
Netz- und Vermessungsplatz Brunnen. Die gefangenen Fische werden aus den Netzen gelöst und vermessen (nach Maschenweite, Art, Grösse, Gewicht, Tiefe und Ort).
Welche Fischarten schwimmen im Vierwaldstättersee? Wie gesund ist das Ökosystem See? Bereits im Jahr 2014 hat eine Befischung nach der sogenannten «Projet Lac»-Methode Antworten darauf geliefert. Nun wurde der grösste Zentralschweizer See zum zweiten Mal untersucht.
Die Schweizer Seen beherbergen eine grosse Fischvielfalt. Allerdings sind fast zwei Drittel der einheimischen Fischarten vom Aussterben bedroht. Um die Entwicklungen zu dokumentieren, werden seit 2010 alle grösseren Schweizer Seen mittels einer standardisierten Methode des «Projet Lac» befischt. Ihr Ziel ist die Erhebung der vorkommenden Fischarten, deren Populationsstrukturen sowie die Beurteilung des Sees als Lebensraum für Fische. Dabei stehen nicht nur die kulinarischen und dadurch auch wirtschaftlich interessanten Fischarten wie Egli, Hecht, Seeforelle, Saibling oder Felchen im Vordergrund, sondern sämtliche Arten, die im See vorkommen.
Standardisierte Methode lässt aussagekräftige Vergleiche zu
Nun ist in den letzten Wochen der Vierwaldstättersee zum zweiten Mal nach dieser Projet Lac-Methode befischt worden. Bereits 2014 hat eine Befischung Antworten darauf geliefert, wie es um den Fischbestand im grössten Zentralschweizer See steht. Die Ergebnisse, die im nächsten Sommer erwartet werden, ermöglichen einen Vergleich mit der früheren Erhebung sowie mit anderen Seen in der Schweiz und im ganzen EU-Raum. Auch der Sempachersee (2018) sowie der Baldegger- und der Rotsee (2023) wurden bereits mit dieser Methode untersucht (vgl. Mitteilung vom 12. November 2024). Die Resultate bilden zudem eine wichtige Datenbasis für weitere wissenschaftliche Forschungen, insbesondere im Bereich Artenschutz und Fischbestandsmanagement, und können bei Renaturierungsarbeiten berücksichtigt werden.
Guter erster Eindruck
Dass mitunter menschliche Aktivitäten das Ökosystem des Sees verändern, führt Pascal Vonlanthen, externer Projektleiter der Befischung des Vierwaldstättersees und Mitentwickler der «Projet Lac»-Methode, am Beispiel des Murtensees aus: «Die Regulierung des Seespiegels führte im Murtensee dazu, dass es aufgrund des verbreitet vorhandenen Schilfs kaum mehr Kiesufer hat. Somit fehlen auch die Fischarten, die diesen Lebensraum benötigen.» Vom Vierwaldstättersee hat Vonlanthen einen «guten ersten Eindruck»: Es zeige sich eine natürliche Zusammensetzung der Fischarten. Diese seien im gesamten See, auch in grossen Tiefen vorhanden.
Um möglichst alle Fischarten zu entdecken, werden drei wesentliche Techniken benutzt:
1. Befischung mit Grundnetzen: Horizontale Grundnetze werden im gesamten See an zufällig ausgewählten Stellen gesetzt und von Hand eingezogen. In Ufernähe werden diese gezielt bei allen Habitattypen wie Schilfflächen, Zuflüssen oder Totholz gesetzt. Dies ist wichtig, weil gewisse Fischarten starke Präferenzen für gewisse Uferhabitate haben. So kommt die Rotfeder beispielsweise fast immer dort vor, wo Wasserpflanzen wachsen.
2. Offenwasserbefischung mit Vertikalnetzen: Der Offenwasserbereich wird mit Vertikalnetzen befischt. Diese reichen vom Seegrund bis zur Oberfläche und ermöglichen die Befischung der gesamten Seetiefe. Im Falle des Vierwaldstättersees sind dies 214 Meter.
3. Elektrische Befischungen von Uferhabitaten: Schliesslich werden die verschiedenen Uferhabitate auch elektrisch befischt. Dabei werden Fischarten gefangen, die sich in Netzen nicht gut fangen lassen. Dazu gehören beispielsweise Schmerle, Aal, Bachneunauge oder Elritze.
Ergebnisse liegen im nächsten Sommer vor
Auftraggeber der Befischung ist die Fischereikommission Vierwaldstättersee. Die Finanzierung erfolgt durch die fünf Anrainerkantone sowie das Bundesamt für Umwelt BAFU. Die Feldarbeiten wurden von Mitarbeitenden der beiden Fachbüros Aquabios GmbH und Teleos Suisse Sàrl unter der Leitung von Pascal Vonlanthen durchgeführt. Das Monitoring verlangt viel Koordinationsarbeit. An Spitzentagen waren auf dem Vierwaldstättersee sowie an den Netz- und Vermessungsplätzen bis zu 20 Personen gleichzeitig an der Arbeit.
Die standardisierte Methode erlaubt eine repräsentative Erfassung der Fischfauna aller Fischlebensräume im See, auch in grossen Tiefen. Der Schlussbericht mit den Ergebnissen wird im Sommer 2026 publiziert.
Strategiereferenz
Diese Massnahme dient der Umsetzung der politischen Schwerpunkte im Bereich
Vernetzung von Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft gemäss Kantonsstrategie.
Anhang
- Bild 2: Pascal Vonlanthen, externer Projektleiter der Befischung Vierwaldstättersee und Mitentwickler der «Projet Lac»-Methode, auf dem Vierwaldstättersee.