Stadttheater Sursee, My Fair Lady, Première 18.1.2025, besucht von Léonard Wüst

Spread the love

Auf dem Blumernmarkt beim Covent Garden

Belletteinlage

v.l.n.r. Mrs. Pearce, Elize, Higgins, Pickering

Wer auf und hinter der Bühne agiert, erfahren Sie über die folgenden Links:
Produktionsverantwortliche https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Solistinnen und Solisten https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Ubriges Ensemblehttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Chorhttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Kinderchor https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Ballett https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Orchester https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Weitere Mitwirkende hinter der Kulissehttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady

Vorgeschichte, mir persönlich überliefert durch Irène Hubschmid, geb. Schiesser ( 1948 – 2018), der Witwe von Paul Hubschmid (1917 – 2001Paul Hubschmid, ( der

Paul Hubschmid verkörperte den Professor Higgins in der deutschen Erstaufführung in Berlin 1961

Professor Henry Higgins, in der deutschsprachigen Berliner Erstaufführung am 26. Oktober 1961, im Theater des Westens)  schrieb in seinem Buch „Schöner Mann, was nun?: „Am Sonntag, dem 13. August 1961, stieg ich in Berlin aus dem Flugzeug. Ein schicksalhafter Tag. In der Nacht war die Stadt durch Stacheldraht zweigeteilt worden. Der Mauerbau hatte begonnen. Der Flughafen war voller Menschen, die die Stadt panikartig verliessen, darunter auch einige Kollegen.

In der Tat bedeutete die neue Situation ein erhebliches Risiko auch für die geplante, teure Produktion. Die Veranstalter hatten eine lange Laufzeit mit Zuschauern aus dem ganzen Berlin und dem östlichen Hinterland kalkuliert.

Die Aufführungsrechte waren an die Bedingung geknüpft, dass die Brodway-Inszenierung haargenau übernommen würde. Die Dekorationen von Oliver Smith, die Kostüme von Cecil Beaton – von Elizas Blumenhut bis zum Westenknopf von Higgins und natürlich auch das Arrangement für die Schauspieler. Die Übersetzung besorgte Robert Gilbert, der in Ascona sass und sich weigerte, nach Berlin zu kommen. Er hatte Angst vor den Russen. Hans Wölffer, Wolfang Spier, der die Dialogregie führte, und ich sassen jeden Tag zusammen, um die Texte durchzugehen. Für Rückfragen und Gegenvorschläge telefonierten wir stundenlang mit Ascona. Eines Abends begegnet ich Friedrich Luft (Anmerkung d.R.: der gefürchtetste Theaterkritiker Berlins). „Herr Hubschmid, verraten Sie mir doch bitte eine Kleinigkeit. Ich weiss, dass es streng geheim gehalten wird, und ich werd’s auch nicht weitersagen, aber ich möchte es unbedingt wissen: Wie habt ihr das berühmte „The rain in Spain stays mainly in the plain“ übersetzt?“ Ich weihte ihn ein: „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh’n!“ „Genial!“ strahlte er.

Aber nun zur Sorser Bluememäde als Welturaufführung auf Bärndüütsch

v.l.n.r. Pickering Eliza Higgins

Der Hammer, unglaublich, sensationell, der Superlativen gibts kaum genug um die Leistung der Sorser Theaterschaffenden zu würdigen. Überbordende Spielfreude gepaart mit einer witzig skurrilen, ironischen und dennoch sehr liebevollen Inszenierung, Regie Patrick Rohbeck, begeisterten das Premierenpublikum im, natürlich, ausverkauften Theatersaal und manch einer, mich eingeschlossen, verdrückten heimlich ein Tränchen der Rührung ob dem, sicherlich allen im Saal schon bekannten modernen Märchen des „Prinzen“ Professor Henry Higgins, Fabian Egli, in diesem Falle manchmal aber fast eines boshaften, der das „Aschenputtel“ Eliza Doolittle, Valentina Russo, in diesem Fall, ein unbedarftes Blumenmädchen phonetisch wach küsst.

Eine Wette als Ursprung von Elizas „Transformation“

v.l.n.r. Pickering Eliza Higgins

Er werde, so Higgins,als Professor für Phonetik und Sprachforschung , diesem schnoddrigem Blumenmädchen innert 6 Monaten soviel beibringen, Sprache, Auftreten usw. dass er sie, Eliza,beim Diplomatenempfang des Königs in die noble Gesellschaft als „Lady“ einführen könne.Tatkräftig unterstützt wird Higgins durch den, durch diese Wette eingebundenen Colonel Hugh Pickering , Hans Goetzfried, bei diesem, schlussendlich dann gelungenem Vorhaben. Tamara Kaufmann als Haushälterin Mrs. Pearce verfolgt das Unterfangen ebenso skeptisch wie neugierig.

Auch die Nebenschauplätze, z. B. mit Elizas Vater, Alfred P. Doolittle (Niklaus Rüegg) mit seinen Saufkumpanen, das Treiben auf dem Blumenmarkt beim Covent Carden mit den zwei vorwitzigen Buben, die versnobte Haute Volée in Ascot beim Pferderennen werden grossartig und perfekt besetzt auf die Bretter, die die Welt bedeuten, gebracht.

v.l.n.r. eine Ascot Lady, Freddy Eynsford-Hill, Eliza, Pickeringund noch eine Ascot Lady

Auch die vielseitigen, gekonnten Balletteinlagen, darunter gar ein Can Can, runden das Ganze kongenial ab.

 

 

 

 

Surseer Musiktheater in allen Belangen up to date

v.l.n.r. Mrs. Pearce, Elize, Higgins, Pickering

Da Higgins Gesangseilnagen eher eine Sprechgesang ähneln und das Stück ja eine gute Aussprache als Hauptthema hat, haben die Verantwortlichen technisch aufgerüstet und die Hauptdarstellenden mit Headsets, also Mikrophonen die am Kopf befestigt sind, ausgestattet. Der finanzielle Aufwand dafür beträgt in etwa 30`000 Franken. Dies erachtete man, zu Recht, als notwendig, damit die Dialoge auch gut verständlich, im phonetischen aber auch übertragenen Sinn rüberkommen. Das ist bestens gelungen und wurde vom Publikum, das auch mit Szenenapplaus nicht geizte, sehr geschätzt. Wär ja auch blöd, wenn man die teils äusserst witzigen Dialoge, rein akustisch nicht mitbekommen hätte.

Eigentlich unfair jemand aus dem ausnahmslos grossartigen Ensemble besonders zu loben, ich kanns trotzdem nicht lassen

Ein grossartiger Niklaus Ruegg als Alfred P. Doolittle in Hochform

Primi inter pares waren für mich persönlich Niklaus Ruegg, der in der Rolle des Müllmannes und Vaters von Eliza Alfred P. Doolittle, der u.a. nach dem Erhalt einer Leibrente eines Amerikaners,eine fabulöse, auch akrobatisch anspruchsvolle Performance mit seinen Saufkumpanen auf dem Blumenmarkt lieferte und Hans Goetzfried als etwas verschrobenen, pingelig, ungeschickten und sehr bemühten, aber irgendwie auch heimlifeiss verschmitzten Colonel Pickering.

Aui si am Schluss ufgschtande und hei g`fäget

Auch ein echter Can Can fehlte nicht

Tosender Schlussapplaus und „Standing Ovation“.Das Auditorium bedachte denn auch das Ensemble, nicht zu vergessen auch die fast unsichtbaren, aber sehr gut aufgelegten Damen und Herren im Orchestergraben unter der Leitung von Harald Siegel mit einem nicht enden wollenden Schlussapplaus und einer hochverdienten stehenden Ovation,.oder äbe „aui si ufgschtande u hei jublet“.

Künstlerische Leiterin Katrin Gurtner

Sie alle agierten unter der Oberaufsicht der künstlerischen Leiterin Katrin Gurtner, die zusammen mit anderen Mitwirkenden im Hintergrund, wie Bühnenbildner, Requisiteurin, Bühnenmann, bzw. Frauschaft etc. ebenfalls für eine verdiente Akklamation auf die Bühne gerufen wurden.

Fazit: Diese Sorser Lady ist wahrhaftig, um beim Bärndüütsch zu bleiben „Omegäng es choge guets Mädu“

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Roberto Conciatori www.stadttheater-sursee.ch

www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch

www.maxthuerig.ch   www.marinellapolli.ch

Der Londoner Bobby weist Freddy Eynsford-Hill, Ruben Banzer den richtigen Weg

Ein grossartiger Niklaus Ruegg als Alfred P. Doolittle in Hochform

v.l.n.r. eine Ascot Lady, Freddy Eynsford-Hill, Eliza, Pickeringund noch eine Ascot Lady