Maifestival 2019 Kirche Rellingen, Gala der Opernkomponisten, 25. Mai 2019, besucht von Léonard Wüst

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Die Salzburger Solisten, Foto Wolfgang Gaedigk

Ausführende und Programm:

Joris Van den Hauwe   Oboe   Luz Leskowitz   Violine

Vladimir Mendelssohn   Viola    Solenne Païdassi     Violine

Michala Petri                    Blockflöte

Ingemar Brantelid              Violoncello

David Geringas                 Violoncello

Mette Hanskov                  Kontrabass

Misa Hasegawa                Klavier

Joren Pritchin                    Violine

Joachim K. Schäfer           Trompete

Wolfgang Amadé Mozart 1756 – 1791            Ouvertüre zur Oper “Le nozze di Figaro          für Streicher, KV 492

Ernest Krähmer    * 1795, † 1837“Variationen über ein beliebtes Thema aus der Oper

Vincenzo Bellini  1801–1835            Konzert für Oboe und Streicher in Es-Dur                       Larghetto cantabile – Allegro alla polonese

Giuseppe Verdi     1813 – 1901  Fantaisie sur Aïda” für Trompete, Klavier und Kontrabass in B-Dur

Gioachino Rossini      1792 – 1868  Aus dem Duo für Violoncello und                                      Kontrabass der 1. und 3. Satz

Allegro – Allegro zingarese

Jules Massenet    1842 – 1912 Méditation aus der Oper “Thais”  für Violine und Klavier

Richard Strauss   1864 – 1949           Romanze für Violoncello und Orchester                         in F-Dur, Version für Violoncello und Klavier

Andante cantabile

Georges Bizet   1838 – 1975            “Carmen-Fantasie” für Violine und Klavier                       in der Bearbeitung von Franz Waxman (1906-1967)

Rezension:

Nachvollziehbar, dass der Salzburger Festivalverantwortliche ein Werk seines Lands- gar Stadtmannes Mozart für den Start ins Konzert gewählt hatte. Eine Melodie, die das Publikum unvermittelt fesselt und so richtig in Stimmung brachte für den folgenden zweiten Konzertabend des Rellinger Maifestivals.

Ernest Krämer, Variation über ein Thema aus „Die weisse Dame“ von F. A. Boieldieu

Michala Petri, Solistin Blockflöte und Luz Leskowitz

Michala Petri musste, aufgrund ihrer, bedingt durch eine Verletzung, nicht uneingeschränkt belastbarer Schulter, kurzfristig das vorgesehene Programm umstellen und intonierte mit ihren Blockflöten zwei andere Werke. Sie tat dies mit der ihr eigenen Souveränität einer wahren Meisterin ihres Fachs, eingebettet in den Klangteppich des sie begleitenden Ensembles, belohnt vom Auditorium mit einem kräftigen Beifall.

Vincenzo Bellini, Konzert für Oboe und Streicher

Joris van den Hauwe, Oboe und Luz Leskowitz, Violine Foto Wolfgang Gaedigk

Einen Joris Van den Hauwe in Hochform präsentierte sich uns bei dieser Bellini Komposition, einem „Belcanto“ der Oboe. Das 1823 in Neapel entstandene Werk blieb Bellinis einziges Oboen Konzert, träumte er doch schon damals davon, der bekannteste Opernkomponist Italiens zu werden. Bestehend aus einer pathetischen langsamen Einleitung für Orchester, einem langen, kantablen Oboen Solo und einem virtuosen Hauptteil, den Bellini als brillante Polonaise anlegte. Von besonderer Schönheit ist das Larghetto cantabile, dessen lang gezogene Oboen Melodie Bellinis schönste Belcanto-Arien vorwegnimmt. Dem markanten Intro durch die Streicher folgte die Themaübernahme, die Joris Van den Hauwe glasklar intonierte, die kur-hüpfenden kurzen Läufe optimal präzis platzierte, genauso wie die fast sentimentalen überschwänglichen Sequenzen. Die Streicher blieben dabei immer diskret zurückhaltend, ermöglichten so ihrem Solisten, seine Qualitäten in angemessener Lautstärke zu demonstrieren, ohne „schreierisch“, gar „quengelnd“ werden zu müssen. Die barocken Einflüsse, auf Albinoni verweisend,  in Bellinis Werk traten dadurch auch sehr deutlich hervor, was dem ganzen einen zusätzlichen Reiz verlieh. Das Publikum belohne die Protagonisten denn auch mit einem vierdient langen Applaus.

Guiseppe Verdi, Aida-Fantasie und Traviata Brindisi-Arie

Joachim Schäfer, Trompete Foto Wolfgang Gaedigk

In dieser, fast Potpourriartigen Darbietung, die oft auch mit Klarinette anstelle der Trompete gespielt wird, kam Pianistin Misa Hasegawa, die sich sonst eher in Zurückhaltung üben und fast etwas im versteckten bewegen musste, nebst der Trompete eine tragende Rolle zu. Wie der Titel versprach eine sehr fantasievolle Interpretation, mit gekonntem Wechselspiel der Protagonisten bevor im Finale Trompetensolist Joachim Schäfer mit dem ultimativen Triumphmarsch als Höhepunkt  brillierte. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit stürmischem Applaus.

Gioachino Rossini 1. und 3. Satz aus Duo für Violoncello und Kontrabass

Mette Hanskov Kontrabass

Rosinis Jugendwerk ist eine eingängige Komposition mit einem gewissen „Ohrwurm-Potenzial“, hier mit leichter Artikulation und erfreulich wenig Vibrato intoniert. Der Klang war transparent, in den schnellen Sätzen dominierte die Spielfreude. Das einleitende Allegro in D-Dur beginnt mit einem leisen Tremolo, wie ein Gewitter, das sich von Ferne ankündigt. Gleich darauf poltern beide Instrumente mit kräftigen Abgängen los, so als würde sich das Gewitter plötzlich entladen. Freundlicher wirkt der Nachsatz, geradezu schmeichelnd das Seitenthema des Cellos, das vom Bass beantwortet wird. Danach stürzen sich beide Spieler wieder in die getürmten Klangwogen des Gewitters. Durchführung und Coda werden durch absteigende Pizzicato-Akkorde angekündigt – eine Rossinische Pointe wie so viele in diesem Satz.

Ingemar Brantelid, Violoncello

Das abschliessende Allegro zingarese, ein „Zigeunerallegro“ im Rhythmus einer Polonaise. Das munter in die Beine fahrende Thema wird von stürmischen Episoden abgelöst, in denen Rossini beiden Spielern wiederholt das dreifache Forte gestattet. Einem Kontrabassisten musste er das nicht zweimal sagen: Zitat von M. Osbourne, bekannter Musikkritiker: „Rossinis Sinn für die Farben des alten Bassinstruments und dessen Fähigkeit, grummelnde gute Laune auszudrücken, zeigt sich im Finale dieses Werkes deutlich“. Das Zusammenspiel von Cello (Ingemar Brantelid) und Kontrabass (Mette Hanskow) war äusserst gefühl- und rücksichtsvoll, keines der Instrumente war dominant, musikalische Harmonie auf höchstem Niveau, was das Auditorium mit viel Applaus zu würdigen wusste.

Ein absoluter Höhepunkt Jules Massenets -Meditation aus der Oper Thais.

Luz Leskowitz, Gründer der Salzburger Solisten und des Rellinger Maifestivals

Die Meditation, die nach Violinsolokonzerten gerne als Zugabe gewährt wird, hatte an diesem Abend für einmal nicht die Rolle des Mauerblümchens und Lückenfüllers. Dank Luz Leskowitz stand das Werk im imaginären „Rampenlicht“ und erstrahlte in demselben. Ausdrucksstark, mit Verve und viel Einfühlvermögen zelebrierte er diese kostbare „Petitesse“ der Musikliteratur. Auch ohne die bei Orchesterkonzerten üblichen gezupften Harfenklänge, die von den Celli übernommen wurden, überzeugte die innige, wehmütige Interpretation. Vor allem, wenn die Partitur in hohe Lagen führte, die der Solist glasklar setzte, zeigte sich die hohe Kunst seines Geigenspiels und schlussendlich streichelte der Salzburger Altmeister die eindringliche Melodie gefühlvoll zu Ende. Wunderbar unterstützt von seinen Mitmusikern und gewürdigt mit stürmischem Applaus vom beeindruckten Publikum war das einer der Höhepunkte des diesjährigen Maifestivals, das an Trouvaillen wahrlich nicht arm war.

 

Richard Strauss „Romanze“ und „Morgen“ für Cello und Klavier

Misa Hasegawa und David Geringas

David Geringas im kongenialen Zusammenspiel mit Misa Hasegawa, erlebten wir bei der nächsten Darbietung. Der Eröffnung der Sonate mit ein paar kurz gesetzten Klavierharmonien, folgt die Themaübernahme durch das Cello. Dann kommen dramatische Sequenzen mit kurzen Klavierläufen, gefolgt von ebensolchen auf dem Streichinstrument, bevor sich die beiden Instrumente vereinen und der Cellist das Thema weiter moduliert, unterlegt von feinen Klavierakkorden, bevor die Pianistin kurz das Diktat übernimmt, danach vereint man sich wieder im harmonischen Zusammenspiel. David Geringas setzt sanfte, sehr schöne Tremolo, lässt auch mal kurz Brummen um sich danach wieder in Höhen zu schwingen, während Misa Hasegawa, durch die im Grossen und Ganzen doch eher bedächtige, aber keinesfalls weniger beeindruckende Komposition, mit sanften Klaviervariationen den Cellisten äusserst beeindruckend supportiert. Der Meister am Cello seinerseits demonstrierte eindrücklich, wieso dieses Instrument einen ganz besonderen Stellenwert im Orchester hat, noch ausgeprägter in einer Kammermusikformation. Das Auditorium zeigte sich sehr beeindruckt und belohnte die beiden mit langem kräftigem Applaus.

Georges Bizet Carmen-Fantasie von Franz Waxmann

vlnr. Aylen Pritchin, Solenne Paidassi, Luz Leskowitz Foto Wolfgang Gaedigk

Weniger oft gespielt als die Version von Pablo Saraste, aber mindestens ebenso virtuos und eine grosse Herausforderung für den Solisten, in diesem Fall Aylen Pritchin. Animiert durch  das  fulminante Intro durch Pianistin Misa Hasegawa, spielte sich der junge Vietnam Russe in einen wahren Spielrausch, zündete ein Feuerwerk der überschäumenden Spielfreude. Furios brauste er durch die Partitur, dabei immer äusserst präzis, nicht die geringste „verschwommene“ Passage, ohne die kleinste Unsicherheit, immer unterstützt durch die souveräne junge Japanerin am Klavier. Aber auch in den etwas weniger rasanten Zwischenstücken glänzte Pritchin mit viel Selbstvertrauen, Eleganz, Souplesse, aber auch einer Prise Verschmitztheit und Selbstironie. Die beiden jungen Musiker warfen einander die Töne und Melodiefragmente nur so zu, ein hin und her, dann wieder ein Miteinander, das schlussendlich in einem effektvollen virtuosen Steigerungslauf ins Finale führte. Gefeiert vom begeisterten Publikum strahlten  die Protagonisten um die Wette, ohne dabei ihre gewisse natürliche Schüchternheit zu verlieren.

Was der Junge Violinist Aylen Pritchin so drauf hat, bewies er auch Mitte Juni im Finale beim Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau

https://tch16.medici.tv/en/replay/final-with-aylen-pritchin/#filter?candidate=295

Text: Leonardwuest.ch

Fotos: http://www.mrk-rellingen.de und http://www.luz-leskowitz.at/index.html

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