Eierlegende Wollmilchsau, Kommentar zu Siemens von Michael Flämig

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Frankfurt (ots) – Da ist er also, der neue Siemens-Chef. Unter blauem Himmel veranstaltet Siemens an diesem Tag die Pressekonferenz, die die Bilder liefert für die Fernsehanstalten zu der chaotischen Stabübergabe von Peter Löscher an seinen Nachfolger. Als Joe Kaeser den Innenhof der Siemens-Zentrale betritt, macht sich beim Beobachter ein leichtes Erstaunen breit – tatsächlich, es ist nur der altbekannte Finanzvorstand von Siemens, der da ans Pult tritt. Angesichts der vielen Forderungen an den Löscher-Nachfolger, die Investoren wie Gewerkschaftler in den Stunden vor diesem Auftritt formuliert hatten, hätte man eigentlich das Erscheinen einer eierlegenden Wollmilchsau erwartet.

Damit ist das Konfliktfeld umrissen, in dem der 56-jährige Bayer fortan agiert. Er muss, bitteschön, das Unternehmen befrieden und gut mit dem Aufsichtsrat auskommen. Frisch dem Vorstandsgremium entstiegen, soll er – dort einst als Finanzexperte mit der Peitsche unterwegs – die Kollegen in kooperative Partner verwandeln. Für die Arbeitnehmer möge er den kurzfristig getriebenen Margendruck abschaffen und zugleich den Investoren ein schlankeres Unternehmen verschaffen. Ach, klar, und bei den Kunden sollte er auch ein gutes Bild abgeben.

Geht’s noch?

Nach dem Auftritt Kaesers ist man geneigt zu antworten: Vielleicht geht es sogar. Denn der Niederbayer hat mit einer inhaltlich starken Rede seine Fähigkeit zum Integrieren unterschiedlicher Interessenlagen angedeutet – ohne sich ungebührliche Versprechungen entlocken zu lassen. Seine Warnung, er werde es nicht allen recht machen können, richtete sich primär an die Beschäftigten. Sie gilt aber auch für den Kapitalmarkt, der allzu häufig auf kurzfristige Lösungen schielt und diese auch lauthals einfordert.

Zuversichtlich stimmt darüber hinaus ein weiterer Aspekt, den Kaeser in seiner Rede herausstrich. An erster Stelle rangieren künftig bei Siemens nicht mehr die strategischen Konzeptionen in glänzenden Papieren mit hübschen Diagrammen. Vielmehr sieht Kaeser als Schlüssel zum Erfolg, dass Siemens bei Siemens wieder über allem stehen muss. Dies ist nicht trivial: Erstens fordert er Identifikation ein, zweitens einen hohen Arbeitseinsatz. Seine Aufgabe wird sein, dies auch in der Breite durchzusetzen.

Kaeser sieht sich selbst, wenngleich schon seit 33 Jahren bei dem Konzern an Bord, an einem neuen Start. Dies gilt auch für Siemens. Der Konzern muss sein Selbstbewusstsein zurückgewinnen. Nur dann ist der Kampf mit der Konkurrenz zu gewinnen.

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Über Leonard Wüst

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