Weihnachtsreportage der Kinderhilfe Bethlehem

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logokinderhilfebethlehemChefärztin Dr. Marzouqa über Hoffnung, Hilfe und Verbundenheit
Ob Lungenkrankheiten, Infektionen oder Magenleiden: Rund 36‘500 Kinder werden jährlich im Caritas Baby Hospital in Bethlehem behandelt. Davon etwa 500 auf der neuen Intensivstation. Unter der Leitung von Chefärztin Hiyam Marzouqa kämpft ein 34 Personen umfassendes Ärzte- und Pflegeteam rund um die Uhr um das Leben der Kleinsten – unabhängig von ihrer Religion und Herkunft.

Chefärztin Hiyam Marzouqa,Foto Meinrad Schade

Chefärztin Hiyam Marzouqa,Foto Meinrad Schade

„Kinder jammern weniger als Erwachsene“ – Dr. Hiyam Marzouqa, seit 2006 Chefärztin des Caritas Baby Hospitals in Bethlehem, liebt ihre Arbeit trotz hoher emotionaler Belastungen und stressigen Situationen. Obwohl sie das Leben während ihrer zwei Studienaufenthalte in Deutschland sehr genoss, kehrte die Palästinenserin nach dem Abschluss in ihre Heimat zurück. Einerseits, weil sie die Wärme und Herzlichkeit ihrer Heimat vermisste, anderer-seits weil es im Westjordanland an qualifiziertem Arztpersonal – vor allem an Kinderärzten – mangelt. Jährlich werden unter der Leitung der Christin rund 36‘500 Kinder im Alter bis zu 16 Jahren im Caritas Baby Hospital behandelt. Das 1952 gegründete Spital ist das ein-zige auf Neugeborene und Kinder spezialisierte Krankenhaus im gesamten Westjordan-land, welches die Mütter in ihr Behandlungskonzept miteinbezieht. Insgesamt stehen 82 Betten zur Verfügung, davon sechs auf der erst letztes Jahr gegründeten Intensivstation. In der Regel bleiben Kinder nur wenige Tage auf dieser Station, aber auch Aufenthaltszeiten bis zu drei Monate können bei schweren Erkrankungen vorkommen. Häufig werden vor allem Neugeborene eingeliefert, die an Atemwegserkrankungen, Infektionen oder Erb-krankheiten leiden.
Vier Tage mit Rasin
7.30 Uhr morgens, die Sonne ist eben aufgegangen. Das Thermometer zeigt selbst jetzt im Dezember schon zehn Grad – im Verlauf des Nachmittags wird es bis auf angenehme 20 Grad klettern. Dr. Marzouqa ist gerade im Caritas Baby Hospital eingetroffen und bespricht die neuen Patientenakten mit den behandelnden Ärzten. Im Schnitt behandelt das Caritas Baby Hospital zwischen 60 und 90 Kinder pro Tag. Letzte Nacht wurde ein zwei Tage altes Neugeborenes mit alarmierenden Blutwerten auf die Intensivstation eingeliefert. Gelbsucht ist ein häufiges Leiden vieler Neugeborener und kann, wird nicht schnell gehandelt, blei-bende Gehirnschäden hinterlassen. Nach der Vorbesprechung der Akten begleitet Dr. Mar-zouqa die Ärzte auf die Station und wirft einen Blick auf den Neuankömmling, der reglos und mit geschlossenen Augen in einem der beiden verfügbaren Brutkästen liegt. Seine Haut schimmert bläulich, denn er wird mit der sogenannten Phototherapie behandelt, bei der kurzwelliges, blaues Licht zur Behandlung eingesetzt wird. Seine Eltern, Mohammed und Fatemah, gerade einmal 25 und 22 Jahre alt, stehen gebannt neben dem Brutkasten und beobachten jeden Handgriff der Ärztin. Drei Jahre lang musste das junge Ehepaar auf die Geburt seines kleinen Sohnes warten. Hoffnungsvoll nennen sie ihn „Rasin“ – der Wi-derstandsfähige. Nach vier Tagen verbessern sich Rasins Werte auch ohne Blutaus-tauschtransfusion und seine Eltern dürfen ihn mit nach Hause nehmen. „Im Fall des kleinen Rasins ging alles gut, weil seine Eltern ihn früh genug ins Krankenhaus gebracht haben“, erklärt Dr. Marzouqa. „Wir werden ihn im Auge behalten und regelmässig zu Check-ups einladen.“

Grenzenlose Hilfe
Neben medizinischen Notfällen prägen auch logistische Probleme die Arbeit im Caritas Baby Hospital. Je nach Schwere des Falls muss das Spital Kinder trotz eigener Intensivsta-tion in andere Krankenhäuser verlagern, denn chirurgische Eingriffe können im Kinderspital noch nicht durchgeführt werden. „Kinder, die eine komplizierte Operation benötigen, müs-sen wir in ein nahegelegenes Spital in Jerusalem bringen“, erzählt Dr. Marzouqa, „dazu benötigen wir eine Erlaubnis zum Passieren der Strassensperren zwischen palästinensi-schem Autonomiegebiet und israelischem Boden.“ Obwohl das Spital in Jerusalem nur zehn Fahrtminuten entfernt liegt, können Stunden verstreichen, bis die Bewilligung erteilt und der Transport vollbracht ist. Wertvolle Zeit, die über Leben und Tod entscheiden kann.
Auch die Behandlung von Kindern aus Gaza, in der Geschichte des Krankenhauses früher keine Seltenheit, gestaltet sich mittlerweile als sehr schwierig. Nur in wenigen Fällen erhal-ten Patienten eine Ausreisegenehmigung. Dennoch ist es dem Caritas Baby Hospital ge-lungen, während den Waffenruhen seit der erneuten Intensivierung des Konflikts im Som-mer, Patienten aus Gaza zu übernehmen. Das Team des Kinderspitals versucht, die Kran-kenhäuser in Gaza so gut wie möglich zu unterstützen. Diese waren aufgrund der beschädigten Infrastruktur nicht voll funktionsfähig und wegen der grossen Zahl ziviler Opfer völlig überfüllt. Dieses Jahr konnte das Caritas Baby Hospital bisher fünf Kinder aus Gaza übernehmen, darunter die kleine Ghazal. „Ihr Transport hat unser Team zwar vor grosse Herausforderungen gestellt, jedoch ist dadurch, dass wir das lungenkranke Mäd-chen nun bei uns behandeln, in Gaza eine Beatmungsmaschine frei geworden“, erklärt Dr. Marzouqa. Sie wisse, dass das Engagement des Spitals einem Tropfen auf dem heissen Stein gleiche, aber Gaza sei Teil Palästinas, weshalb es für sie selbstverständlich sei, zu helfen, wo es geht.
Hoffnung spenden

Dr. Hiyam Marzouqa - Foto Meinrad Schade

Dr. Hiyam Marzouqa – Foto Meinrad Schade

Dr. Marzouqa bezeichnet das Caritas Baby Hospital als ein funktionierendes Spital in ei-nem faktisch nicht funktionierenden Staat. Leid und Resignation gehören zum Alltag. Leider sei der Informationsstand gerade junger Eltern trotz intensiver Bemühungen teilweise noch sehr tief. Oft werde sie mit Situationen konfrontiert, bei denen Kinder zuerst nach alten Bräuchen und Sitten behandelt werden, bevor ihre Eltern sie ins Spital bringen. So bei-spielsweise Babys mit schweren Magen-Darm-Erkrankungen, die zudem noch Verbren-nungen aufweisen, weil ein alter Brauch das Auflegen heisser Gegenstände bei Bauch-schmerzen empfiehlt. Neben medizinischen Notfällen und alten Sitten sieht sich das Ärzte- und Pflegeteam des Krankenhauses immer wieder auch mit menschlichen Herausforde-rungen konfrontiert: „Wir erleben tagtäglich harte Schicksale. Manchmal kostet es mich viel Kraft mit den Eltern zu sprechen, wenn ich weiss, dass die Lebenserwartung ihres Kindes sehr gering ist. In solchen Momenten muss ich mich manchmal auch nach den vielen Jah-ren meiner Tätigkeit als Ärztin noch für ein paar Minuten zurückziehen“, so Dr. Marzouqa.
Die Chefärztin sieht es als essenzielle Aufgabe, die Eltern der kranken Kinder zu motivie-ren, zu bestärken und ihnen Sicherheit zu geben. Das Spital müsse die Menschen richtig-gehend an die Hand nehmen, denn die unsichere Lage im Westjordanland zwinge sie zu einer Vorbildfunktion. Um dafür Kraft zu schöpfen, besuche sie oft morgens die Geburtskir-che. Dort zündet sie für sich, ihre Familie und für die benachteiligten Menschen im Heiligen Land eine Kerze an und betet, dass möglichst viele Kinder ihr Spital wieder gesund verlas-sen können. „Medizinische Hilfe zu leisten ist das eine – jeden Tag Schicksale zu sehen und Hoffnung zu spenden, obwohl ich selber Angst habe, Angst ans Ziel zu kommen, Angst um meine Patienten, Mitarbeiter und meine Familie – ist das andere. Wenn ich aber sehe, wie Kinder schwerkrank auf die Intensivstation kommen und diese mit einem Lächeln wie-der verlassen können, sogar nach Hause dürfen, motiviert mich das immer wieder von Neuem.“

Caritas Baby Hospital Bethlehem
Finanziert und betrieben wird das Caritas Baby Hospital im Westjordanland von der Kinderhilfe Beth-lehem. Das Behandlungskonzept bindet die Mütter eng in den Heilungsprozess ihrer Kinder mit ein. Darüber hinaus versteht sich das Kinderspital als Hoffnungsträger und Insel des Friedens für Kinder, Mütter und ihre Familien in einer politisch unsicheren Region. 2013 wurden fast 36’500 Kinder und Babys behandelt und betreut. Alle Kinder erhalten Hilfe, unabhängig von Herkunft und Religion. „Wir sind da“, das Leitwort der Kinderhilfe Bethlehem und des Caritas Baby Hospitals, ist Anspruch und Verpflichtung zugleich. Nur dank Spenden kann die Kinderhilfe Bethlehem ihre Mission erfüllen und Kinderleben retten.
Spenden:
Kinderhilfe Bethlehem
Spendenkonto PK 60-20004-7
IBAN CH17 0900 0000 6002 0004 7
www.kinderhilfe-bethlehem.ch

Weiterführende Informationen:

Weiterführende Informationen zum Caritas Baby Hospital

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Über Leonard Wüst

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