Luzern (ots) – Der Kanton Luzern will die höhere Berufsbildung und ihre Vorzüge besser bekannt machen. Zu diesem Zweck lud die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung wichtige Akteure zur ersten «Luzerner Konferenz höhere Berufsbildung» ein. Rund 50 Personen nahmen an der Veranstaltung teil und setzten sich mit Möglichkeiten zur Attraktivitätssteigerung auseinander.
«Die höhere Berufsbildung ist unverzichtbar für unsere Bildungslandschaft. Sie gewährleistet, dass die Berufslehre attraktiv bleibt und sie versorgt die Wirtschaft mit den dringend benötigten Fach- und Führungskräften», stellte Bildungsdirektor Reto Wyss gleich zu Beginn der Konferenz klar. Die höhere Berufsbildung leistet in der Tat einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Ihr besonderes Kennzeichen sind der starke Bezug zum Arbeitsmarkt und die enge Verbindung von Theorie und Praxis. In der öffentlichen Wahrnehmung allerdings steht die höhere Berufsbildung im Schatten der anderen tertiären Bildungsstufen wie Universitäten, pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen.
Podiumsgespräch (von links) Doris Wüthrich, Leiterin Ressort Höhere Berufsbildung DBW, Ivo Wittwer, Schulleiter TEKO Luzern, Christof Spöring, Leiter Dienststelle Berufs- und Weiterbildung, Doris Blöchlinger, Prorektorin HFGZ,Stellenwert und Image stärken
Gut qualifizierte Arbeitskräfte gehören zu den fünf wichtigsten Standortfaktoren für die Ansiedlung von Unternehmen und damit auch zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Der Kanton Luzern engagiert sich nicht zuletzt deshalb für ein starkes und attraktives Bildungsangebot, welches auf die Wirtschaft der Region ausgerichtet ist. Gleichzeitig sollen der Stellenwert der höheren Berufsbildung und deren breite Möglichkeiten allgemein bekannter gemacht werden.
Junge Leute informieren und ermutigen
Im Rahmen der Konferenz beleuchtete Prof. Dr. Markus P. Neuenschwander, Leiter Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW, die Weiterbildungsbereitschaft von Absolventinnen und Absolventen einer Berufslehre. Er betonte, dass Jugendliche mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in der Schweiz gute Arbeitsmarktchancen haben, fügte jedoch hinzu: «Gleichwohl vergrössert die Beteiligung an Aus- und Weiterbildung die individuellen Karrierechancen.» Jugendliche müssen bereits während der Berufslehre über die Möglichkeiten und Chancen, die mit Weiterbildungen verbunden sind, informiert werden. Insbesondere geeignete Personen aus tieferen sozialen Schichten und/oder mit Migrationshintergrund brauchen besondere Ermutigung, eine Weiterbildung zu absolvieren. Die Ergebnisse einer Befragung von jungen Erwachsenen mit abgeschlossener Berufslehre zeigen, dass sie dann eine Weiterbildung planen, wenn sie hohe Bildungsaspirationen haben. Diese wiederum hängen entscheidend von den Leistun gen in der Berufsfachschule ab und sind besonders hoch bei jungen Erwachsenen, denen berufliches Prestige wichtig ist.
Höhere Berufsbildung braucht internationale Anerkennung
Armin Schöni vom Staatsekretariat für Berufsbildung, Forschung und Innovation (SBFI) machte in seinem Referat deutlich, dass die höhere Berufsbildung vor dem Hintergrund der zunehmenden Mobilität auf dem Arbeitsmarkt, der Internationalisierung des Bildungssystems und des Erfolgs der Fachhochschulen vor der Herausforderung einer angemessenen Positionierung im Tertiärbereich steht. Das SBFI prüft derzeit ? unter Beibehaltung der bestehenden schweizerischen Titel der Abschlüsse der höheren Berufsbildung ? ergänzende englischsprachige Entsprechungen. Beide Titel sollen künftig auf dem europäischen Diplomzusatz abgebildet werden und die Schweizer Abschlüsse besser verständlich machen. «Damit soll die internationale Anerkennung der höheren Berufsbildung und die Mobilität der Absolventen erhöht werden», sagt Schöni. Das wiederum dürfte entscheidend zur Attraktivitätssteigerung der höheren Berufsbildung beitragen.
Die höhere Berufsbildung
Zur höheren Berufsbildung gehören die Höheren Fachschulen (HF), die eidgenössischen Berufsprüfungen und die eidgenössischen höheren Fachprüfungen (früher Meisterprüfung). Beispiele von Abschlüssen der höheren Berufsbildung: Sozialversicherungsfachfrau mit eidg. Fachausweis, eidg. dipl. Steuerexperte, Tourismusfachfrau HF usw.). Die höhere Berufsbildung vermittelt Qualifikationen, die zum Ausüben einer anspruchs- und verantwortungsvollen Berufstätigkeit erforderlich sind. Im Kanton Luzern absolvieren jährlich rund 6’000 Personen einen Bildungsgang im Bereich der höheren Berufsbildung.