Generalversammlung 2014/2015 Durchzogenes Jahr für die Engadin St. Moritz Mountains AG

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Neu gewählt wurde der St. Moritzer Marcel Bührer

Neu gewählt wurde der St. Moritzer Marcel Bührer

Mehr Verkehrsertrag bei weniger Gastronomieumsatz und strikter Kostenkontrolle bescheren der Engadin St. Moritz Mountains AG im Geschäftsjahr 2014/2015 einen höheren Cashflow. Durch ausserordentliche Rückstellungen für den Rückbau der Lagalbbahn resultiert aber ein Jahresverlust von 303’000 Franken.

Die Ersteintritte in die Gebiete Corviglia-Marguns, Diavolezza-Lagalb und Muottas Muragl nahmen sowohl im Winter 2014/2015 als auch im Sommer 2015 um ein halbes Prozent auf knapp 790’000 ab. Dennoch konnte die Engadin St. Moritz Mountains AG an der Generalversammlung vom Montag 1,6 Prozent mehr Verkehrsertrag vermelden. Der Ertrag aus Gastronomie und Hotellerie litt vor allem unter Wetterkapriolen und ging um 5,3 Prozent zurück; der Gesamtertrag sank um drei Prozent.

Dank strikter Kostenkontrolle konnte das Unternehmen wirtschaftlich auf einem gesunden Kurs gehalten werden: Der Gesamtaufwand sank um fast vier Prozent. Der Cashflow, also die aus dem Betrieb erarbeiteten Mittel, stieg um 4,9 Prozent auf 12,9 Millionen Franken oder 22,6 Prozent des Netto-Betriebsertrags.

Mit der Unternehmensstrategie 2030 wurde vor einem Jahr die Konzentration auf die nachhaltig rentablen Geschäftsfelder Corviglia, Diavolezza und Muottas Muragl beschlossen. Für die bevorstehende Schliessung der Lagalb und deren Rückbau wurden  ausserordentliche Rückstellungen von 1,5 Millionen Franken getätigt. Das Geschäftsjahr schliesst deshalb mit einem Verlust von 303’000 Franken ab.

Wahlen und Lagalb

Die Generalversammlung wählte Präsident Luis A. Wieser sowie die bisherigen Mitglieder Dr. Ulrich Immler, Martin Candrian, Ivo Huber, Maurizio Pirola und Hanspeter Pleisch wieder in den Verwaltungsrat. Neu gewählt wurde der St. Moritzer Marcel Bührer. Sämtliche Wahlen erfolgten einstimmig, der Verwaltungsrat bedankte sich beim scheidenden Marco Pitsch für die langjährige Arbeit.

Erwartungsgemäss zu reden gab die vor einem Jahr kommunizierte Schliessung der Lagalb per Ende der laufenden Wintersaison. Die Engadin St. Moritz Mountains AG hatte sich bereit erklärt, über Alternativen zu einer Schliessung zu diskutieren, wenn diese für sie wirtschaftlich tragbar sind. Darauf wurden mit verschiedenen Interessenten Gespräche über eine Weiterführung des Betriebs geführt, welche jedoch bisher alle aus wirtschaftlichen Gründen aus Sicht der Interessenten scheiterten.

An der Generalversammlung traten zwei weitere Interessenten an die Öffentlichkeit: Die Unternehmer George Walliser und Rainer Good bieten ab Dienstag Aktien einer neuen Gesellschaft zur Zeichnung an. Sie soll, mit einem Kapital von 5 Millionen Franken ausgestattet, die Lagalb übernehmen und betreiben. Das Winterangebot soll gehalten oder verbessert und die Lagalb auch im Sommer wieder betrieben werden.

«Wir wollen die Lagalb zum Downhill-Eldorado für Mountainbiker machen», erklärte Walliser. Die Reaktionen der Bevölkerung hätten gezeigt, dass Einheimischen und Gästen etwas an der Lagalb liege. Nun könnten sie sich für eine Rettung engagieren. Gefragt seien aber auch die Gemeinden, welche den defizitären Betrieb mit Beiträgen oder Vergünstigungen unterstützen sollen.

Walliser und Good wollen am 1. Juli bekannt geben, ob die Gründung der neuen Gesellschaft zustande komme und die Lagalb ab dem kommenden Winter weiter betrieben werden könne. Das werde nicht einfach, sagte Walliser. «Wir haben grossen Respekt vor unserer Aufgabe.»

Schwierige Rahmenbedingungen

Luis A. Wieser erläuterte vor den 314 anwesenden Aktionären die mittel- und langfristigen Rahmenbedingungen für die Unternehmung und den Tourismus im Oberengadin. Anders als vergleichbare Konkurrenzdestinationen in der Schweiz und Österreich habe das Oberengadin seit 2008 markant an Bettenkapazität und damit auch an Logiernächten verloren, was sich direkt auf die Ersteintritte der Bergbahnen auswirke. In St. Moritz drohe zudem der Verkauf des Hotels «Roi Soleil», welches vom Club Méditerranée betrieben wird. Eine Schliessung dieses Betriebes würde Engadin St. Moritz Mountains empfindlich treffen.

Mittelfristig könne nicht erwartet werden, dass sich die Rahmenbedingungen wesentlich verbesserten: Als Aufenthaltsdestination mit noch wenig Tagesgästen sei das Oberengadin vor allem auf Wochenend- und Feriengäste angewiesen. Die Unternehmung fokussiere sich deshalb im Skibereich auf das Corvigliagebiet, wobei der Diavolezza im Frühwinter und Frühjahr nach wie vor eine wichtige Rolle zukäme und das über 7 Monate dauernde Schneesportangebot sichere. Die Diavolezza solle im Sommer als zentraler Teil der Strategie «Bernina Glaciers» zum frequenzstarken Ausflugsziel werden – ein Geschäftsbereich, der mit einer eigenen Verkaufspräsenz in Asien gestärkt wurde.

Wieser unterstrich die Notwendigkeit neuer Hotelprojekte im Oberengadin, um die Beherbergungskapazität wieder auf einen Stand zu bringen, welcher Bergbahnbetreibern, aber auch der Gastronomie sowie Handel und Gewerbe im ganzen Tal wieder eine kritische Masse an Gästen zuführen könnten. An die Adresse der Politik und der Verwaltung richtete er die dringende Forderung nach einem spürbaren Abbau der grassierenden Überregulierung, welche die Unternehmung als Bahnbetreiber, aber auch als Gastronom und Hotelier tagtäglich negativ zu spüren bekomme.


Investitionen

Mit der Investitionsstrategie 2030 fokussiert sich das Unternehmen auf zukunftsfähige Geschäftsfelder. Das Skigebiet Corviglia bildet zusammen mit dem Corvatsch das Rückgrat der Skidestination Engadin St. Moritz. Laufende Instandhaltung und Ersatzinvestitionen sind von hoher Bedeutung, um die Attraktivität dieser Gebiete zu erhalten. Die Gebietsverbindung durch eine neue Hahnenseebahn bleibt nach wie vor ein wichtiges Ziel. Durch die Stilllegung der Lagalb fallen dort keine Betriebsverluste mehr an, was Investitionen in die Diavolezza, Muottas Muragl und Corviglia wesentlich erleichtern wird.

Im Berichtsjahr konnte der Bau des Naturspeichersees Lej Alv abgeschlossen und der See in Betrieb genommen werden. Sofort zeigte sich, dass das Konzept des Sees funktioniert. Ende November konnten Dank der grossen Kapazität des Sees die Pisten der Corviglia innerhalb weniger Tage beschneit und so präpariert werden, dass St. Moritz über die Festtage eines der besten Pistenangebote der Alpen vorweisen konnte. Gleichzeitig können durch den auf 2’500 Metern hoch gelegenen See jährlich zwei Gigawattstunden Energie gespart werden; das entspricht dem Verbrauch von ca. 400 mittleren Haushalten.

Zur Verbesserung der Umweltbilanz tragen auch neue Hybrid-Pistenfahrzeuge bei. Auf den WM-Winter hin werden weitere sieben dieser energieeffizienten Fahrzeuge die weltmeisterlichen Pisten präparieren. Ebenfalls im Hinblick auf die Ski-WM 2017 wurde die Bergstation Corviglia umgebaut. Das neue Stationskonzept bietet den Gästen kürzere Wege und auf einer einzigen Ebene ein neues Skischulbüro und einen neuen Sportshop mit Skidepot.

Das Projekt zum Ersatz der Luftseilbahn Signal in St. Moritz durch eine moderne Umlaufbahn mit Zehnerkabinen wurde dem Bundesamt für Verkehr zur Bewilligung eingereicht; ein Entscheid wird bis Mai 2016 erwartet. Danach haben betroffene Kreise die Möglichkeit, den Rechtsweg zu beschreiten. Bis zu einem letztinstanzlichen Entscheid könnten rund zwei Jahre vergehen, sagte Luis A. Wieser. Ein Baubeginn könnte dann 2018 erfolgen, eine Inbetriebnahme Ende 2019. Die Engadin St. Moritz Mountains AG hoffe aber nach wie vor auf einen früheren Baubeginn und suche dazu weiter das Gespräch mit den Gegnern der neuen Umlaufbahn.

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Über Leonard Wüst

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