Besetzung und Programm:
Cameron Carpenter (Orgel)
Willi Zimmermann (Violine und Leitung)
Zürcher Kammerorchester
Georg Friedrich Händel Wassermusik-Suite Nr. 1 F-Dur, HWV 348
Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge Es-Dur, St. Anne, BWV 552
François Couperin Les Barricades mystérieuses, aus: Sixième Ordre de Pièces de Clavecin
Antonio Vivaldi Konzert für Violine, Orgel und Streicher d-Moll, RV 541
Johann Sebastian Bach Triosonate Nr. 3 d-Moll, BWV 527
Johann Sebastian Bach Fantasia super «Komm, Heiliger Geist», BWV 651
Georg Friedrich Händel Orgelkonzert F-Dur, HWV 292
Das diesjährige Silvesterkonzert versprach eine außergewöhnliche musikalische Reise durch die Meisterwerke von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, François Couperin und Antonio Vivaldi, ausnahmsweise mal bei regnerischem, aber durchaus milden Wetter. Willi Zimmermann leitete das herausragende Zürcher Kammerorchester in der festlichen Atmosphäre des Konzertsaals im KKL Luzern Dazu als Solist Cameron Carpenter, für einmal an der hauseigenen Goll Orgel, nicht an seiner International Touring Organ, einer monumentalen digitalen Orgel seines eigenen Designs- dies versprach eine beeindruckende Performance, die die Zuschauer auf eine klangliche Entdeckungsreise mitnehmen würde.
Wie jedes Jahr wurden die Anwesenden von Lena-Catharina Schneider, der künstlerischen Leiterin des ZKO, herzlich willkommen geheissen und mit dem besten Neujahrswünschen bedacht.
Händels Wassermusik-Suite Nr. 1 F-Dur, HWV 348: Eine majestätische Eröffnung
Das Konzert eröffnete mit Händels Wassermusik-Suite Nr. 1 F-Dur, HWV 348, eine majestätische Komposition, die den Saal mit festlichen Klängen erfüllte. Das Zürcher Kammerorchester unter der souveränen Leitung von Willi Zimmermann verlieh dem Stück eine dynamische Energie, die sich auf seine Mitmusiker*innen übertrug und so einen mitreißenden Start in das Konzert schuf.
Bachs Präludium und Fuge Es-Dur, St. Anne, BWV 552: Eine Hommage an die Barockmeister
Das Programm führte fort mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur, St. Anne, BWV 552. Diese Hommage an die Barockmeister zeigte die beeindruckende Vielseitigkeit des Komponisten. Die präzise Interpretation von Cameron Carpenter an der Orgel schuf einen einen harmonischen Klangteppich. Die akustische Präsenz und die dynamischen Nuancen ließen das Publikum in die tiefen musikalischen Schichten von Bachs Meisterwerk eintauchen.
Couperins Les Barricades mystérieuses: Ein filigranes Juwel der Barockmusik
François Couperins Les Barricades mystérieuses aus dem Sechsten Ordre de Pièces de Clavecin führte das Publikum in eine Welt filigraner Eleganz. Die zarten Klänge der kurzen Komposition liessen Cameron Carpenter am ausgelagerten Spielpult der Goll Orgel, dem mobilen Orgel-Spieltisch, die mysteriöse Atmosphäre perfekt einfangen. Diese scheinbar leichte, aber raffinierte Auswahl zeigte die Bandbreite der barocken Ausdruckskraft und das meisterhafte Können des Interpreten.
Vivaldis Konzert für Violine und Orgel d-Moll, RV 541: Virtuosität im Dialog
Ein Höhepunkt des Abends, da etwas fröhlicher, als die andern Konzertteile, war zweifelsohne Vivaldis Konzert für Violine und Orgel d-Moll, RV 541. Die bemerkenswerte Interaktion zwischen Willi Zimmermann an der Violine, als brillanter Solist, und Cameron Carpenter an der Orgel schuf einen Dialog der Virtuosität. Die scharfen Kontraste zwischen den beiden Instrumenten wurden mit Anmut und Präzision dargeboten, wobei das Zürcher Kammerorchester die Struktur des Werks kraftvoll unterstützte. Die feurige Interpretation dieses Konzerts begeisterte das Publikum, hinterließ einen bleibenden Eindruck und bescherte den Ausführenden einen langanhaltenden Applaus, bevor man sich, angeregt diskutierend in die diversen Foyers zur Pause begab.
Bachs Triosonate Nr. 3 d-Moll, BWV 527: Klangliche Raffinesse in Dreifachform
Die Triosonate Nr. 3 d-Moll, BWV 527 von Johann Sebastian Bach führte uns in die Welt der klanglichen Raffinesse. Die organische Verschmelzung des introvertierten Organisten mit seinem Instrument schuf eine harmonische Einheit. sein einfühlsames Spiel ermöglichte eine nuancierte Darbietung, die die Vielschichtigkeit von Bachs Komposition hervorhob. Die Präzision des amerikanischen Tastenmeisters bei der Ausführung enthüllte die barocke Brillanz in ihrer reinsten Form.
Bachs Fantasia super «Komm, Heiliger Geist», BWV 651: Spirituelle Tiefe in der Orgelkunst
Mit Bachs Fantasia super «Komm, Heiliger Geist», BWV 651, erreichte das Konzert eine spirituelle Tiefe. Cameron Carpenters einfühlsame Interpretation dieser Orgelkomposition entfaltete sich mit einer kontemplativen Intensität. Die majestätischen Klänge der Orgel füllten den Raum und schufen eine erhebende Atmosphäre. Diese Auswahl demonstrierte Carpenters Fähigkeit, nicht nur technisch brillant zu spielen, sondern auch tiefe emotionale Nuancen zu transportieren.
Händels Konzert für Orgel F-Dur, HWV 292: Ein triumphaler Abschluss
Das Silvesterkonzert fand seinen triumphalen Abschluss mit Händels Konzert für Orgel F-Dur, HWV 292. Hier entfaltete Cameron Carpenter noch einmal sein ganzes Können an der Orgel und führte das Publikum durch ein Finale voller Festlichkeit und Begeisterung. Das Zürcher Kammerorchester unterstützte diesen festlichen Ausklang mit präzisem Spiel, einer ansteckenden Spielfreude und erneut konnten, wie bei Händel üblich, die Solobläser besonders brillieren.
Den stürmischen, langanhaltenden Schlussapplaus belohnten die Protagonisten in Form von zwei kurzen Zugaben.
Fazit: Ein unvergessliches Konzerterlebnis zum Jahreswechsel
Das Silvesterkonzert mit Cameron Carpenter an der Orgel, Willi Zimmermann an der Violine und dem Zürcher Kammerorchester war zweifelsohne ein musikalisches Highlight zum Jahreswechsel, wenn auch, meiner Meinung nach, mit einer etwas zu ernsten Stückauswahl für ein Silvesterkonzert. Die meisterhafte Interpretation der ausgewählten Werke von Händel, Bach, Couperin und Vivaldi durch die herausragenden Musiker*innen hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die virtuose Darbietung, die klangliche Präzision und die emotionale Tiefe machten dieses Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Liebhaber klassischer Musik und knüpfte an die nun schon lange andauernden Erfolge der Silvesterkonzerte des ZKO im KKL Luzern an..
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Hermine Tschopp und www.zko.ch
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