Am vergangenen Sonntag diskutierten Vanessa Kleinschnittger, Oswald Sigg und Andrea Willimann unter der Leitung von Konrad Rudolf Lienert das Thema “öffentliche Meinung“ im Rahmen der Stadtgespräche Sursee des Vereins Historia Viva. Ein wichtiges Thema, welches auch vor allem die jüngere Generation betrifft. Schade nur, dass so wenige Junge anwesend waren.
Wir sind immer und überall online. Wir haben jederzeit Zugriff auf Informationen aus der ganzen Welt und wir können jederzeit Informationen in alle Welt verteilen. Was bedeutet das für uns? Welche Auswirkungen hat das auf uns? Und werden dadurch ältere Medien überflüssig? Welchen Einfluss hat das auf unsere öffentliche Meinung? Diese und viele weitere Fragen wurden am Sonntag 25. Mai in Sursee diskutiert. Und wie es bei einer guten Podiumsdiskussion sein soll, wurden den Zuhörern nicht einfach nur Antworten serviert, sondern Denkanstösse zum Nachhause nehmen. Alle drei Diskussionsgäste sind absolute Medienprofis. Und obwohl sie aus sehr verschiedenen Bereichen der vielfältigen Medienwelt kommen waren sie sich bei vielen Fragen einig. So erhielt Andrea Willimann, Chefredaktorin der “Surseer Woche“ Unterstützung von Oswald Sigg, ehemaliger Vizekanzler und Bundesratssprecher der schweizerischen Eidgenossenschaft, welcher in Lokalzeitungen und Regionalblättern sogar die Zukunft der Printmedien sieht. Dies begründet er damit, dass nationale und internationale Neuigkeiten praktisch von überall her bezogen werden können, aber wenn man sich über seine naheliegende Umgebung informieren will, die Regionalzeitungen das Medium mit den gründlichsten Recherchen und den verlässlichsten Informationen darstellt. Und obwohl er sich anhand von ein paar Beispielen aus der aktuellen Ausgabe amüsiert, meinte er es sehr ernst. Und auch Vanessa Kleinschnittger, Assistentin am Seminar für Medienwissenschaft der Universität Basel, sieht die Printmedien nach wie vor als Leitmedium an. So erklärt sie, dass sich viele Leser zwar im Internet informieren, dann aber ihr erhaltenes Wissen doch noch in der Zeitung überprüfen. Einig sind sich die Diskutierenden auch darüber, dass die Gratisinformations-Kultur zu zweifelhaften Ergebnissen führt. Wer für Information bezahlt, so ihre Meinung, fängt an deren Wert wieder zu schätzen. Journalistische Integrität gerät in Gefahr, sobald sie an die Auflagenzahl gebunden ist. Deshalb strafen sie aber nicht bloss Gratiszeitungen oder Internetportale ab, sondern auch die grossen Player im Medienzirkus, welche oft nur noch den Gewinn vor Augen haben.
Parallelen zur Geschichte zeigen allerdings auf, dass sich das Verhalten der Medienkonsumenten nicht so stark verändert hat wie man annehmen könnte. So wurde behauptet dass mit den Internetmedien die Gefahr bestehe nur noch die Informationen zu erhalten die man auch wirklich hören wolle und somit der Diskurs verloren gehe. Allerdings zeigt die Geschichte, dass das auch früher so war. Anhänger einer eher linken Partei kauften sich eine eher linke Tageszeitung und umgekehrt, nur die Auswahl war wohl noch nicht so gross. Was die diskutierenden gegen Schluss noch los werden wollten sind die Gefahren, die durch das Internet für den Nutzer entstehen. Durch die vielen Gratisangebote im Internet hat sich eine neue Währung entwickelt: Benutzerdaten. Dies führe dazu, dass vor allem jüngere Menschen sehr offen und unbekümmert mit ihren persönlichen Daten und auch privaten Details aus ihrem Leben umgingen. Oft sind sie sich nicht bewusst, dass Google, Facebook und Co. die reinsten Marktforschungsmaschinen und Datensammler sind, welche jeden einzelnen durchleuchten und somit zum gläsernen Menschen machen. Natürlich bringt es nichts, mit erhobenem Zeigefinger auf junge Leute los zu gehen. Aufklärung ist wie so oft das beste Mittel. Und natürlich dienen nicht alle Internetplattformen nur der reinen Unterhaltung. Oder fühlen sie sich nach dem Lesen dieses Berichts nicht ein bisschen besser über die Diskussion vom „Stadtgespräch“ informiert?
Diese Veranstaltung von: http://www.historiaviva.ch/index.html fand statt im:http://www.sankturbanhof.ch/cms/website.php?id=/index.htm
Text und Foto: www.marvinmueller.ch Kolumnen von Marvin Müller werden unterstützt von der Buchhaltung Untertor, Sursee www.untertor.ch
www.gabrielabucher.ch www.erwingabriel.ch Paul Ott:www.literatur.li