Am Anfang der Manageritis war die Putzfrau. Die mutierte dann über Putzfee zur Raumpflegerin und findet sich heute wieder als Facility Manager. Wahrscheinlich weiss sie aber selber nicht, was da auf ihrem Visitenkärtchen steht, die sie geflissentlich verteilt, aber Manager tönt ja schon mal ganz gut, auch wenn ihr Gehalt längst nicht dieser Berufsbezeichnung entspricht.
Aus dem Kochlehrling im 2. Lehrjahr wird ein 2nd Junior Product Manager
In der Restaurantküche beauftragt der Küchenchef einen Koch einen garnierten Wurstsalat zu machen, somit mutiert dieser zu einem Product Manager, ist er doch jetzt mit der Fertigung eines Wurstsalates, also eines Produktes, beschäftigt. Der Lehrling im zweiten Lehrjahr erhält den Auftrag eine Coupe Danemark zu machen, somit mutiert dieser zum 2nd Junior Product Manager. Der fertige Wurstsalat wird nun vom Küchenchef an der Ausgabe dem Kellner, pardon, dem Assistent Sales Manager, übergeben und dem Gast, der ja König, oder vielleicht auch Manager ist, serviert. Wobei, das mit dem „Der Gast ist König“ auch gefährlich sein kann, wurden früher doch schon etliche ebensolcher vergiftet, geköpft oder sonstwie um die Ecke gebracht.
Zwei Kollegen gründen eine kleine Handelsfirma, der Ideengeber dazu ist nun der Creative Manager, sein Kollege, der Verkäufer mutiert zum Sales Manager, dessen Frau, die Zuhause die Buchhaltung erledigt ist plötzlich CFO (Chief Financial Officer).
So eröffnen sich unglaubliche Aussichten auf wohltönende Berufsbezeichnungen und entsprechende Briefköpfe und Visitenkärtchen. Mehr Schein als Sein? Eher ja, hat doch der «Food Designer» auch eine ganz normale Kochlehre absolviert wie eh und je, wenn auch nicht mehr mit so vielen Wochenstunden und so kurzen Zimmerstunden.wie anno dazumal. Der «Filling station attendant», respektive Tankwart, ist sowieso seit längerem am Aussterben, ist doch fast überall «Self Service», während sein Arbeitskollege, der Automechaniker, auch als jetzt Kfz-Mechatroniker noch länger Arbeit haben wird. Das lokale Schuhgeschäft sucht einen Assistant Store Manager in Teilzeit, früher inserierte dasselbe Geschäft: Schuhverkäuferin in Teilzeitpensum gesucht. Während im Hotel die Housekeeperin mit dem Food and Beverage Manager zusammenarbeitet, tun dies im Supermarkt der Department Manager (der Abteilungsleiter) mit dem Sales Assistant Manager (dem Verkäufer). Allerspätestens, wenn die nette Dame an der Migros Kasse auf ihrem Namensschild stehen hat: Rosemarie Meier, Assistant Calculation Manager und die Pflegefachfrau im Spital mit Assistant Health Manager beschriftet ist, sind Manager tatsächlich System relevant.
Dann kam Corona
Dieser Virus hatte auch unvorstellbare Auswirkungen auf unsere Sprache, noch mehr Fremdwörter waren zu lernen, von Contact Tracing, über Reproduktionszahl hin zu Inzidenz, Homeoffice, Homeschooling, Super Spreader, Virusmutanten usw.
Der Blick in die Zukunft: kaum zu glauben, Corona ist vorbei
Wer weiss, vielleicht ist ja plötzlich alles wieder ganz anders und Avenir Suisse hat die Zukunft schon hinter sich, der Think Tank von Economiesuisse fängt endlich wirklich an zu denken. Die Christlich demokratische Volkspartei der Schweiz (CVP), die sich Ende November 2020 zur Partei „Die Mitte“ umbenannt hatte, vollführte nun einen doppelten Rückwärtssalto und heisst jetzt wieder Katholisch-Konservative Partei, wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis 1970.Die Grünen sind verschwunden oder noch nicht da, statt Klimawandel haben wir eine kleine Eiszeit, die das Corona Virus nach Jahren endlich ausgebremst hat, wir ziehen Masken wieder zur Fasnacht an wie früher und die Narren weibeln und intrigieren auch ebendort und nicht mehr im Bundeshaus. Die EU hat ihren Sitz nicht mehr in Brüssel und Strassburg sondern im, von Ex SVP Präsident Toni Brunner zum „Haus der Freiheit“ ernannten Landgasthof Sonne in – Wintersberg -Ebnat-Kappel im Toggenburg. Christoph Blocher wurde zum ersten Ehrenbundesrat der Schweiz geadelt, ein Titel, der auf Initiative von Ex SVP Nationalrat und Ex Titularprofessor des Medizinhistorischen Instituts der Universität Zürich, Christoph Mörgeli und der zwei SVP Mitglieder im Bundesrat, Magdalena Martullo-Blocher und Medienzar Roger Köppel geschaffen wurde.
Statt des erwarteten Babybooms sieht man sich nun mit massivem Geburtenrückgang konfrontiert. Da hatte man wohl Zuhause das mit dem Social Distancing, den zwei Metern Abstand zu genau genommen. Von den vielen Experten nicht beachtet, konnte das ja nicht klappen mit den vielen Babys, solange das männliche Genital nicht grösser ist als der Abstand. Meine beiden Grossneffen schauen mich ungläubig an, wenn ich ihnen erkläre, dass es früher selbstverständlich war, dass wir unsere Verwandten beim Wiedersehen umarmten, dass der Wirt seine Stammgäste mit Handschlag begrüsste, man seinen Bekannten ein «Busserl» gab usw. Für mich ist es wahrscheinlich zu spät, noch zu einem Managertitel zu kommen, aber immerhin: seitdem ich weiss, wie man Inscheniör schreibt, bin ich selber einen!
Inzidenz, Social Distancing und andere neue Wortschöpfungen
Kannten früher die meisten grad mal Knock-Out (k.o.) vom Boxsport her, wissen wir jetzt auch, wie das heisst, wenn was Ähnliches in der Wirtschaft passiert, dann heisst es Shut Down, oder schlimmer noch der Lock Down (Shutdown und Lockdown sind Wörter, die während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Gemeint ist mit beiden Begriffen das Herunterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens.)
Text und Fotos: www.leonardwuest.ch
Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch www.noemiefelber.ch
www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch Paul Ott:http://paul-lascaux.ch/