Unter dem Titel «ewig jetzt» startet das Luzerner Theater in die zweite Spielzeit der Intendanz von Ina Karr. Ausgehend vom Theater als kulturellem Epizentrum tragen die Sparten Schauspiel, Oper und Tanz sowie das Junge Luzerner Theater ewig neue und ewig aktuelle Themen in Stadt und Region hinaus. Dabei knüpfen sie an die Schwerpunkte der ersten Spielzeit an: mit zeitgenössischen Themen und Zugriffen, mit dem Ensemble von TanzLuzern, das ausschliesslich Uraufführungen zeigt, mit Arbeiten regionaler Künstler*innen und mit musikalischen Kreationen einer Komponistin in Residence, die in diesem Jahr aus Norwegen kommt. Eröffnet wird die Spielzeit 22/23 am 26. August mit der Uraufführung «STYX Tours», einem bewegten Musiktheater in Koproduktion mit LUCERNE FESTIVAL – Tickets für diese aussergewöhnliche Produktion sind ab heute Dienstag, 13.00 Uhr, im Vorverkauf erhältlich.
In der Spielzeit 22/23 vertieft das Luzerner Theater unter Ina Karr, was es im vergangenen Sommer begonnen hat: die spartenübergreifende Arbeit mit starken Ensembles und den Brückenschlag zwischen in Luzern verankerten und internationalen Künstler*innen. Der Spielzeit-Titel «ewig jetzt» steht dabei sowohl für einen Widerspruch als auch für eine Ergänzung: Theater ist ganz im Jetzt, es entsteht aus Augenblicken, die nicht festgehalten werden können, dem Flüchtigen und Spontanen. Zugleich werden Themen diskutiert, die in ihrer Zeitlosigkeit immer aktuell sind und bleiben, also «ewig» sind. Im Moment der Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Vergangenheit schafft das Theater ein gemeinsames Erlebnis in der Verbindung zwischen Bühne und Publikum.
Gemeinschaft stiften, Raum schaffen für Geschichten und neue Perspektiven, das ist die vordringlichste Aufgabe von Theater. Wir suchen daher stets den Austausch mit dem Publikum, verhandeln bedeutende Stoffe mit zeitgenössischem Anspruch und zeigen Kleinformate wie grosse Ensemblestücke. Das kraftvolle «ewig jetzt» soll dabei widerspiegeln, was uns während der Vorbereitung in den letzten Monaten besonders wichtig war: Wir wollen spürbar machen, dass Theater ein Epizentrum für Stadt und Region sein kann, von dem aus die Energieimpulse, die auf der Bühne und in der künstlerischen Arbeit entstehen, weitergetragen werden.
Ina Karr, Intendantin
Wenn beständige Geschichten auf der Bühne erzählt werden, geschieht das stets aus dem Blickwinkel des «Jetzt». Im Schauspiel zeigt sich das besonders deutlich. Die Sparte feiert ihre erste Premiere der Spielzeit 22/23 mit Friedrich Dürrenmatts «Das Versprechen», einem Schweizer Klassiker in scharfsinniger Inszenierung. Mit den Produktionen «Das Bildnis des Dorian Gray» nach dem Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde sowie mit Henrik Ibsens «Stützen der Gesellschaft» stehen renommierte Werke für ein grosses Ensemble im Fokus, die mit Themen wie Schönheits- und Selbstoptimierungswahn oder Lebenslügen des Bürgertums heute noch hochaktuell sind. Neben Theaterklassikern setzt die Schauspielsparte weiterhin einen klaren Schwerpunkt auf zeitgenössische Stücke. So stellen Autor*innentheater und Uraufführungen einen wichtigen Teil des Programms dar. Ariane von Graffenried und Martin Bieri beschäftigen sich in «Versteckt» mit den sogenannten Schrankkindern, die in den 1960er Jahren illegal als Kinder von Saisonarbeitern in die Schweiz gekommen und dort von ihren Eltern versteckt worden sind. In der Schweizer Erstaufführung von «Swallow» der Britin Stef Smith geht es um die Suche nach Identität, Gender und Zugehörigkeit. Drei starke Frauenfiguren stehen dabei im Zentrum des Stückes. Die Schweizer Regisseurin Anna Papst führt die dokumentarische Theaterlinie fort, indem sie in ihrer Stückentwicklung «Ich, aber anders» Menschen dazu befragt, warum sie sich gerne verkleiden, und als was.
«Je planmässiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall», heisst es in Dürrenmatts «Das Versprechen». Ein Ereignis und plötzlich ist nichts ist mehr wie vorher. Davon handelt das Theater immer wieder: von der Unberechenbarkeit des Lebens, von glücklichen oder tragischen Wendepunkten und vom Neubeginn. Diese Momente intensiver Lebenserfahrung bringt das Schauspiel auf die Bühne. Dabei schwingen wir zwischen universalen historischen Stoffen und dem Jetzt hin und her. Unser erstklassiges Schauspielensemble wird in der nächsten Saison starke Geschichten erzählen, die uns alle angehen.
Katja Langenbach, Schauspieldirektorin
TanzLuzern zeigt auch in der Spielzeit 22/23 Bewegungskunst auf höchstem Niveau. Zusammen mit den eingeladenen Choreograf*innen kreiert das Ensemble aufregende Uraufführungen für das Luzerner Publikum im Spannungsfeld von ewig und jetzt. Die grosse Vielfalt an Spielarten, Formaten, Stilen und Arbeitsweisen von TanzLuzern kann in der ersten grossen Bühnenproduktion «Dancing Voices» mit Choreografien von Marion Zurbach aus Frankreich und Tom Weinberger aus Israel erlebt werden. Yabin Wang, die im Winter 2022 pandemiebedingt nicht nach Luzern reisen konnte, holt ihr Engagement jetzt mit «Swan», einer abendfüllenden Produktion mit Orchester, nach. In «Next Matters» schliesslich begeben sich die Ensemblemitglieder mit eigenen Stücken auf die Suche nach ihrer choreografischen Sprache.
Mal humorvoll, mal virtuos, mal einfach nur mitreissend – die Choreograf*innen der kommenden Saison beweisen einmal mehr die wunderbare Wandlungsfähigkeit des Tanzes. Sie bieten den Ensemblemitgliedern vielseitige Möglichkeiten, ihre stilistischen Grenzen zu erweitern – zum grossen Vergnügen des Publikums. Und bei «Top oder Flop», unserer Produktion für Jugendliche und Erwachsene, erhält eine Patenklasse gar Mitspracherecht bei der Entwicklung des Stücks.»
Wanda Puvogel, Tanzdirektorin
Ausgesprochen wandlungsfähig zeigt sich auch die Opernsparte. Mit «STYX Tours», einem theatralen Spaziergang durch das alte Krematoriumsgelände im Friedental in Kooperation mit LUCERNE FESTIVAL und dem Musiktheaterkollektiv Agora, regt sie zum Nachdenken über unsere eigene Endlichkeit an – stets mit einem Augenzwinkern. Die Musik dazu stammt unter anderem aus der Feder von Maja S. K. Ratkje. Die Norwegerin ist in dieser Spielzeit Komponistin in Residence am Luzerner Theater. In «What are the words to us?» ist sie in der Box noch einmal musikalisch und als Performerin zu erleben. Mit Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» und Tschaikowskis «Eugen Onegin» nimmt die Opernsparte komplexe Themen mit hoher Aktualität auf. Und in «ALCINA» erforscht die renommierte Bühnenbildnerin Babara Ehnes in ihrem Regiedebut den Utopiegehalt von Händels Barockoper. Co-Operndirektorin Lydia Steier schliesslich denkt in ihrer Inszenierung von «Der Rosenkavalier» insbesondere über die Zeit nach. Zum Ende der Spielzeit schwärmt das Luzerner Theater mit der «Revue des Folies» von Jacques Offenbach noch einmal aus dem Theater hinaus und feiert unter freiem Himmel ein dreiwöchiges Theaterfest an den Ufern des Vierwaldstättersees.
Wir reiben uns in der Oper immer wieder an «ewig allgemeingültig» erscheinenden Themen. In den Erzählungen und Musiken von Händel bis Bartók finden wir Anknüpfungspunkte an die Lebens- und Gefühlsrealitäten des 21. Jahrhunderts. Bekannten Stoffen stellen wir zeitgenössische Kreationen gegenüber: Mit unserer Komponistin in Residence, Maja S. K. Ratkje, mit einem musiktheatralen Spaziergang durch das alte Krematoriumsgelände und mit unserem Musiktheater für die ganze Familie erweitern wir lustvoll den Repertoirekanon.
Lars Gebhardt, Co-Operndirektor
Das vorweihnachtliche Familienstück entsteht in dieser Spielzeit in Zusammenarbeit zwischen Opern- und Schauspielsparte: «Die Schneekönigin» bietet ab November Musiktheatervergnügen für die ganze Familie. Mit einem breiten Programm aus allen Sparten kommt dem Kinder- und Jugendtheater insgesamt grosse Bedeutung zu. Junge Menschen sind in besonderem Masse «ewig jetzt», mit einem Leben stets im Jetzt und einer gefühlten Ewigkeit vor sich. Das im letzten Jahr neu gegründete Junge Luzerner Theater wird in dieser Spielzeit weiter ausgebaut und hat Produktionen für alle Altersgruppen im Gepäck. Ulrich Hubs «An der Arche um Acht» nimmt sich mit Leichtigkeit den grossen Fragen nach Gott und der Welt an. Der zweite Teil des Formats «Das Ring-Ding» widmet sich unter dem Titel «Bad Girls», ausgehend von Richard Wagners «Walküre», speziell den Frauenfiguren im «Ring des Nibelungen». Und das Figurentheater ist mit seinen vielfältigen Produktionen für alle von den Kleinsten ab 3 Jahren bis zu den Grösseren ab 16 Jahren da. Die Neugier der Kinder auf Theater und Kultur schon früh wecken: Das will das Luzerner Theater auch mit dem neuen Angebot «Patenbabys». Luzerner Kinder, die im Verlauf der ersten gemeinsamen Spielzeit 21/22 geboren wurden, können jetzt Patenbabys werden und sich in den nächsten sechs Jahren künstlerisch vom Luzerner Theater begleiten lassen. Für sie wird es extra eigene Veranstaltungen geben. Den Auftakt machen die «Krabbelkonzerte» für Kinder ab 3 Monaten.
Nicht zuletzt soll auch der künstlerische Nachwuchs im Theater gefördert werden. «Reflektor», das hauseigene Weiterbildungsprogramm für Nachwuchskünstler*innen, ist in der letzten Spielzeit erfolgreich angelaufen und wird auch zukünftig seinen festen Platz im Programm haben, mit Veranstaltungen für Mitarbeitende ebenso wie für das öffentliche Publikum. So sendet das Luzerner Theater mit seinen verschiedenen Sparten, vielfältigen Produktionen und Ensemblemitgliedern vom Nachwuchstalent bis zum Opernstar seine künstlerische Energie hinaus in Stadt und Kanton Luzern.
Vorverkaufsstart
Der Vorverkauf für «STYX Tours» startet am Dienstag, 10. Mai, 13.00 Uhr. Tickets sind ab diesem Zeitpunkt über die Website oder die Billettkasse erhältlich. Die Billettkasse ist Montag bis Freitag von 13.00 bis 18.30 Uhr, am Samstag von 10.00 bis 14.00 Uhr geöffnet. Während der Sommerpause vom 20. Juni bis 15. August bleibt die Billettkasse geschlossen.
Der Vorverkauf für alle weiteren Veranstaltungen der Spielzeit 22/23 startet nach der Sommerpause am Dienstag, 16. August, 13.00 Uhr.
Billettkasse: 041 228 14 14