühne war ein Schirm von Vorteil, aber immerhin war es jetzt, ca. fünf Stunden vor Beginn, nur noch ein Nieselregen und es deutete sich an, dass es nächstens ganz aufhören würde, da sich ab und zu auch ein Sonnenstrahl durch die Wolken schmuggelte. Wir genossen ein feines Nachtessen im Gastronomiezelt vis a vis der Seebühne und das Wetter wurde besser und besser und war bis zum Spielbeginn fast so gut wie unser Essen und unsere Stimmung, als etwa eine Stunde vor Start die ordentliche Durchführung der Vorstellung über Lautsprecher verkündet wurde.
Madame Butterfly 2023: Nach reichlich Sonnenschein und teils sehr hohen Temperaturen im Juni und Juli waren die Wetteraussichten für das vergangene Wochenende sehr betrüblich und das Ende meines Wetterglücks in Bregenz rückte äusserst bedrohlich nahe. Da ich aber, wie meist die letzten Jahre, Hotelzimmer gebucht hatte, war für mich eine Nichtanreise undenkbar, immer in der Hoffnung, dass die Voraussagen der Metereolog*innen nicht zutreffen würden. Bei Abreise mit dem Zug zuhause war es immerhin trocken, was meine Hoffnung nährte, doch noch erfreulich überrascht zu werden. Auf der Fahrt im Intercity von Luzern Richtung Bodensee, trübte der Himmel, somit auch meine Stimmung ein und schon kurz vor Zürich konnte der Himmel seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch auf der weiteren Fahrt Richtung Bregenz liess der Regen nicht, oder kaum nach und meine Glückssträhne schien tatsächlich zu reissen.
Hoffnung keimte auf, als mein Bregenzer Wettergott eingriff
Dann aber, kurz hinter St. Gallen, schaltete sich mein Bregenzer Wettergott ein und entzog Petrus nach und nach den Flüssigkeitsnachschub, sodass wir in Bregenz auf dem kurzen Weg vom Bahnhof Bregenz Hafen zum Hotel die mitgenommenen Schirme nicht aufspannen mussten und trockenen Fusses dort ankamen. Auch der Himmel hatte sich aufgehellt, Regenwolken waren verschwunden und so spazierten wir nach dem Zimmerbezug erwartungsvoll gutgelaunt der ca. einen Kilometer langen Strandpromenade entlang Richtung Seebühne, um vor der Veranstaltung noch im Gastronomiezelt vis a vis, wie jedes Jahr, gepflegt zu dinieren und mit einem perlenden Glas Festspielcuvée auf das kommende Erlebnis anzustossen. Sogar die Sonne lugte hervor, um uns zu begrüssen, also alles bestens, der Entwarnung folgte Erleichterung und Vorfreude.
Die beeindruckende Kulisse
Die Seebühne in Bregenz bietet eine imposante Kulisse für Giacomo Puccinis Oper „Madama Butterfly“. Die Seebühne, Spielort seit 1950, erstaunt immer wieder mit imposanten Bühnenbildern, besonders spektakulär für Verdis „Rigoletto“ in den Jahren 2019 und 2021, beeindruckend auch für die japanische Butterfliege, wenn auch vielleicht nicht ganz so spektakulär auf den ersten Blick. Dennoch täuscht der erste Eindruck, denn das von Bühnenbildner Michael Levine entworfene Papierblatt ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt fast das Doppelte der damaligen Rigoletto-Figur.
Zitat aus dem Liebherr Magazin
Die Idee zum Bühnenbild stammt von dem gebürtigen Kanadier Michael Levine. Seit fast vierzig Jahren ist er an den renommiertesten Spielstätten der Welt tätig und nun zum ersten Mal in Bregenz dabei. Dafür hat er zunächst ein Modell entworfen und digitalisiert. Seine Vorstellung: Auf dem Bodensee treibt ein hauchdünnes, großes Pergamentblatt– achtlos zerknüllt und ins Wasser geworfen. An einer Seite wölbt es sich leicht nach oben über den See. Auf dem strahlenden Weiß ist die Tuschzeichnung einer japanischen Landschaft zu erkennen. Das Blatt ist schutzlos den Wellen ausgeliefert. An seine rechte Seite schmiegt sich ein Papierschiff, mit Elementen der amerikanischen Flagge bemalt. Als „kunstvoll und zerbrechlich“ empfindet Intendantin Elisabeth Sobotka das Bühnenbild. Denn das Papier steht in seiner Zartheit und Zerbrechlichkeit für die Hauptfigur in der tragischen Oper. Zitatende
Die Wiener Symphoniker und die Dirigentin Yi-Chen Lin
Die Wiener Symphoniker spielen auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses, während der Orchesterklang auf den See übertragen wird. Unter der Leitung der in Wien aufgewachsenen, gebürtigen Taiwanesin Yi-Chen Lin interpretieren sie Puccinis feingesponnenes Notengeflecht intensiv und gefühlvoll und lassen den Stimmen auf der Bühne genug Raum und Volumen zur Entfaltung.
Die Dirigentin Yi-Chen Lin
Die Dirigentin Yi-Chen Lin stammt aus einer Musikerfamilie aus Taipei und begann schon im zarten Alter von vier Jahren mit dem Geigenunterricht. Als außergewöhnlich begabt erwiesen, wurde sie mit neun Jahren zur Vorbereitungsklasse der Wiener Musikhochschule zugelassen. Yi-Chen Lin gab ihr Debüt als Dirigentin 2009 mit dem RSO Wien und ist seit der Saison 2020/21 Kapellmeisterin und musikalische Assistentin an der Deutschen Oper Berlin.
Weltklasse Klangqualität dank ausgetüfteltem System
Die Qualität der Musikübertragung vom Festspielhaus zur Bühne ist inzwischen von derart hoher Qualität, dass die Bregenzer Festspiele sich trauen, „Madama Butterfly“ in das Programm aufzunehmen. Regisseur Andreas Homoki stellt keine aktuelle Sextourismusgeschichte dar, sondern setzt die Oper in eine erstarrte japanische Kultur zum Ende des Shogunats und ein Amerika der 1950er-Jahre. Die Inszenierung beeindruckt durch ihre ruhige Hand und poetische Bilder.
Das Drama der Handlung
Die Oper erzählt vom Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Zivilisationen: dem amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton, der eine Scheinehe mit der jungen Japanerin Ciò-Ciò-San eingeht. Diese nimmt die Ehe ernst und wartet drei Jahre lang auf ihn, während er mit seiner neuen, amerikanischen Frau zurückkehrt, um das gemeinsame Kind mitzunehmen. Doch das einstige Papierboot hat sich zu einem überdimensionalen Symbol entwickelt und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Eine Inszenierung voller Poesie
Die Inszenierung von Andreas Homoki besticht durch ihre Poesie und durchdachte Gestaltung. Sie vermeidet Effekthascherei und gibt den Akteur*innen und der Musik genug Raum zur Entfaltung. Die Hauptfigur, gespielt von Elena Guseva, überzeugt mit ihrer lyrischen und anrührenden Darbietung und auch die andern Darstellenden agieren auf höchstem Niveau. Primus inter pares bei den männlichen Darstellern ist Yngve Søberg, der den amerikanischen Konsul Sharpless verkörpert. Die Inszenierung bleibt wie ein Kammerspiel fokussiert auf die Titelfigur. Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Yi-Chen Lin fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und die Soundanlage bewährt sich.
Zweiter Teil der zweistündigen Inszenierung
Auch in der zweiten Hälfte bleibt die Inszenierung im Vergleich mit vergangenen Festspielproduktionen weniger spektakulär, dafür sehr ästhetisch. Es ist weiter das Spiel mit dem Licht, das das Bühnenbild von Michael Levine, ein 1.340 Quadratmeter großes Blatt „Papier“, in immer neue Stimmungen und Zusammenhänge taucht. Ganz auf Spektakel wird freilich nicht verzichtet. So wird etwa Fürst Yamadori (Patrik Reiter) in einer Art Sänfte, die im Wasser um die Seebühne getragen wird, in das Spiel eingeführt. Als am Ende Madame Butterfly stirbt, ziehen Flammen als Projektion über die Bühne, die am oberen Ende des Bühnenbilds – das Blatt Papier ist abgebrannt – in echtes Feuer übergehen.
Das Auditorium war begeistert und spendete einen langanhaltenden stürmischen Shlussapplaus für den schlussendlich auch noch Dirigentin Yi-Chen Lin aus dem nahen Festspielhaus herbeieilte.
Fazit und Ausblick
„In des Welt-Atems wehendem All – ertrinken, versinken, unbewusst – höchste Lust!“ Butterfly rammt sich einen Dolch in den Leib, Tosca stürzt sich in die Tiefe, Carmen wird vom eifersüchtigen José erstochen, Alfredo kommt zu spät: seine todkranke Geliebte Violetta stirbt in seinen Armen. Nirgendwo wird so schön und virtuos gestorben wie auf der Bregenzer Seebühne .
Bereits jetzt blickt man erwartungsvoll auf 2024/25, wenn Carl Maria von Webers „Freischütz“ die Seebühne entern wird, bei der, ausnahmsweise, keine Dame im Finale das Zeitliche segnen muss.
.youtube.com/watch?v=JtZ2Sokm2i0&t=9s
Szenenfoto Diashow Madame Butterfly von Anja Köhler und Karl Forster
fotodiashows.wordpress.com/2022/08/08/madame-butterfly-seebuhne-bregenz-6-august-2022/
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: bregenzerfestspiele.com/de