Lausanne (ots) – Der Umgang mit Cannabis ist international und national stark in Bewegung. Die US-Bundesstaaten Oregon und Alaska sowie die Hauptstadt Washington haben jüngst die Weichen in der Cannabispolitik neu gestellt. Andernorts wurden erste Erfahrungen mit regulierten Märkten gemacht. Welche Schlüsse lassen sich heute schon ziehen? Sucht Schweiz liefert in einer aufdatierten Übersicht die neusten Entwicklungen in den USA, Uruguay, Europa und der Schweiz.
Neue Entwicklungen im Umgang mit Cannabis sind aktuell in den USA zu beobachten. Anfang November befürwortete die Stimmbevölkerung in den Bundesstaaten Oregon und Alaska ein neues Regulierungsmodell für Cannabis zum nicht-medizinischen Gebrauch. Und in der Hauptstadt Washington D.C. sprachen sich die Stimmenden eben erst für den legalen Besitz und Anbau von Cannabis zum persönlichen Gebrauch aus. Abstimmungen in weiteren Bundesstaaten wird es im Jahr 2016 geben.
Erste Erfahrungen mit der Regulierung von Produktion und Verkauf macht seit Anfang Jahr Colorado und seit Juli der Staat Washington. In Colorado entwickelt sich der Markt mit heute fast 300 autorisierten Verkaufsstellen rasch, und ein neuer Industriezweig mit einer Vielzahl an Produkten zeichnet sich ab. Viele Konsumierende scheinen bereit, für kontrollierte Produkte mehr zu bezahlen als auf dem nach wie vor existierenden Schwarzmarkt. Schätzungen gehen davon aus, dass schon im ersten Jahr 60% des Cannabis zum medizinischem und nicht-medizinischem Gebrauch in den neuen Distributionskanälen abgesetzt werden. Der Cannabismarkt in Colorado beschäftigt heute ungefähr 10’000 Personen.
Im Staat Washington verlief die Einführung des regulierten Marktes im Vergleich zu Colorado unorganisiert. Hier wird Cannabis höher besteuert als in Colorado, weshalb sich die Preise wohl auf einem eher hohen Niveau etablieren werden.
Als erstes Land hat Uruguay Ende 2013 ein Gesetz zur Cannabisregulierung verabschiedet. Jeder erwachsene Bewohner soll Cannabis in gewissen Apotheken kaufen oder die Pflanzen selbst oder als Mitglied eines Vereins anbauen können. Konkretisierung und Umsetzung schreiten langsam voran. Bis heute ist noch keine der Neuerungen in der Praxis vollständig eingeführt.
Europa und die Schweiz
In Spanien bemühen sich regionale Behörden um eine zumindest partielle Regulierung der stark wachsenden Zahl an Cannabis Social Clubs, bei welchen vorgesehen ist, dass private Gruppen von erwachsenen Konsumierenden Cannabis zum Eigengebrauch anbauen. Diese Clubs bewegen sich nach wie vor in einer rechtlichen Grauzone.
Immer mehr Schweizer Städte diskutieren über Regulierungsmodelle, darunter Zürich, Bern, Biel, Winterthur oder der Kanton Basel-Stadt. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt für Cannabis Social Clubs in Genf wird derzeit vom Kanton in Bezug auf die Machbarkeit analysiert.
Überarbeitete und aktualisierte Übersicht Da sich die Cannabispolitik derzeit rasant entwickelt, hat Sucht Schweiz ihren im März dieses Jahres publizierten Bericht über die Regulierung des Cannabismarktes überarbeitet und dem aktuellen Stand angepasst. Der in Deutsch und Französisch vorliegende Bericht „Vom Rio de la Plata bis zum Genfersee“ liefert einen umfassenden Blick auf die oft komplexen Regulierungsmodelle und berücksichtigt sämtliche Neuerungen weltweit. Beleuchtet werden zudem zentrale Regulierungsaspekte wie Verkaufsbewilligungen, zulässige Mengen, Konsum, Altersbegrenzungen oder Schädlichkeitskontrollen.
Noch ist es zu früh, um sämtliche Auswirkungen der neuen Regulierungssysteme zu beschreiben. Der Bericht von Sucht Schweiz erlaubt jedoch einen ersten Einblick in die Stärken und Schwächen verschiedener Modelle. Die Studienautoren werden die Entwicklungen weiterhin eng verfolgen und dokumentieren.
Zobel, F., Marthaler, M. (2014): Vom Río de la Plata bis zum Genfersee: Regulierung des Cannabismarktes – neue Entwicklungen. 2. aktualisierte Auflage. Lausanne: Sucht Schweiz.