Luftqualität: Die Ammoniak-Belastung ist noch immer zu hoch und erfordert weitere Massnahmen

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Güllen mit Schleppschlauch (Adobe StockThomas Otto)

Die Ammoniak-Belastung konnte in der Zentralschweiz noch nicht gesenkt werden. Der
jüngste Messbericht von Umwelt Zentralschweiz zeigt, dass die Richtwerte weiterhin
deutlich überschritten werden. Mindernd wirken sollte bald die Schleppschlauch-Pflicht
in der Landwirtschaft.
Ammoniak-Emissionen stammen grösstenteils aus der Landwirtschaft. Die Reduktion dieser
Emissionen ist seit Jahren eine grosse Herausforderung, auch in der Zentralschweiz.
Ammoniak (NH3), eine gasförmige Stickstoffverbindung, gelangt durch das Ausbringen und
Lagern von Gülle und Mist in die Luft (Emissionen). Anschliessend wird das Ammoniak durch
die Luft transportiert und lagert sich anderswo in der Umwelt ab (Immissionen). Ab einem
gewissen Mass können diese Immissionen zur Überdüngung und Versauerung empfindlicher
Ökosysteme führen und damit die Artenvielfalt bedrohen. Daher spricht man auch von
Ammoniak-Belastung. Zudem trägt Ammoniak zu gesundheitsschädigendem Feinstaub bei
und kann in weitere klimawirksame Gase umgewandelt werden.
Die Ammoniak-Belastung (Immissionen) in der Zentralschweiz wird an verschiedenen
Standorten überwacht. Gleichzeitig werden Massnahmen zur Minderung der Emissionen
umgesetzt. Wie der «Messbericht Ammoniak 2022» von Umwelt Zentralschweiz aufzeigt,
reichen diese Massnahmen aber noch nicht aus, um die Belastung genügend zu senken. Eine
verstärkte Anstrengung zur Senkung der Emissionen ist daher essenziell, ebenso die
Weiterführung der Messungen für die laufende Erfolgskontrolle.
Ammoniak-Belastung 2022 ist höher als im Regenjahr 2021
Die Ammoniak-Belastung in der Zentralschweiz übersteigt die Richtwerte im neusten Messjahr
2022 weiterhin deutlich. Sie bewegt sich in den meisten Messgebieten auf dem Niveau der
Werte von vor 2018 oder leicht darüber. Die Belastung ist damit insgesamt tiefer als in den
Hitzejahren 2018 bis 2020, jedoch höher als im von starken Niederschlägen geprägten Jahr
2021. Die Meteorologie spielt somit eine wesentliche Rolle. Warmes und trockenes Wetter
führt zu höheren Ammoniak-Belastungen, weshalb die Gülleausbringung bei kühlen
Temperaturen empfohlen ist.
Sämtliche Messstandorte liegen in Landwirtschaftszonen oder in der näheren Umgebung von
ökologisch empfindlichen Gebieten wie Wäldern oder Mooren. Seit Messbeginn, der je nach
Kanton zwischen 2000 und 2010 liegt, wurden die Richtwerte selten eingehalten und liegen
teilweise deutlich über den Konzentrationen, die für empfindliche Ökosysteme wie Moore,
Trockenwiesen und Wälder noch verträglich sind.
Das unternehmen die Zentralschweizer Kantone
Um die Ammoniak-Belastung zu reduzieren, müssen die Emissionen gesenkt werden. Die
Zentralschweizer Kantone engagieren sich deshalb seit Jahren im Rahmen des
Ressourcenprojekts Ammoniak. Es handelt sich dabei um ein vom Bund finanziertes
Anreizprogramm, um die Emissionen in den Kantonen zu senken. Seit 2021 nehmen
Landwirtschaftsbetriebe aus verschiedenen Zentralschweizer Kantonen am Projekt teil und
setzen Massnahmen um, die Ammoniak-Emissionen reduzieren sollen. Dazu gehören etwa
der Bau emissionsarmer Ställe und Optimierungen in der Fütterung. Die beiden Kantone Zug
und Luzern setzen zudem eigene Massnahmenpläne zur Ammoniakminderung um.

Für eine deutliche und nachhaltige Reduktion der Ammoniak-Emissionen braucht es
Massnahmen auf der ganzen Prozesskette; von der stickstoffreduzierten Tierfütterung, beim
Stallhaltungssystem und den Laufhöfen bis zur Lagerung und dem Ausbringen der Gülle auf
dem Feld. Bei Neubauten und Umbauten von Ställen ist auf emissionsmindernde
Massnahmen zu achten, wie dies beim Musterstall in Merlischachen SZ bereits umgesetzt
wurde. Beim Milchviehstall sorgen etwa erhöhte Fressstände und ein Entmistungsroboter für
weniger verschmutzte Flächen.
Im Weiteren wird der vermehrte Anbau von Kulturen für die direkte menschliche Ernährung
unterstützt, was eine Reduktion der Tierbestände und somit eine Verminderung der
Ammoniak-Emissionen zur Folge hätte. Als Beispiel hat der Kanton Luzern jüngst im Rahmen
des Projekts «Offensive Spezialkulturen» das Potenzial von Spezialkulturen und Spezialitäten
im Ackerbau analysiert. Bei den weiteren Zentralschweizer Kantonen Zug, Nidwalden,
Obwalden, Uri und Schwyz sind ähnliche Bestrebungen in Gang.
Hoffnung auf weniger Ammoniak durch Schleppschlauch-Pflicht
Für das Ausbringen von Gülle gilt ab 2024 zudem eine Schleppschlauch-Pflicht. Beim
Schleppschlauch wird die Gülle vom Druckfass über mehrere Schläuche nah über dem Boden
verteilt, wodurch weniger Ammoniak in die Luft gelangt. Dieser Schritt wird somit zur Reduktion
der Ammoniak-Emissionen beitragen. So erhofft sich Alain Schmutz, Präsident von Umwelt
Zentralschweiz und Leiter der Abteilung Umwelt im Kanton Obwalden, eine merkliche
Verbesserung: «Wir beobachten bereits jetzt eine Zunahme des Schleppschlauch-Einsatzes.
Unsere Interpretation ist, dass dank des Schleppschlauchs die Ammoniak-Emissionen trotz
der tendenziell gestiegenen Tierbestände auf hohem Niveau konstant gehalten werden
konnten.» Insgesamt, resümiert Alain Schmutz, seien die Reduktionsziele bisher allerdings
nicht erreicht worden.

Umwelt Zentralschweiz ist eine Kooperation der kantonalen Umweltfachstellen Luzern, Zug,
Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden. Weil sich die Natur und das Klima nicht an Grenzen halten,
arbeiten sie in Umweltthemen Hand in Hand und nutzen Synergien in der Region.

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