Petra/Zürich, 27.03.2015 – Die verlassene Felsenstadt Petra in Jordanien ist eine der berühmtesten und schönsten Sehenswürdigkeiten des Nahen Ostens. Die Wüstenmetropole, deren in Fels gehauene Bauten aus der Antike zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und die 2007 zu einem der sieben Weltwunder auserkoren wurde, lockt jährlich hunderttausende Touristen an. Fester Bestandteil des Tourismusgeschäfts in der Region sind 1‘350 Esel und Pferde, die unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten werden und Besucher auf ihren Rücken oder in einer Pferdkutsche befördern müssen. Oft ist die Last, die sie tragen oder ziehen müssen, viel zu schwer in Relation zu ihrer zierlichen Gestalt und die Arbeitstage sind viel zu lang. Vielen Tieren mangelt es ausserdem an Schutz vor der Sonne sowie an regelmässiger Fütterung, Wasser, Ruheplätzen und an medizinischer Versorgung. Sie leiden unter Erschöpfung, Lahmheit, Koliken und falschen Diagnosen.
Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat darum gemeinsam mit der Organisation Princess Alia Foundation (PAF) und der Tourismusbehörde von Petra (PDTRA) ein neues Projekt zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der Pferde und Esel und ihrer Arbeitsbedingungen ins Leben gerufen. Die beiden Organisationen und die Tourismusbehörde werden die Situation der Arbeitstiere durch mehrere Massnahmen verbessern und das gesamte Projekt finanzieren. „Wir bauen Stallungen und Wasserableitungssysteme und modernisieren eine bestehende Tierklinik“, erklärt Robert Hengl, Projektleiter von VIER PFOTEN. „Ausserdem beschaffen wir fehlende Medikamente sowie tiermedizinische Geräte und schulen die örtlichen Tierärzte, Hufschmiede und die Besitzer der Tiere.“
Zusammen mit zwei Tierärzten der lokalen Pferdeklinik leistet ein VIER PFOTEN-Team derzeit im Petra-Park verletzten und kranken Pferden und Eseln erste Hilfe. Die meisten vierbeinigen Patienten leiden unter schmerzhaften Verletzungen oder Entzündungen an den Beinen, bedingt durch zu schnelles Galoppieren auf hartem, steinigen Untergrund. So zum Beispiel die sechsjährige Stute Alebayah: Eine Entzündung an ihrem linken hinteren Knie will seit Monaten nicht heilen. VIER PFOTEN-Tierarzt und Pferdeexperte Ovidiu Rosu entnahm ihrem kranken Knie Flüssigkeit, die in ein Labor geschickt wurde, damit das Bakterium, das die Entzündung verursacht, genau bestimmt werden kann. „Sobald wir das Bakterium kennen, wissen wir, welches Antibiotikum wir Alebayah verordnen müssen“, erklärt Ovidiu Rosu. „Sie darf die nächsten Wochen nicht arbeiten und muss viel ruhen. Ich bin optimistisch, dass sie mit der richtigen Behandlung bald wieder gesund sein wird.“ Viele Tierbesitzer nehmen das Angebot der kostenlosen Behandlung sehr gerne an und freuen sich darüber, dass VIER PFOTEN vor Ort ist.
Im Frühsommer werden die neuen Stallungen fertig sein. Dann haben alle arbeitenden Pferde und Esel genug frisches Wasser zum Trinken, sie können geduscht werden und sich im Schatten von ihrem Arbeitstag ausruhen. In den folgenden Jahren wollen Mitarbeiter von VIER PFOTEN und der Princess Alia Foundation die Tiere regelmässig medizinisch betreuen und ihre Besitzer weiterbilden. „Wir wollen mit den Haltern gemeinsam erreichen, dass die Pferde und Esel ein gesünderes Leben führen“, so Robert Hengl. „Nur ein Halter, der seine Tiere und deren Bedürfnisse genau kennt, kann sie optimal versorgen und zum Beispiel rechtzeitig aktiv werden, wenn sie gesundheitliche Probleme haben.“
Tierhilfe ist auch Menschenhilfe: Hilfe für die Tiere bedeutet gleichzeitig auch Hilfe für die Besitzer der Tiere in Petra, da die Pferde und Esel ihre Existenzgrundlage sind. Ein einziges Tier ernährt bis zu sechs Menschen. Das bedeutet, dass etwa 8‘000 Menschen in der Region Petra von ihren Pferden und Eseln abhängig sind.
VIER PFOTEN und die von Prinzessin Alia Al Hussein im Jahr 2009 gegründete Princess Alia Foundation arbeiten schon seit mehreren Jahren erfolgreich miteinander. Mehrere Streunerhilfeprogramme haben die beiden Organisationen gemeinsam in Jordanien durchgeführt. Derzeit baut VIER PFOTEN in Kooperation mit der Princess Alia Foundation im Norden Jordaniens ein neues Schutzzentrum für Wildtiere: das „Al Ma’wa for Nature & Wildlife“. Bald werden dort Grosskatzen und andere Wildtiere aus schlechter Haltung oder illegalem Handel ein schönes Zuhause erhalten.