Über 300 Meinungsführer am dritten SwissMediaForum in Luzern – Kritik am „Reinheits-Terror“

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Luzern (ots) – Zum dritten Mal findet heute und morgen das SwissMediaForum im KKL Luzern statt. Hochkarätige Referenten aus Medien, Wirtschaft und Kommunikation treten auf und befassen sich unter anderem mit der künftigen Finanzierung des Journalismus und mit der Verantwortung der Medien für die Gesellschaft.

Medien verlangen von Exponenten in Wirtschaft, Politik und Sport zunehmend, „fleckenlos“ zu sein. Am SwissMediaForum kritisierten dies Josef Ackermann, Verwaltungsratspräsident der „Zürich“, Bruno Pfister, CEO von Swiss Life, und Fussball-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld auf einem Podium. Laut Pfister führt der „Reinheits-Terror“ dazu, dass sich Führungskräfte vor allem darauf konzentrieren, keine Fehler zu machen – was die Innovation beeinträchtige. Josef Ackermann sieht das Problem weniger bei den Medien als bei der Dünnhäutigkeit vieler Politiker und Wirtschaftsführer: „Langfristig wollen wir doch Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten.“ Laut Ackermann machen viele öffentlich exponierte Personen den Fehler, bei Problemen nur stückweise mit der Wahrheit herauszurücken. Ackermann: „Man muss in solchen Situationen zu seinem Fehler stehen und vollständig informieren.“ Ottmar Hitzfeld wiederum hält die „Medienkampagne“ gegen Bayern-Präsident Uli Hoeness für einseitig; man werde Hoeness, der zu seinen Fehlern stehe, dadurch nicht gerecht.

Die Runde diskutierte auch über politische Fragen. Die 1:12-Initiative sei gefährlich für den Standort Schweiz, war man sich einig; Ackermann plädiert dafür, dass sich Wirtschaftsführer auch politisch dazu äussern. Swiss-Life-Chef Pfister signalisierte Bereitschaft, gegebenenfalls auch in der TV-„Arena“ aufzutreten, um die volkswirtschaftlich nachteilige Initiative zu bekämpfen.

Weitere Auftritte hatten in Luzern die Social-Media-Forscherin Johanna Blakley, University of Southern California und ETH-Informatikprofessor Markus Gross, der vor kurzem einen „Tech-Oscar“ gewann. Beide betonten, dass der Medienwandel zurzeit stark technologie- und weniger inhaltsgetrieben sei. Laut Blakley dominieren auf den Social Media die Frauen: Ihr Anteil bei den Usern sei in allen Altersgruppen signifikant höher und die Verweildauer länger als bei Männern.

Über die Folgen für die Medienhäuser und den Journalismus sprachen die vier Chefredaktoren Rolf Cavalli, Blick.ch, Jan-Eric Peters, Chefredakteur der deutschen Welt-Gruppe, Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de und Res Strehle, Chefredaktor des Tages-Anzeigers. Unter der Moderation von Hansi Voigt wurde kontrovers darüber diskutiert, ob die Paywall das Finanzierungsproblem des Journalismus lösen kann.

Am SwissMediaForum, das erstmals von SRF-Journalistin Susanne Wille moderiert wird, nehmen mehr als 300 Personen teil. Die Veranstaltung geht am Freitag weiter, unter anderem mit einer Diskussionsrunde, an der die Verleger Pietro Supino (Tamedia) und Peter Wanner (AZ Medien) teilnehmen, ebenso der Schweizer Tobias Trevisan, Geschäftsführer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Dieser Beitrag wurde am von unter schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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