Silvesterkonzert des Zürcher Kammerorchesters mit Gabriela Montero, KKL Luzern, 31.12.2024, besucht von Léonard Wüst

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Zürcher Kammerorchester

Zürcher Kammerorchester ZKO Foto Sandro Diener

Besetzung und Pogramm:
Gabriela Montero (Klavier)
Willi Zimmermann (Violine und Leitung)
Zürcher Kammerorchester
Georg Friedrich Händel I. Ouvertüre, aus: Feuerwerksmusik, HWV 351
Jean-Féry Rebel I. Le Chaos, aus: Les Eléments
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 59 A-Dur, Feuersinfonie, Hob. I:59
Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Nr. 24 c-Moll, KV 491

Die Musiker*innen enterten die Bühne, die meisten Damen in knallroter Abendrobe, die Herren in traditionell dezentem Schwarz. Konzertmeister Willi Zimmermann, hatte sich (aus Solidarität zu seinen Mitmusikerinnen?) eine rote Krawatte umgebunden.

Georg Friedrich Händel I. Ouvertüre, aus: Feuerwerksmusik, HWV 351

Prächtiger Auftakt mit barocker Eleganz

Willi Zimmermann Konzertmeister

Die Ouvertüre aus Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik (HWV 351) zählt zu den bekanntesten Werken der Barockmusik und entfaltet in der Interpretation des Zürcher Kammerorchesters ihre volle Strahlkraft. Unter der Leitung von Konzertmeister Willi Zimmermann gelingt es dem Ensemble, die majestätische Würde und die tänzerische Lebendigkeit der Komposition überzeugend herauszuarbeiten. Die Ouvertüre eröffnet mit strahlenden Fanfaren, die in dieser Aufführung eine beeindruckende Präzision und Kraft besitzen.

Klangliche Brillanz und Dynamik


Das Zürcher Kammerorchester begeistert durch eine klangliche Brillanz, die Händels Festmusik perfekt zur Geltung bringt. Die präzise Artikulation der Bläser und der harmonische Einklang mit den Streichern schaffen eine reiche Klangpalette. Besonders hervorzuheben ist die dynamische Gestaltung, die den Kontrast zwischen den pompösen Eröffnungsakkorden und den lebhaften, tänzerischen Passagen fein ausarbeitet. Die Interpretation zeugt von musikalischer Leidenschaft und technischer Perfektion.

Perfekte Balance zwischen Tradition und Frische

Zürcher Kammerorchester

Willi Zimmermann führt das Ensemble mit einer stilvollen Interpretation, die dem Geist des Barock treu bleibt und dennoch frisch und zeitgemäss wirkt. Die präzise Tempowahl und die klare Linienführung verleihen der Ouvertüre eine angenehme Leichtigkeit. Gleichzeitig bewahren die Musiker*innen die gebührende Würde und Erhabenheit, die Händels Musik so einzigartig macht.

Ein Fest für die Sinne

Diese Darbietung von Händels Ouvertüre ist ein musikalisches Erlebnis, das durch klangliche Raffinesse und Ausdrucksstärke besticht. Das Zürcher Kammerorchester präsentiert sich als ein Ensemble von höchster Qualität, das die barocke Pracht Händels eindrucksvoll zum Leben erweckt. Ein Genuss für Barockliebhaber und alle, die sich von festlicher Musik inspirieren lassen, entsprechend gewürdigt vom Publikum mit langanhaltendem Applaus.

Jean-Féry Rebel I. Le Chaos, aus: Les Eléments

Ein innovatives Klangexperiment

Jean-Féry Rebels „Le Chaos“, das Eröffnungsstück seiner Ballettsuite „Les Éléments“ aus dem Jahr 1737, beeindruckt durch seine visionäre Klangsprache. Das Zürcher Kammerorchester unter Konzertmeister Willi Zimmermann bringt die innovative Kraft dieses Werks eindrucksvoll zur Geltung. Mit wagemutigen Dissonanzen, die das Chaos vor der Schöpfung illustrieren, und einer spannungsgeladenen Dynamik erschafft Rebel eine Klangwelt, die ihrer Zeit weit voraus war.

Ein präzises und nuanciertes Ensemble

Das Zürcher Ensemble überzeugt durch seine makellose Präzision und den homogenen Klangkörper. Die Musikerinnen und Musiker setzen die rhythmischen und harmonischen Herausforderungen des Stücks mit großer Souveränität um. Besonders hervorzuheben ist das lebendige Zusammenspiel der Streicher und Holzbläser, das die dramatische Struktur von „Le Chaos“ eindrucksvoll unterstreicht. Willi Zimmermann führt das Ensemble mit einer klaren, energetischen und sehr sparsamen Gestik, die die Musikalität aller Beteiligten optimal hervorbringt.

Der Spannungsbogen des Chaos

Die Interpretation des Zürcher Kammerorchesters zeichnet sich durch eine meisterhafte Gestaltung des Spannungsbogens aus. Von den donnernden Anfangsaktorden, die die Ursuppe des Chaos hörbar machen, bis zu den subtilen Klangschichten, die allmählich Ordnung schaffen, wird jedes Detail sorgsam herausgearbeitet. Die dramatische Steigerung und die kontrastreichen Klangfarben lassen Rebels avantgardistisches Konzept lebendig werden.

Ein Hörgenuss für Kenner und Neugierige

Diese Aufführung von Jean-Féry Rebels Werk ist ein musikalisches Erlebnis, das sowohl Barockliebhaber als auch neugierige Hörer begeistert. Das Zürcher Kammerorchester zeigt eindrucksvoll, wie aktuell und spannend Barockmusik sein kann, wenn sie mit so viel Hingabe und Expertise interpretiert wird. Rebels Werk erstrahlt in dieser Interpretation in neuem Glanz und bleibt lange im Gedächtnis. Ein absolutes Muss für Freunde aussergewöhnlicher Musik.

Joseph Haydn Sinfonie Nr. 59 A-Dur, Feuersinfonie, Hob. I:59

Ein Feuerwerk der klassischen Sinfonik

Joseph Haydns Sinfonie Nr. 59 in A-Dur, bekannt als „Feuersinfonie“, ist ein Meisterwerk der Wiener Klassik, das durch Lebendigkeit und dramatischen Ausdruck besticht. Das Zürcher Orchester unter Konzertmeister Willi Zimmermann bringt diese Eigenschaften in einer dynamischen und energiegeladenen Interpretation überzeugend zur Geltung. Die klangliche Präzision und die klare Struktur des Orchesters lassen Haydns kreativen Geist strahlen.

Leidenschaft und Präzision

Die Eröffnungssätze der Sinfonie, geprägt von feurigen Läufen und rhythmischer Energie, werden von den Azusführenden mit beeindruckender Präzision und Leidenschaft vorgetragen. Die Streicher verleihen den Themen Lebendigkeit, während die Holzbläser mit charmanter Leichtigkeit Akzente setzen. Das Zusammenspiel wirkt durchweg harmonisch, und die musikalische Dramaturgie wird überzeugend gestaltet.

Eleganz im Adagio, Spannung im Finale

Das Adagio sticht als lyrischer Ruhepol hervor. In dieser Passage zeigt das Ensemble seine Fähigkeit, emotionale Tiefe und klangliche Feinheit zu verbinden. Der langsame Satz wird mit großer Sorgfalt und einem warmen, ausgewogenen Klang interpretiert. Im Gegensatz dazu steigert das Finale die Spannung: Hier entfesselt das Orchester ein musikalisches Feuerwerk voller Energie und Virtuosität, das den Hörer mitreisst.

Ein Höhepunkt klassischer InterpretationDie Aufführung der „Feuersinfonie“ durch das Zürcher Reommierorchester ist ein beeindruckendes Beispiel für die Meisterschaft dieses Ensembles. Willi Zimmermann führt das Orchester mit klarer Gestik und einem ausgeprägten Gespür für Haydns musikalischen Witz. Diese Interpretation macht die zeitlose Faszination von Haydns Musik spürbar und begeistert mit ihrer Präzision und Lebendigkeit. Ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

2. Konzertteil mit Solistin Gabriela Montero am Konzertflügel

Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Nr. 24 c-Moll, KV 491

Moll-Kompositionen in Mozarts Werk sind so selten, dass sie die Autoren, Musiker und Hörer unheimlich anziehen wie ein Unglück die Schaulustigen. Es ist, als dürfe man, verwirrt von der kühlen Artistik seines Stils, endlich einmal dem Hervorbrechen tragischen, persönlichen Erlebens beiwohnen. Doch können wir dieses Moll-Konzert wirklich als emotionales Zeugnis hören, als „Ausbruch“, wenn wir bedenken, dass Mozart zeitgleich am überaus Dur-lastigen „Figaro“ schrieb (das Moll von Barbarinas Nadel-Arie ist ganz Parodie)? Die These vom dämonischen Moll-Gegengewicht überzeugt nicht. Als wäre das nicht problematisch genug, steht KV 491 ausgerechnet in c-Moll, jener Tonart, die Beethoven mit heftigem Pathos prägte. Doch Mozarts c-Moll-Werke erfüllen nicht, was wir seit Beethoven von c-Moll erwarten. Und da sind wir dann beim verhängnisvollen Motiv „Fast schon Beethoven“ angelangt. Dennoch, dem Zwang, hier dämonische Gewalten zu hören, lässt sich kaum entgehen. weicht der pathetischen Anmutung fast spröde aus.

Mozart fordert bei seinen Klavierkonzerten viel Geduld von den Solist*innen

So lässt Mozart die Solistin auch hier fast 2 1/2 Minuten warten, bis sie sich ins Spiel einbringen darf, aber dann interpretiert Gabriela Montero mit einer gelassenen Transparenz, einer weisen Unaufgeregtheit. Am bestechendsten ist das breite Tempo, mit dem die in Venezuuela geborene Solistin  das Variations-Finale, oft als Geschwindmarsch überhetzt, in fast kammermusikalische Innerlichkeit zurückgeführt hat. Sie hat genau begriffen, dass man bei Mozart nicht bis auf den Grund dringt, wenn man nur auf die erregende Dramatik vertraut.

Mozarts Hang zu dramatischen Gesten

Gabriela Montero Solistin am Klavier Foto Anders Broogard

Solistin und Orchester scheuen die wuchtige, theatralische Geste nicht, aber sie hören das Stück nicht als erschütterndes Ausnahme-Ereignis, sondern als klangerforschende Aufgabe. Man genießt den üppigen Bläsersatz – Flöten, Oboen, Fagott und Klarinetten – in keinem Konzert hat Mozart das sonst aufgeboten. Und die Solistin  steht dem prächtigen Orchester mit herrlichem pianistischen Farbspektrum nicht nach. Gradliniger «Marsch» der Protagonist*innen durch die Partitur, die Nuancen ausreizend, die Ausrufezeichen präzis setzend, mit einer Spielfreude, die auch den Zuhörern so richtig einfährt und die besinnliche Pausenstimmung hinwegfegt.

Das Publikum war begeistert und applaudierte die Pianistin immer wieder auf die Bühne zurück,bis sie sich nochmals auf den Schemel setzte, ein kurzes Speech über Improvisation abgab und das Publikum aufforderte, ihr ein paar Töne einer bekannten Melodie vorzusingen, zu der sie dann improvisieren wolle. Und tatsächlich erklang schon kurze Zeit danach das Leitmotiv von „Vo Lozärn gäge Weggis zue“ vom Balkon, das die Venezolanerin am Piano prompt improvisierend auf ihre Art veredelte. Auf den Vorschlag einer Zuschauerin einen Song von Elton John zu improvisieren ging die Künstlerin nicht ein, ebenso wenig auf den Zuruf eines anderen mit „ Imagine“ von John Lennon sich eines andern Klassikers anzunehmen. Die Pianistin meinte wohl eher typisch schweizerische Volksliedli wie das erste improvisierte oder z.B. „Es Burebüebli man i ned“ oder „Det äne am Bärgli“, zeigte sich aber danach doch noch offen für das gewünschte „Maria“ aus Leonard Bernsteins „West side Story“.

Gabriela Montero Solistin am Klavier Foto Anders Broogard

Das Auditorium belohnte die Ausnahmepianistin mit stürmischem Schlussapplaus der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete, der natürlich auch den Dank an das ausgezeichnete Zürcher Kammerorchester beinhaltete.

Das Auditorium belohnte die Ausnahmepianistin und das gutgelaunte Zürcher Kammerorchester mit stürmischem Schlussapplaus der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete.

Eunmal mehr ein eindrückliches muskalisches Jahresende mit dem Zürcher Kammerorchester im KKL.

 

 

Gabriela Montero Solistin am Klavier

 

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:   www.zko.ch Homepage von Gabriela Montero und Léonard Wüst

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Die Protagonistinnen beim Schlussapplaus

Die Protagonistinen beim Schlussapplaus