Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen verleiht als Interessenvertreter den blinden, sehbehinderten und taubblinden Menschen in der Schweiz eine gewichtige Stimme. Oft übernimmt er eine Vorreiterrolle; auch auf internationaler Ebene. Gerade jetzt freuen sich Verein und Mitglieder über den erneuerten und sehbehindertengerecht gestalteten Bahnhofplatz in St. Gallen sowie auf den kommenden „Tag des weissen Stocks“ in Bern.
Immer wieder, wenn es um die Anliegen von Menschen mit Handicap geht, ist der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) ganz vorne mit dabei. Er sucht nach optimalen Lösungen für die Schwierigkeiten sehbehinderter Menschen, schlägt Kompromisse vor, berät und coacht. „Eigens für diese Aufgaben hat der SZB seit über zehn Jahren mit dem blinden Juristen Gerd Bingemann einen direkt Betroffenen angestellt“, sagt Matthias Bütikofer, Geschäftsführer des SZB. „Für uns als Zentralverein ist es wichtig, dass wir eine solche Person in unserem Team haben. Es geht nicht nur darum Anliegen von Anspruchsgruppen wie zum Beispiel Vertretern des öffentlichen Verkehrs, mit Fachwissen zu begegnen, sondern auch um eigene Ideen und Projekte, die der SZB verfolgt.“
Eine Stimme mit „Gewicht“
Die Meinung, die Erfahrung und die Stimme von SZB-Interessenvertreter Bingemann haben denn auch Gewicht bei verschiedensten Organisationen, Arbeitsgruppen, Kommissionen – und das in der ganzen Schweiz. Im Verbund mit Experten seiner Mitgliederorganisationen war der SZB mit dabei, als es darum ging, den neuen SBB-Zug „Giruno“ von Stadler Rail behindertengerecht zu gestalten. Das reicht von Massnahmen, die das Besteigen des Zuges erleichtern, über die Inneneinrichtung bis zur Lautsprecheranlage für die Zugsdurchsagen und andere Kommunikationsmittel.
Bahnhofplatz in St. Gallen – schwierige Situationen nicht
nur für behinderte Menschen
Ganz aktuell freuen sich die St. Gallerinnen und St. Galler über den neuen Bahnhofplatz. Er ist die Anlaufstelle für Touristen und Pendler in der Ostschweiz und somit zentrale Drehscheibe für den öffentlichen Personennahverkehr. Endlich fahren die Busse und Postautos wieder ab fixen Standorten. Die lange Umbauzeit und die damit verbundenen, ständig wechselnden Signalisationen und Wegführungen waren vor allem für blinde und
sehbehinderte Menschen eine grosse Herausforderung – geschweige denn für Menschen mit Hörsehbehinderung! Der blinde St. Galler Giuseppe Porcu: „Es war oft sehr viel Kreativität und Geduld nötig, um den richtigen Weg zu finden. Vor allem die vielen Veränderungen während des Umbaus waren für uns sehr schwierig zu deuten.“ Porcu fügt weiter an: „Zum Glück erhalten wir viel Unterstützung.“ Und ergänzt schmunzelnd: „Auch nicht behinderte Menschen hatten ja ihre Mühe! Wir sind froh um diese Solidarität und helfen auch gern.“
SZB – immer an der Front
Für Gerd Bingemann vom SZB ist das Beispiel Bahnhof St. Gallen nur eines von vielen. „Baustellen“ sind sein „Job“; egal, ob sie sich an Gebäuden, im öffentlichen Räumen, bei Ticketautomaten oder bei Kommunikationssystemen befinden. Baustellen, das ist ein Thema, bei dem er sich für seine Mitmenschen einsetzen kann, zumal häufig auch nicht behinderte Menschen von sehbehinderten Lösungen profitieren können. So verhindert zum Beispiel die weisse Markierung der letzten Treppenstufe bei Unterführungen auch für Sehende oftmals einen Tritt ins Leere.
Der SZB konnte soeben dank des Engagements seines Interessenvertreters einen Erfolg verzeichnen. Die SBB wollte ihre Zugsdurchsagen massiv reduzieren. Das konnte nicht zuletzt dank unseres Engagements vorerst verhindert werden“, sagt Matthias Bütikofer und fügt an: „Unsere Inputs, Ideen und Entwicklungen werden oft auch von anderen Organisationen im Ausland kopiert. Das freut uns natürlich.“ So entwickelte und lancierte der SZB zum Beispiel die erste sprechende und vibrierende Uhr namens ACUSTICA, die diesen Sommer auf den Markt kam. Bereits generiert die Uhr auch international Nachfragen.
Wenn sich Bingemann für eine Sache einsetzt, dann tut er dies im Namen von etwa 325’000 sehbehinderten Menschen in der Schweiz, von denen etwa 100’000 Personen vollkommen blind sind. Der Bahnhof St. Gallen hat wieder auf „Normalbetrieb“ umgestellt. Auf Bingemann warten weitere Baustellen, die es im Interesse der Seh- und Hörsehbehinderten Menschen in der Schweiz zu entschärfen gilt.
„Tag des weissen Stocks“ am 15. Oktober
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband, eine von ca. 60 Mitgliederorganisationen des SZB, feiert und organisiert am Sonntag, 15. Oktober 2017 den internationalen „Tag des weissen Stocks“. Auf dem Bundesplatz in Bern sollen sich – so hoffen die Organisatoren – tausend Menschen zur Manifestation „Haltet die Leitlinien frei“ besammeln und an der Kundgebung teilnehmen. Umrahmt wird der Tag mit verschiedenen Aktivitäten. Zum Beispiel finden auch Tast- und Hörparcours durch die Stadt Bern statt. www.szb.ch[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]