Verschiebt und überwindet Grenzen: das Musikfestival «Szenenwechsel 2022» der Hochschule Luzern

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Probe zu «Sounds beyond borders» – eine Soundcollage zum Thema Migration und Exil. (Bild: Ingo Höhn)

Das Festival «Szenenwechsel» der Hochschule Luzern bietet jeweils eine Reihe von Konzerten
und Performances für fast jeden musikalischen Geschmack – diesmal vom 27. bis 30. Januar
2022 unter dem Thema «Grenzenlos». Nebst Auftritten von Studierenden und Gästen, die
stilistische Grenzen überwinden, werden dabei auch Lehr- und Forschungsthemen verknüpft.

Ob der Berliner Mauerfall oder die Wiederöffnung von Grenzen nach dem Corona-Lockdown –
wenn physische Grenzen überwunden oder aufgehoben werden, so ist das meist
öffentlichkeitswirksam. Das Überwinden von inneren Barrieren hingegen geschieht meist im
Verborgenen und kontinuierliche Annäherungen werden im Kleinen vollzogen. Dass dies auch in
der Musik oftmals der Fall ist, zeigt die diesjährige Ausgabe des Festivals «Szenenwechsel» des
Departements Musik der Hochschule Luzern (HSLU). Departementsdirektor Valentin Gloor sagt:
«Tag für Tag, Schritt für Schritt werden Grenzen verschoben und musikalische Räume geweitet.
Der einzelne Schritt mag unspektakulär erscheinen, aber doch hat die Welt eine bereichernde
zusätzliche Facette erhalten. Oft führen solche Grenzgänge auch zu einer übergreifenden
Zusammenarbeit, etwa zwischen Stilbereichen oder zwischen Wissenschaft und Kunst.»

Im Programm des «Szenenwechsels» macht sich dies etwa beim gemeinsamen Konzert des
Luzerner Sinfonieorchesters und der Jungen Philharmonie Zentralschweiz im KKL Luzern
bemerkbar: Dort treffen mit dem funkelnden Impressionismus des polnischen Komponisten Karol
Szymanowski und der modernen sinfonischen Reflexion des türkischen Komponisten und
Bürgerrechtsaktivisten Fazıl Say zwei verschiedene Zugangsweisen zur europäischen
Sinfonietradition aufeinander.

Weitere Festival-Highlights sind u.a. der Auftritt des italienischen Musikers Simone Bottasso
zusammen mit Volksmusik-, Jazz- und Klassikstudierenden im Konzertsaal «Salquin» oder das
Big-Band-Konzert im KKL Luzern mit der US-Amerikanerin Genevieve Artadi, eine der aktuell
prägendsten Jazz-Musikerinnen der West Coast.
Eine besondere Art der Überwindung von äusseren und inneren Grenzen, zeigt sich auch beim
Programmpunkt «Balkonszenen». Dabei tragen die Gesangsprofis von morgen Ständchen aus
mehreren Epochen und Sprachräumen vor. «Verteilt in unserem Treppenhaus werben sie – fast wie
einst Romeo um seine Julia – um die Aufmerksamkeit und Gunst des Publikums», so Gloor.

Des Weiteren steht das Festival «Szenenwechsel» auch im Zeichen der Zusammenarbeit der vier
Institute und der Bereiche Lehre und Forschung am Departement Musik. So setzen sich
Studierende und externe Musikerinnen und Musiker mit Themen wie «Zwangsmigration» oder
«Zugehörigkeit» auseinander und zeigen das Resultat ihrer Arbeit in der Live-Soundcollage
«Sounds beyond borders». Im Anschluss daran diskutieren Gäste aus dem In- und Ausland unter
dem Titel «grenzenlos! grenzenlos? Neudenken musikalischer Teilhabe und Teilnahme».

Mit Ausnahme des Sinfoniekonzerts und des Big-Band-Konzerts im KKL Luzern, finden alle
Anlässe an der Hochschule Luzern – Musik auf dem «Kampus Südpol» in Kriens statt. Bis auf die
beiden Konzerte im KKL Luzern ist der Eintritt frei. Es gilt die 2G-Regel und eine
Maskentragpflicht. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter:
hslu.ch/szenenwechsel


Detaillierte Programmübersicht vom 27. bis 30. Januar 2022

Donnerstag, 27.01.2022: Polnischer Impressionist trifft auf türkischen Bürgerrechtsaktivisten

Eröffnet wird das Festival am Donnerstagabend, 27. Januar 2022 ab 19:30 Uhr mit einem
Gemeinschaftskonzert des Luzerner Sinfonieorchesters und der Jungen Philharmonie
Zentralschweiz im KKL Luzern. Auf dem Programm stehen die «Symphonie concertante» des
polnischen Komponisten Karol Szymanowski (1882-1937) und die «Mesopotamia Symphony»
des türkischen Komponisten Fazıl Say (*1970). Ab 18:30 Uhr gibt es eine Konzerteinführung mit
Departementsdirektor Valentin Gloor und Antonio Baldassarre, Leiter Forschung & Entwicklung.

Freitag, 28.01.2022: Von Schubert bis Stockhausen, vom Drogentrip bis zur Balkonmusik

Das Abendprogramm startet mit einem Kammermusikkonzert: Dabei geht es um die Erkundung
neuer Welten. Gespielt wird Franz Schuberts Streichquartett d-Moll – ein Werk, das eigentlich der
Stilistik der Wiener Klassik verpflichtet ist, aber bereits im Jahr 1824 die ersten Strahlen von
musikalisch Neuem erahnen liess. Das Konzert findet ab 18:00 Uhr im Konzertsaal «Salquin» statt
(Konzerteinführung ab 17:30 Uhr) und wird durch die Albert Koechlin Stiftung AKS, Luzern
unterstützt.

Ab 19:15 Uhr führt das Studio für zeitgenössische Musik mit «Professor Bad Trip» die
musikalische Umsetzung eines Drogentrips auf. Bei diesem Schlüsselwerk des italienischen
Komponisten Fausto Romitelli scheinen sich Zeit und Raum durch die Mittel des Klanges
zunehmend aufzulösen. Ähnlich beim zweiten Werk dieses Konzerts: Auch bei Olivier Messiaens
«Quator pour la fin de temps» geht es um die Auflösung der Zeit und um Unendlichkeit, die hier
von der tiefen Religiosität des Komponisten inspiriert ist.

Zum Abschluss des Freitagabends gibt es ab 21:00 Uhr «Balkonszenen» zu erleben: Studierende
aus den Klassen für Gesang, Gitarre, Harfe und Akkordeon interpretieren über
Treppengeländer, Balkone, Zwischenstockwerke und Nischen hinweg Serenaden, Ständchen,
Liebeslieder und Ensemblestücke von Brahms, Britten, Croce, de Falla, de Lorca, Dowland,
Frauchiger, Ginastera, Granados, Haydn und Mozart.

In den Klangtürmen und im Raum 2021 wird am Freitag und Samstag zu unterschiedlichen Zeiten
eine Performance mit zeitgenössischer Musik von Karlheinz Stockhausen (1928-2007)
geboten. In seinem Zyklus «Aus den sieben Tagen» von 15 Textkompositionen für intuitive Musik,
denen ein weiterer Zyklus unter dem Titel «Für kommende Zeiten» folgte, geht es um
Grenzerfahrungen im musikalischen, spirituellen und letztlich existenziellen Sinn.

Samstag, 29.01.2002: u.a. Schulklasse in Concert, Spannungsfeld Kirchenmusik und Live-
Soundcollage

Musikpädagogik-Studierende der HSLU haben mit Schülerinnen und Schülern der Volks- und
Musikschule Adligenswil ein abwechslungsreiches Programm erarbeitet – von Volksmusik über
Hip-Hop bis zeitgenössische Musik. Konzertbeginn ist ab 11:00 Uhr in der Blackbox «Kosmos».

«Panel Posters Pizza» heisst eine Präsentation des Kompetenzzentrum Music Performance
Research der HSLU, die um 12:15 Uhr startet. Geboten werden Einblicke in laufende
Forschungsprojekte, welche die fast grenzenlose Breite und Vielfalt der Themen widerspiegeln,
z.B. Orgelforschung, Musikkritik, Musik & Gesundheit und Groove-Ästhetik.

Eine «Stunde der Kirchenmusik» gibt ab 14:00 Uhr ein Konzentrat der künstlerischen Vielfalt
dieses Genres wieder. Zu hören sind in verschiedenen Räumlichkeiten gregorianische Gesängeverbunden mit elektronischer Musik, fantasievoll gestaltete Kurzprogramme mit geistlicher und weltlicher Chorliteratur oder Solowerke und Kammermusik auf der Späth-Orgel der HSLU.
Eine musikalische Reflexion zu 200 Jahre Löwendenkmal in Luzern erleben die Besucherinnen und Besucher bei «9 Island Pieces». Für dieses Programm haben Kompositionsstudierende unter der Leitung von Dieter Ammann kurze Werke erarbeitet, die sich alle auf eine andere Art mit dem Themenkomplex Heimat und Fremde sowie dem Überschreiten von Grenzen beschäftigen.

Beginn
ist 15:30 Uhr in der Blackbox «Kosmos».

Die Wurzeln des italienischen Musikers, Komponisten und Dirigenten Simone Bottasso liegen in
der Tradition. Dennoch streckt er seine Fühler immer wieder in unterschiedliche Richtungen aus.
Mit Studierenden aus den Bereichen Volksmusik, Jazz und Klassik lässt er ab 17:00 Uhr im
Konzertsaal «Salquin» verschiedene Stile beim Kreieren neuer Sounds ineinanderfliessen.

In der Live-Soundcollage «Sounds beyond borders» – ab 19:30 Uhr in der Blackbox «Kosmos» –
setzen sich Studierende und externe Musikerinnen und Musiker mit den Themen
«Zwangsmigration/Mobilität» sowie «Zugehörigkeit/Heimat/Exil» und den Grenzen ihrer eigenen musikalischen Erfahrungen auseinander. Direkt im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «grenzenlos! grenzenlos? Neudenken musikalischer Teilhabe und Teilnahme» mit internationalen Gästen statt.

Sonntag, 30.01.2022: Big Band groovt mit internationalen Gästen

Zum Abschluss des Festivals spielt die Big Band der HSLU im KKL Luzern zusammen mit der
US-Amerikanerin Genevieve Artadi, einer der aktuell prägendsten Sängerinnen und
Komponistinnen der Jazz-Szene an der West Coast. Geleitet wird die Big Band von Joakim
Milder, einer Jazz-Ikone aus Schweden. Der junge US-amerikanische Schlagzeuger Louis Cole
unterstützt das Ensemble mit seinem treibenden Sound. Konzertbeginn ist 18:00 Uhr,
Konzerteinführung ab 17:00 Uhr.

Mit Ausnahme des Sinfoniekonzerts und des Big-Band-Konzerts im KKL Luzern, finden alle Anlässe im Gebäude der Hochschule Luzern – Musik auf dem «Kampus Südpol» in Kriens statt. Bis auf die beiden Konzerte im KKL Luzern ist der Eintritt frei.

Es gilt die 2G-Regel und eine Maskentragpflicht. Detailprogramm unter: hslu.ch/szenenwechsel