Die Hochschule Luzern hat im Auftrag der 19 Gemeinden der Planungsregion Stadt und
Agglomeration Luzern eine Bestandesaufnahme über die Wohnsituation der älteren
Bevölkerung erstellt. Die Studie zeigt auf, dass ältere Menschen zum grössten Teil in
Privathaushalten leben und es mehr betreutes Wohnen sowie Wohnangebote für Personen
mit spezifischen Bedürfnissen braucht.
In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl der älteren Personen in der Schweiz stark zunehmen.
Die 19 Gemeinden der Planungsregion Stadt und Agglomeration Luzern1 haben deshalb die
Hochschule Luzern beauftragt, eine Bestandesaufnahme über die Wohnsituation älterer Menschen
und die bestehenden Angebote im Bereich der ambulanten und stationären Versorgung zu erstellen.
Zudem sollte die künftige demografische Entwicklung dargestellt und der Handlungsbedarf für die
Gemeinden aufgezeigt werden.
Die grosse Mehrheit lebt in einem Privathaushalt
In der untersuchten Region Luzern leben zurzeit mehr als 200’000 Personen. 18 Prozent davon sind
älter als 65 Jahre. Allerdings bestehen zwischen den Gemeinden erhebliche Unterschiede. Am
höchsten ist der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen mit mehr als 22 Prozent in Weggis und
Meggen, am tiefsten mit rund 6 Prozent in Honau.
97.5 Prozent der Personen im Alter zwischen 65 und 80 Jahren leben in einem Privathaushalt, zwei
Drittel von ihnen in Zweipersonenhaushalten. Auch bei den über 80-Jährigen wohnen immer noch
82.5 Prozent in Privathaushalten, fast die Hälfte davon allein.
Der Anteil der ausländischen Bevölkerung nimmt in den höheren Altersgruppen stark ab: Bei den
50- bis 55-Jährigen haben 20 Prozent keinen Schweizer Pass, bei den 65- bis 70-Jährigen sind es
weniger als 10 Prozent. Zudem kommt es innerhalb der älteren ausländischen Bevölkerung zu einer
Verschiebung: Während der Anteil der italienischen und deutschen Staatsangehörigen zunimmt,
sinkt die Anzahl Personen aus südosteuropäischen Ländern stark. «Tendenziell bleiben also
Italiener und Deutsche nach ihrer Pensionierung eher hier, während Personen aus Südosteuropa
zurück in ihre Heimatländer gehen», sagt Projektkoordinator Jürg Krummenacher von der
Hochschule Luzern.
Alternative Wohnformen haben wenig Bedeutung
In der Region Luzern gibt es zurzeit 2’579 Plätze in Alters- und Pflegeheimen. Pro 1’000 Personen
im Alter von über 80 Jahren sind dies 247 Plätze. Diese sogenannte Bettendichte entspricht etwa
dem Schweizer Durchschnitt, jedoch ist der Bestand an Betten in den einzelnen Gemeinden sehr
unterschiedlich. Die meisten Betten stehen verhältnismässig – bezogen auf die Gemeinden mit
mehr als 2’500 Einwohner/innen – in Weggis zur Verfügung.
Die Gemeinden Adligenswil, Greppen und Vitznau verfügen nicht über ein eigenes Alters- und
Pflegeheim. Die beiden letztgenannten Gemeinden sind dem Alterszentrum Weggis angeschlossen,
in Adligenswil ist ein Wohnangebot in Planung.
In der ganzen Region haben alternative Wohnformen im Vergleich zu Alters- und Pflegeheimen
wenig Bedeutung. Gemäss Einschätzung der Gemeinden sind die bestehenden Bettenangebote in
den Alters- und Pflegeheimen zurzeit insgesamt ausreichend. Rund die Hälfte der Gemeinden sieht
aber auch Handlungsbedarf: beim betreuten Wohnen, bei Tages- und Nachtstrukturen zur
Entlastung von pflegenden Angehörigen, bei Alterswohnungen und bei Angeboten für Personen
mit spezifischen Bedürfnissen wie Suchtkranke oder Menschen mit psychischen Problemen.
Starke Zunahme der pflegebedürftigen Personen
Im Jahr 2030 wird fast ein Viertel der Bevölkerung in der Region Luzern über 65 Jahre alt sein.
Besonders markant ist die Zunahme bei den Personen über 80 Jahre. Ihre Zahl wird sich bis 2030
praktisch verdoppeln. Damit werden auch immer mehr Personen auf Pflege angewiesen sein.
Waren im Jahr 2010 rund 3’200 Personen in der Region Luzern pflegebedürftig, werden es im Jahr
2030 rund 5’600 sein. Das bedeutet eine Zunahme von mehr als 70 Prozent. «Es liegt auf der Hand,
dass dieses starke Wachstum eine grosse Herausforderung für die Gemeinden darstellt», sagt Oskar
Mathis, Sozialvorsteher von Horw und Leiter der Regionalplanung Alterspolitik. Gemäss
Pflegeheimplanung des Kantons Luzern soll dieser Herausforderung mit dem Grundsatz «ambulant
vor stationär» begegnet werden. Konkret: Mit dem Ausbau des ambulanten Angebots sowie der
Realisierung neuer Wohnformen wie betreutes Wohnen, Pflegewohngruppen und Wohnen mit
Service soll der Bedarf an zusätzlichen Betten in Alters- und Pflegeheimen gesenkt werden.
Integriertes Versorgungskonzept für die Region Luzern
Für die Alterspolitik sind in erster Linie die Gemeinden verantwortlich. Diese sind auch durchaus
in der Lage, die Basisangebote bedarfsgerecht bereitzustellen. Angesichts der zu erwartenden
Zunahme der pflegebedürftigen Personen empfiehlt die Studie den Gemeinden jedoch, gemeinsam
ein integriertes Versorgungskonzept für die gesamte Region Luzern zu entwickeln. «Bei einer
ganzen Reihe von Angeboten, zum Beispiel Nachtdienst der Spitex, der Palliativ-Pflege, Tagesund
Nachtstrukturen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen, Wohnformen für Suchtkranke
oder Menschen mit Demenz oder psychischen Problemen, ist es sinnvoll, wenn mehrere
Gemeinden zusammenspannen, gemeinsam nach Lösungen suchen und diese kommunizieren», sagt
Jürg Krummenacher. Denn für viele ältere Menschen und ihre Angehörigen ist es oft schwierig,
sich angesichts der Vielfalt der Angebote zu informieren und die geeigneten zu finden. Die Studie
empfiehlt den Gemeinden deshalb, die Einrichtung von regionalen Informations- und Anlaufstellen
zu prüfen.
1 Zur Planungsregion gehören die Gemeinden Adligenswil, Buchrain, Dierikon, Ebikon, Emmen, Gisikon, Greppen,
Honau, Horw, Kriens, Luzern, Malters, Meggen, Meierskappel, Root, Schwarzenberg, Udligenswil, Vitznau und Weggis.
Der vollständige Schlussbericht sowie eine Präsentation der wichtigsten Zahlen lassen sich unter
nachfolgendem Link abrufen: www.hslu.ch/altern-und-wohnen
Ausblick auf zwei Veranstaltungen der Hochschule Luzern zum Thema Altern und Wohnen
Am 27. November 2013 findet von 17.15 bis 19.30 Uhr im Hans-Lütolf-Auditorium in der
Hochschule Luzern – Wirtschaft eine öffentliche Veranstaltung zum Thema «Die Zukunft der
Altersvorsorge» statt. Informationen: www.hslu.ch/altersvorsorge
Am 3. Dezember 2013 findet im Verkehrshaus in Luzern der zweite Luzerner Kongress
Gesellschaftspolitik statt. Unter dem Titel «Pflegenotstand Schweiz?» geht die Tagung der Frage
nach, wie unsere Gesellschaft auf die wachsenden Herausforderungen in Pflege und Betreuung
älterer Menschen reagieren soll. Informationen: www.hslu.ch/kongress-gesellschaftspolitik