Lausanne (ots) – Suchtentwicklungen und problematisches Verhalten wie z. B. der Fitnesswahn oder Essstörungen im Jugendalter haben auch mit wahrgenommenen Geschlechterrollen zu tun. Mit der Lancierung von fünf Kurzfilmen sowie Materialien für den Unterricht und Aktivitäten in Gruppen von 13- bis 16-Jährigen füllt Sucht Schweiz eine Lücke in der geschlechterspezifischen Suchtprävention. Die Medienkonferenz in Bern beleuchtet Fakten und gibt Jungen und Mädchen eine Stimme.
Es ist klar, dass nicht alle Mädchen und alle Jungen gleich sind. Auch innerhalb der Geschlechtergruppen unterscheiden sie sich z. B. je nach sozialer und kultureller Herkunft. Dennoch gibt es darüber hinaus Unterschiede, die mit dem Geschlecht zusammenhängen. Suchtfachleute sind sich einig, dass dies in der Prävention berücksichtigt werden muss. Geeignete gendersensible Unterrichtsmaterialien fehlen weitgehend. Sucht Schweiz hat deshalb für 13- bis 16-Jährige fünf Filme realisiert, um geschlechterspezifische Aspekte bei Konsummustern, Motiven und Bewältigungsstrategien im Unterricht oder in gruppenbezogenen Aktivitäten zu diskutieren. Zusammen mit pädagogischen Unterlagen haben Fachpersonen der Suchtprävention, der offenen und verbandlichen Jugendarbeit sowie Lehrpersonen nun ein praxisnahes Instrument in der Hand. Dieses Projekt wurde durch das Nationale Programm Alkohol finanziell unterstützt.
Geschlechterbilder prägen – auch heute noch
Die Filme und didaktischen Unterlagen zeigen, dass Konsummuster oder die Beweggründe auch mit den Geschlechterrollen zusammenhängen können. Sie regen dazu an, Geschlechterstereotypen kritisch zu hinterfragen und eigene Vorstellungen zu erweitern. „Die Filme sollen Mädchen und Jungen unterstützen, Belastungen konstruktiv zu bewältigen und voneinander zu lernen“, ergänzt Irene Abderhalden, Direktorin von Sucht Schweiz.
Gruppendruck, Schönheit & Co.
Die fünf Kurzfilme wurden gemeinsam mit Jugendlichen und Fachleuten erarbeitet. Sie greifen jungenspezifische Themen auf wie Gruppendruck oder was ein „richtiger Mann“ sei. Mädchenspezifisch geht es um Nein-Sagen-Können und das durch Medien vermittelte Körperbild oder Schönheit. Ein weiterer Film richtet sich an Jungen und Mädchen und soll sie bei der Bewältigung von belastenden Situationen und Stress unterstützen.
Wo die Unterschiede liegen
Unterschiede zeichnen sich im Jugendalter bereits bei den Konsummotiven ab. So berichten Mädchen häufiger als Jungen, dass sie Alkohol trinken, um Probleme zu vergessen oder sich bei schlechter Stimmung aufzumuntern.
Die meisten Mädchen konsumieren Alkohol aber seltener, in kleineren Mengen sowie weniger risikoreich als dies Jungen tun. Jungen sind auch eher geneigt, illegale Drogen auszuprobieren. Die Konsumunterschiede sind im Jugendalter in Ansätzen schon vorhanden und sie werden mit den Jahren grösser. Es ist deshalb wichtig, Suchtprävention früh anzusetzen, bevor sich Konsumgewohnheiten verfestigen und weil Konsumrisiken schon im Jugendalter bestehen. Jugendliche gehen unter Alkoholeinfluss Gesundheitsrisiken ein (unfallbedingte Verletzungen, Alkoholvergiftungen), wobei Mädchen eher ungewollte sexuelle Kontakte riskieren und Jungen häufiger von körperlicher Gewalt betroffen sind.
Die Videos in Deutsch und Französisch sowie die pädagogischen Begleitmaterialien sind auf www.genderundpraevention.ch abrufbar.
Sucht Schweiz ist ein nationales Kompetenzzentrum im Suchtbereich und Collaborating Center der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie betreibt Forschung, konzipiert Präventionsprojekte und engagiert sich in der Gesundheitspolitik. Das Ziel unserer NGO ist, Probleme zu verhüten oder zu vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen oder durch Glücksspiel und Internetnutzung entstehen. Mehr als 200`000 Personen unterstützen unsere NGO.
Umfassende Informationen zu Sucht Schweiz finden Sie auf unserer Website www.suchtschweiz.ch[content_block id=29782 slug=ena-banner]