Heute Abend hält Nationalbankpräsident Thomas Jordan einen Vortrag mit dem Titel “Darum schadet Vollgeld der Schweiz”. Die Initianten befürchten, dass Jordan wiederholt Fehlinformationen über Vollgeld verbreiten wird. Aufgrund der bisherigen Kommunikation der Nationalbank wurde Beschwerde eingereicht.
Schon nur der Titel des Vortrags am Jubiläumsanlass des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen der Universität St.Gallen in Zürich lässt Ungutes ahnen. “Darum schadet Vollgeld der Schweiz” lässt keinen Interpretationsspielraum offen. Die Initianten rechnen damit, dass Thomas Jordan wiederum mit Halbwahrheiten und Auslassungen ein falsches Bild der Vollgeld-Initiative zeichnen wird. Dass Vollgeld der Schweiz schade, ist für Vollgeld-Initiant Dr. oec. Reinhold Harringer absurd: „Hauptaufgabe der Nationalbank ist schon heute, Vollgeld, das heisst Schweizer Franken, zu erzeugen und das soll nun zukünftig der ‚Schweiz schaden‘. Das macht keinen Sinn“.
Beschwerdeführer bereit zum Nachdoppeln
Michael Derrer, Unternehmer, Hochschuldozent und Bezirksrichter, der am 20. April Beschwerde gegen die Nationalbank wegen Fehlinformationen einreichte, sagte im Vorfeld: “Weitere Äusserungen von Thomas Jordan, die die Stimmbürger in die Irre führen, hätten eine Ergänzung der bereits hängigen Beschwerde zur Folge”.
Nationalbank muss sich erinnern
Banken wie die UBS und CS stellen die Mehrheit unseres Geldes her – das elektronische Geld auf unseren Konten. Es wird von den Banken virtuell aus dem „Nichts“ hergestellt und macht heute 90% der Schweizer Geldmenge aus. Nur noch 10% sind Bargeld von der Nationalbank. Die Geschäftsbanken stellen eigenes Geld her, um damit selber Finanzprodukte und Immobilien zu kaufen oder Kredite zu vergeben. Die Schweizerische Nationalbank befürwortet diese Privatisierung des Geldes, indem sie die Vollgeld-Initiative ablehnt. “Die Nationalbank hat ihren Gründungszweck, nämlich, dass die Geldherstellung nicht ‘in die Hände einer Finanzoligarchie’ gehört, offenbar vergessen.”, so Sprecher Dr. oec. Reinhold Harringer, der eine Bundesratsbotschaft zur Gründung der Nationalbank zitiert. Die Nationalbank ist 1907 gegründet worden, um Banken zu verbieten, eigene Noten zu drucken. Zuvor waren Noten von fast 40 unterschiedlichen Banken im Umlauf, was zu Problemen führte.
Irreführung des Stimmvolkes
Die Nationalbank behauptete bislang, sie würde durch Vollgeld in ihrer Arbeit eingeschränkt. Tatsache ist aber, dass die Nationalbank mit der Vollgeld-Initiative mehr Instrumente erhält, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Keines ihrer bisherigen Instrumente fällt weg.
Weitere Informationen
- Beschwerde eingereicht (Medienmitteilung)
- Beanstandung “Abstimmungsbüechli” (Erläuterungen des Bundesrates) durch das Vollgeld-Komitee
- “Abstimmungsbüechli” online (Erläuterungen des Bundesrates)
- Nationalbank hat Gründungszweck vergessen (Medienmitteilung)
- Verfassungstext mit Erläuterung
- Wie Geld entsteht – Zahlreiche Quellen von Zentralbanken, Banken und Wissenschaftlern
Allgemeine Informationen und Links zur Vollgeld-Initiative
- Video: Wie Banken Geld herstellen & Vollgeld – In 2 Minuten erklärt
- Verfassungstext mit Erläuterung
- Die Kernbotschaften der Vollgeld-Initiative
- Sechs Fragen und sechs Antworten zur Vollgeld-Initiative
- Antworten auf kritische Fragen zur Vollgeld-Initiative
- Pressedossier
- Pressebilder
Gut zu wissen – Vollgeld-Initiative
Die Vollgeld-Initiative will, dass elektronisches Geld (Giral- oder Buchgeld genannt) gleichwertig wie Münzen und Noten wird – nämlich gesetzliches Zahlungsmittel. Geschäftsbanken dürften kein eigenes elektronisches Geld mehr herstellen, dieses Privileg würde der Schweizerischen Nationalbank im Gesamtinteresse des Landes übertragen.
Im Dezember 2015 wurde die Vollgeld-Initiative für krisensicheres Geld und die alleinige Geldschöpfung durch die Schweizerische Nationalbank mit über 110‘000 Unterschriften eingereicht. Am 10. Juni 2018 kommt sie zur Volksabstimmung.
Die Vollgeld-Initiative wurde vom überparteilichen und unabhängigen Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) mit Sitz in Wettingen gestartet.
Zum wissenschaftlichen Beirat mit 23 Mitgliedern gehören unter anderem Philippe Mastronardi, Professor em. für Öffentliches Recht und Peter Ulrich, Professor em. für Wirtschaftsethik.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]