Besetzung: Shawn Mendes und Band und Special Guest Alessia Cara
Rezension:
Aufgewachsen ist Shawn Mendes (*8.8.1998) in Pickering, einem Vorort von Toronto. Er ist portugiesischer und englischer Abstammung.
Stationen einer Weltkarriere via Social Media
Auf sich aufmerksam machte er im Internet, insbesondere bei Twitter, YouTube und Vine, wo er 2012 eine Coverversion von Hometown Glory von Adele veröffentlichte. Im Alter von 15 Jahren wurde er von Island Records unter Vertrag genommen. Weitgehend ohne Unterstützung von Radio und Fernsehen sicherte er sich eine große Anhängerschaft im Internet und erreichte bei Vine 3,8 Millionen Fans. Seine erste Veröffentlichung im Sommer 2014, der Song Life of the Party, wurde der am häufigsten geteilte Song der Woche bei Twitter und schaffte es auch in die kanadischen und amerikanischen Charts.
In den Billboard Hot 100 erreichte er Platz 24 und war damit der jüngste Interpret, der mit seiner Debütsingle eine so hohe Platzierung erreichte. Auch in anderen Ländern wie Neuseeland und Schweden war das Lied erfolgreich. Spricht man über Shawn Mendes, kann man Zahlen nicht aussen vorlassen. Mit 19 hat er bereits drei volle Alben veröffentlicht. Seine ersten beiden Platten schafften es auf Platz eins der amerikanischen Charts – und das vom ersten Tag an. Damit ist Mendes einer von nur fünf Künstlern, die selbiges vor Erreichen der Volljährigkeit vollbracht haben.
Nicht nur ein hübscher Teenie Schwarm zum kuscheln
Mendes ist aber nicht einfach nur ein gutaussehender Junge mit schöner Stimme, wie man sie einst in Boygroups fand. Er kann mehr. Aufmerksam wurde die Musikindustrie auf ihn, als er auf Youtube Coversongs postete, die grosse Beachtung fanden. Mendes trumpfte darin nicht nur als Sänger auf, sondern auch als subtiler Gitarrist. Diese Fähigkeit half ihm denn auch, seine eigenen Songs zu schreiben – oder mitzukomponieren. So auch auf seinem dritten Album, das er am 25. Mai 2018 veröffentlichte.
Einige Songs davon sind bereits bekannt, etwa der im März lancierte «In My Blood», in dem er über seine Angstzustände singt und der in der Schweiz auf Platz 5 der Hitparade stieg. Der Song zeigt, wie nahbar dieser Star ist. Und weshalb man ihn in einem Atemzug mit Namen wie Ed Sheeran oder John Mayer nennt.
All diese Komponenten sind denn auch der Grund, dass das Hallenstadion für dieses Konzert ausverkauft war, was sich auch in den propenvollen Trams manifestierte, die das Hallenstation bedienten. Inmitten tausender kreischender, vorwiegend weiblicher Zahnspangen Teenies fand ich meinen Platz im Pressesektor und arrangierte die benötigten Utensilien, wie Fotoapparat, Notizbock, Schreibzeug usw. und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Für einmal hatte der „Support Act“, (Alessia Cara), eine Landsfrau von Mendes, richtig für Stimmung gesorgt, sodass das Auditorium optimal auf den „Main Act“ eingestimmt war. Durchaus denkbar, dass die 22jährige Sängerin in absehbarer Zeit selbst als Haupt Act auf der Bühne steht, das nötige Rüstzeug dazu hat sie allemal.
Der portugiesisch stämmige Kanadier ist auch handwerklich top.
9‘000 Zuschauer verfolgten im komplett bestuhlten Stadion die perfekt inszenierte Pop-Rock-Show. Betonung auf Rock nebst Pop – dies deshalb, weil der Kanadier mit einer klassischen Rockband bestehend aus E-Gitarre, Bass, Drums und Tastenmann auf die Bühne tritt. Wohltuend: Anders als die meisten, derzeitigen Teenie Stars verzichtet Mendes auf DJ-Samples und andere Effekthascherei. Auch selber spielt der Mann ausgezeichnet Gitarre – akustisch wie elektrisch, was dann und wann auch mal in einem kleineren Gitarrenduell mit seinem Stammgitarristen endete und die Handarbeit seiner Musik unterstrich.
Einfluss hat Shawn Mendes auch an diesem Konzert-Abend. Immer wieder fordert er seine Fans auf, mitzusingen. Worauf die sehr textsichere Mädchenschar sich die Seele aus dem Leib kreischt. Jedermann/frau in der Halle steht, obwohl alle 9000 eine Sitzgelegenheit hatten. Es ist eine nüchterne Teenie-Party.Die eine Hälfte des Konzerts singt Mendes auf der Bühne, er setzt sich auch mal ans Klavier. Die zweite Hälfte steht er auf einem Plateau mitten in der Halle – auf dem eine überdimensionale leuchtende Rose steht, die fast bis zur Decke reicht.
Nebst Gesang, beherrscht Mendes auch Gitarre und Klavier virtuos
Der Kanadier griff, nebst der E Gitarre, zwischendurch auch zur akustischen, setzte sich auch mal an den Flügel um ein paar Harmonien oder Läufe zu setzen. Große Überraschungen bleiben aus. Die brauchen seine Fans auch überhaupt nicht. Das, im Volksmund „Wädlitempel“ genannte, Hallenstadion wird für einen Abend zu einer Oase, in der es keine Probleme zu geben scheint, etwas wie Friede, Freude Eierkuchen. eine Art heile Welt in einer Musikblase!
Dislokation auf eine kleine Rundbühne im Zentrum des Stadions
Dann „verschwand“ die Hauptbühne im Dunklen und die Rundbühne im Zentrum des Stadions wurde in blaues Licht getaucht. Durch den Bühnenboden kam langsam ein Flügel zum Vorschein, jedoch ohne Mendes. Der Kultstar kam über die Treppe auf die Bühne gelaufen, setzte sich gelassen an den Flügel und coverte «Castle on a Hill» von Ed Sheeran. Die Menge war aus dem Häuschen und es schien niemanden zu interessieren, dass das gesamte Hallenstadion eigentlich bestuhlt war. Auf einem Stuhl standen manchmal drei Personen auf einmal und hauptsächlich Mädchen kletterten über die Stuhlreihen und versuchten so, noch irgendwie in die Nähe des Kanadiers zu gelangen.
Danach schlug Mendes andere Tasten an und sang mit viel Gefühl eines seiner ältesten Lieder «Life of the Party». Er unterbrach den Gesang und liess für einige Sekunden die Menge alleine singen, bevor er einige Zeilen später wieder einsetzte. Das Lied handelt vom Anders-sein, vom nicht Hinhören, was andere meinen und das zu tun, worauf man Lust hat – anders eben, als der Durchschnitt. Mit ebenso viel Verve intonierte er den letzten Titel auf der kleinen runden Bühne: «Roses». Im ganzen Publikum verteilt tauchten wie aus dem Nichts rot leuchtende Herzluftballons auf – eine Überraschung der Fans für den 18-Jährigen Star. Das Ambiente hätte nicht passender sein können. Wieder liess Mendes seine Schweizer Fans einige Zeilen alleine singen und begleitete nur abschnittsweise auf dem Klavier.
Nach 1 1/2 Showtime nahte langsam das grosse Finale
Zurück auf der grossen Bühne und nach dem Song «Mercy» bat er das Publikum, die Handylichter einzuschalten. «Wow, einfach wundervoll. Danke, dass ihr heute hier seid», sagte er, während hinter ihm bereits auf dem Klavier geklimpert wurde. «Never Be Alone» war der zweitletzte Song des Abends, gefolgt von der Zugabe «Treat You Better». Die Besucherinnen und Besuchern gaben nochmals alles und sangen mit dem Kanadier lautstark mit. Ein tosender Applaus, noch lauteres Gekreische, Herzluftballons, Liebeserklärungen auf Plakaten, Standing Ovation – so verabschiedete das Publikum Shawn Mendes. Mit «In My Blood» verwandelte sich das Hallenstadion nach rund eineinhalb Stunden ein letztes Mal in einen 9’000 Stimmen starken Chor. Und dann regnete es Konfetti. Und CO2-Säulen schossen in die Höhe, es herrschte eitel Freude und man umarmte sich glücklich.
Text und Fotos: Léonard Wüst www.leonardwuest.ch
Fotos:
http://www.abc-production.ch/index, Léonard Wüst, Dominik Meier
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