Stürme, Trockenheit und in Folge davon der Borkenkäfer lassen Bäume absterben. Die Bewältigung der Folgen stellt die Wald- und Holzwirtschaft vor grosse Herausforderungen. Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen ist der Holzmarkt europaweit überlastet. Wer einheimisches Holz als erneuerbarer Baustoff und Energieträger verwendet, hilft die wirtschaftliche Krise zu entschärfen und die Klima-, Energie- und Umweltziele zu erreichen. Die öffentlichen Mittel von Bund und Kanton Luzern werden prioritär für den Schutzwald und die Wiederbewaldung der Schadenflächen eingesetzt.
Die Winterstürme und der trockene Frühling setzen dem Wald weiter zu. Es sind viele Waldbestände betroffen, die bereits durch den Sturm Burglind im Januar 2018 und die Trockenheit 2018 sowie durch weitere Wetterextreme im 2019 geschwächt worden sind. In der Folge haben sich Borkenkäfer stark vermehrt und bringen auch gesunde Nadelbäume zum Absterben. Hauptbetroffen ist die Fichte, auch als Rottanne bekannt. Die anhaltende Trockenheit führt dazu, dass an exponierten Stellen auch Buchen und Weisstannen verdorren.
Waldbewirtschaftung unter Druck
Die Räumung der Bäume ist angesichts des tiefen Holzpreises in vielen Fällen nicht kostendeckend. Die durch die Corona-Krise bedingten Schliessungen von Verarbeitungsbetrieben und Baustellen in grenznahen Regionen sowie im benachbarten Ausland schränken den Holzabsatz zusätzlich ein. Trotz Wiederaufnahme der Arbeit auf den Baustellen und in der Verarbeitung ist damit zu rechnen, dass grosse Mengen an Schadholz die Kapazitäten der Holzlogistik übersteigen. Somit wird vermehrt stehendes oder liegendes Totholz im Wald verbleiben. Für den Wald als Ökosystem ist dies nicht nachteilig. Viele Lebewesen sind auf Totholz angewiesen, so auch Gegenspieler von Borkenkäfern. Die Waldeigentümerschaft ist dagegen von finanziellen Einbussen betroffen. Als Folge davon gerät die Waldbewirtschaftung zur Sicherstellung der vielfältigen Waldleistungen unter Druck. Denn ein gesunder Wald schützt vor Naturgefahren, liefert den wertvollen Rohstoff Holz, dient den Menschen als Erholungsraum und bietet Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Die vermehrte Verwendung von einheimischen Holz für das Bauwesen und zum Heizen stärkt eine nachhaltige, regionale Wirtschaft und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klima-, Energie- und Umweltziele von Bund und Kanton Luzern. Ebenso kann die wirtschaftliche Krise entschärft werden. Denn ausserhalb des Schutzwaldes, der ein Viertel des Luzerner Waldes umfasst, sind die Waldeigentümerschaft und deren betrieblichen Waldorganisationen für die Waldschutzmassnahmen zuständig.
Kanton setzt öffentliche Mittel für prioritäre Ziele ein
Der Kanton Luzern setzt die öffentlichen Mittel von Bund und Kanton prioritär für den Schutzwald und die Wiederbewaldung der Schadenflächen ein. Die Massnahmen zur Behebung der Waldschäden im Schutzwald werden so ausgestaltet, dass der Holzmarkt möglichst nicht zusätzlich belastet wird. In vielen Fällen wird das Holz im Bestand entrindet und liegen gelassen. Ziel dieser Massnahmen ist es, dem Borkenkäfer das Brutmaterial zu entziehen und so einer starken Vermehrung vorzubeugen. Seit 2018 setzen der Bund und der Kanton Luzern dafür pro Jahr durchschnittlich 2.9 Mio. Franken ein und behandeln rund 40’000 Kubikmeter Holz. Dafür sind 1.5 Mio. Franken innerhalb der bestehenden Kredite umgelagert und seitens Bund und Kanton Luzern um insgesamt 3.5 Mio. Franken befristet zur Schadensbewältigung aufgestockt worden. Im Bereich der Gewässer beteiligen sich auch die zuständigen Stellen für den Gewässerunterhalt an den Kosten. Durch die Vermeidung von Folgeschäden und den Verzicht auf technische Verbauungen können mehrfach höheren Kosten eingespart werden. Die regionalen Waldorganisationen und Forstbetriebe setzen die Arbeiten in Zusammenarbeit mit spezialisierten Forstunternehmen für den Seilkran-Einsatz im steilen Gelände und für Entrindungsarbeiten um.
Klimawandel bei Wiederbewaldung berücksichtigen
Das rasche Tempo des Klimawandels mit wärmeren Temperaturen und längeren Trockenzeiten im Sommer sowie Stürmen werden den Luzerner Wald weiterhin strapazieren. Die heute keimenden Bäume werden bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima wachsen. Auf den beschädigten Flächen bieten sich Chancen für stabile Mischwälder mit trockenheits- und hitzetoleranteren Laub- und Nadelbäumen. Wo möglich wird der Wald natürlich verjüngt. Zur Lenkung der gewünschten Baumartenzusammensetzung werden gezielte Eingriffe im Jungwald nötig sein. Wo die Konkurrenzvegetation oder andere Faktoren eine Verjüngung durch natürliche Ansamung nicht zulassen oder keine geeigneten Samenbäume vorhanden sind, unterstützt der Kanton Luzern und der Bund über die bestehenden Förderprogramme die Pflanzung von standortgerechten, dem künftigen Klima angepasste Baumarten. Dabei können auch seltene Baumarten wie Eichen eingesetzt werden. Bei grossen Verjüngungsflächen, insbesondere bei Pflanzungen, werden bei Bedarf jagdliche Einrichtungen wie Hochsitz oder Freihalteflächen eingeplant. Die Revierförster koordinieren die Massnahmen mit den Jagdgesellschaften.
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Aufarbeitung Waldschäden Güggiföhn im Gebiet Marbach
Ausläufer des Föhnsturms führten am 15. November 2019 zu heftigen Winden. Sie haben hauptsächlich in der Gemeinde Escholzmatt-Marbach grosse Waldschäden verursacht. Betroffen sind auch weitere Gebiete wie das Waldemmental in der Gemeinde Flühli. Das Schadenbild zeigt, dass mehrheitlich Flächenschäden und stellenweise Streuschäden (Baumgruppen) vorhanden sind. Die Schadmenge beträgt rund 30’000 Kubikmeter Holz. Das entspricht 20’000 Bäumen. 90 Prozent der Schäden betreffen den Schutzwald, der unterliegende Siedlungen sowie kantonale und kommunale Verkehrswege vor Überschwemmung und Murgang schützt. Damit am verbleibenden Schutzwald die Schutzfunktion sichergestellt werden kann und Folgeschäden vermieden werden können, sind die Arbeiten nach der Schneeschmelze Ende April 2020 umgehend mit vier spezialisierten Forstunternehmen in Angriff genommen worden.
Der Kanton Luzern startet ein Projekt, um das anfallende Holz anstelle von Rundholz in geschnittener Form als Lamellen bereitzustellen. Im modernen Holzbau werden Lamellen in Standardgrössen zu verleimten Bauholzelementen gefertigt. In geschnittener Form kann das Holz werterhaltend und kostengünstig gelagert werden. Der Kanton Luzern plant, das Holz für kantonseigene Bauten zu verwenden.
Strategiereferenz Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie: Luzern steht für Nachhaltigkeit
Anhänge
Bild 1: Schadenfläche im Schutzwald Gebiet Hürnli, Gemeinde Escholzmatt-Marbach
Bild 2: Spezialisierte Forstunternehmen für den Seilkran-Einsatz rüsten die Schadenflächen auf
Bild 3: Anlegen von Moderholz für die Waldverjüngung: In höheren Lagen ist die Verjüngung der Bäume auf vermoderndes Holz angewiesen. Dazu wird ein Teil der Stämme zurückgelassen.
Flyer: Luzerner Wald: Trockenheit und Sturm hinterlassen Spuren[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]