Luzerner Theater, Spielzeit 23/24: echt? echt!

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Luzerner Theater bei Nacht, Foto Ingo Hoehn

«Echt»: Kurz und mit vielen Bedeutungen aufgeladen ist der Titel der Spielzeit 23/24 am
Luzerner Theater. Vier Buchstaben, die Verschiedenes ausdrücken können: Erstaunen, ein
Gütesiegel, Respekt, wenn mit einem Ausrufezeichen versehen, oder – mit Fragezeichen – ein
Anflug von Skepsis, Erschrecken. Dieses Spektrum eröffnet einen Raum für menschliche,
fantastische und berührende Geschichten, welche die Ensembles des Luzerner Theaters in
Oper, Schauspiel und Tanz auf der Bühne erzählen. Der Spielplan 23/24 lädt dazu ein, echte
Entdeckungen zu machen und ist erneut Ausdruck der Luzerner Dramaturgie, die das
spartenübergreifende, gemeinsame Denken zur Grundlage des Programms macht. Zum
Auftakt entsteht im Theatersaal die zweistöckige 360-Grad-Bühne DAS HAUS, die das
Schauspiel mit der Uraufführung von Raoul Schrotts Neudichtung der «Orestie» und die Oper
mit Purcells «Dido und Aeneas» bespielen werden. Der Vorverkauf für die Vorstellungen bis
Ende September beginnt in diesem Jahr bereits am 1. Juni.

Das Echte scheint verlockend. Und wenn wir es zu fassen versuchen, dann sprechen wir im
nächsten Atemzug von der Sehnsucht nach Authentizität. Authentisch sein zu wollen,
formuliert auch den Wunsch, sich in einer zunehmend komplexen Welt klar zu verorten. Ganz
zu fassen bekommen wir dieses «Echte» wohl nie, aber wir können viele verschiedene
Geschichten erzählen, um es zu umreissen. Und wo könnte das besser gelingen als im Theater?
«Hier durchdringen sich Realität und Fantasie wechselseitig. Echtes und Erfundenes bilden auf
der Bühne eine Einheit. Und als Zuschauende können wir die Perspektive wechseln – vom Ich
zum Gegenüber», sagt Intendantin Ina Karr.

Zum Auftakt: DAS HAUS

Zu Beginn der Saison wird der Perspektivwechsel für das Publikum auch räumlich erlebbar.
Hausszenograf Valentin Köhler stellt ein echtes Haus, eine rund 150 Jahre alte Mosterei aus
dem Luzerner Umland, mitten in den Theatersaal. Das Publikum sitzt rund um das Gebäude aus
von Hand behauenen Balken, so dass sich von jedem Platz andere Einblicke in das Innere bieten.
Zunächst erobert das Schauspiel mit einem antiken Theaterspektakel in moderner Erzählweise
und zeitgemässer Sprache das HAUS: Der erfolgreichen künstlerischen Zusammenarbeit von
Schauspieldirektorin Katja Langenbach mit dem Literaturstar Raoul Schrott ist es zu verdanken,
dass der Autor die Uraufführung seiner Neudichtung und Vereinigung zweier Tragödien von
Euripides zur «Orestie» an das Luzerner Theater gegeben hat. Unter der Woche sind die beiden
Teile «Elektra» und «Orestes» einzeln zu erleben. Am Wochenende werden sie zu einem
grossen Theaterereignis vereinigt – wie zu Euripides’ Zeit können sich die Zuschauer*innen in
den Pausen auch kulinarisch verwöhnen lassen.
Ebenfalls einen antiken Stoff erzählt die Oper im HAUS: In Koproduktion mit Lucerne Festival
inszeniert Magdalena Fuchsberger Henry Purcells Barockoper «Dido und Aeneas». Neben dem
Luzerner Sinfonieorchester, das für das Publikum sichtbar im HAUS Platz nehmen wird,
werden auch wieder Musiker*innen des Lucerne Festival Contemporary Orchestra an der
Produktion beteiligt sein. Aufgeladen mit diesen Theatergeschichten wird das HAUS im
Anschluss weitergegeben und einer neuen Verwendung zugeführt.

Oper

Dr. Ursula Benzing als Operndirektorin und Jonathan Bloxham als Musikdirektor bilden die
neue Doppelspitze der Opernsparte. «Das Luzerner Theater hat eine Strahlkraft, die regional,
überregional und international wirkt. Mit Dr. Ursula Benzing und Jonathan Bloxham haben wir
zwei herausragende Persönlichkeiten gewonnen, die dafür die idealen Voraussetzungen
mitbringen und unser starkes Team bereichern werden. Ursula Benzing hat durch ihre
langjährige und erfolgreiche Tätigkeit als Operndirektorin und ihre internationale Vernetzung
eine beeindruckende Erfahrung und Expertise. Mit Jonathan Bloxham holen wir einen
Künstler der neuen Dirigentengeneration ins Team. Bereits unsere erste Zusammenarbeit war
äusserst erfolgreich. Er bringt ein zeitgemässes Verständnis davon mit, dass Oper aus einem
gemeinsamen, künstlerischen Zusammenarbeiten aller Beteiligter entsteht», freut sich Ina Karr.
Das von Publikum und Kritik in den vergangenen beiden Spielzeiten gefeierte Ensemble wird
den Weg gemeinsam mit der neuen Spartenleitung fortsetzen. «Erst unsere Sänger*innen sind
es, die in ihren Rollen auf der Bühne Opernwirklichkeit herstellen. Eine Wirklichkeit, die
Bewusstsein schafft für das Eigene und das Fremde, die vom mutigen Einstehen spricht, die
Denken und Handeln befeuert – und wenn nicht so, wie verändern wir dann die Welt?», fragt
Ursula Benzing.
onathan Bloxham wird in dieser Spielzeit «Dido und Aeneas» sowie die konzertante
Aufführung der Belcanto-Oper «I Capuleti e i Montecchi» von Vincenzo Bellini und Puccinis
«La Bohème» musikalisch leiten. Das Luzerner Publikum konnte ihn bereits als Dirigenten der
Eröffnungspremiere 22/23, «Herzog Blaubarts Burg», erleben. «Schon in der letzten Spielzeit
durfte ich diese ganz besondere Opernfamilie kennenlernen – das aussergewöhnliche Ensemble,
das fantastische Luzerner Sinfonieorchester, und das talentierte Musik- und Dramaturgieteam
des Theaters. Es ist mir auch deshalb ein Privileg, der nächste Musikdirektor des Hauses zu
werden. Ich kann es kaum erwarten, und freue mich sehr darauf, Teil der kulturellen
Gemeinschaft der Stadt zu werden», so Jonathan Bloxham.
In «La Bohème» wie auch in der grossen romantischen Märchenoper «Hänsel und Gretel» von
Engelbert Humperdinck wird das Opernensemble gemeinsam mit den jungen Sänger*innen der
Luzerner Kantorei auf der Bühne stehen. Zum Spielzeitende steht mit Antonio Vivaldis
«Giustino» noch einmal eine Barockoper auf dem Programm. Mit der Italienerin Lucia
Ronchetti kommt wieder eine namhafte Komponistin in Residence nach Luzern. In
Koproduktion mit den renommierten Schwetzinger SWR Festspielen bringt das Luzerner
Theater «Der Doppelgänger» nach der gleichnamigen Erzählung von Dostojewski zur
Uraufführung. Die Premiere findet im April 2024 in Schwetzingen statt, bevor die Produktion
in der Spielzeit 24/25 in Luzern zu sehen sein wird.

Schauspiel

Nach dem wortgewaltigen Auftakt mit der «Orestie» spannen Schauspiel und Oper für
«Orlando» in der Box zusammen. Virginia Woolf hat in ihrem berühmten Roman bereits vor
fast 100 Jahren Geschlecht und Identität als einen unabgeschlossenen Prozess und ein ständiges
Werden erzählt. Ein hochaktuelles Thema, inszeniert von Regisseurin Corinna von Rad und
unter der musikalischen Leitung und mit der Live-Musik des grossen Schweizer MusikSpielers
Jürg Kienberger.
«Mit poetischen Stilmitteln laden wir ein zu einer kritischen und gleichzeitig lustvollen,
emotionalen Begegnung mit dem Leben. Im Zentrum der sinnlichen und konzeptionell scharfen
Regiearbeiten steht immer der Mensch. Unsere Schauspieler*innen verkörpern die Figuren und
leihen dem Publikum ihre Perspektive», erklärt Schauspieldirektorin Katja Langenbach.
Mit scharfzüngigen und humorvollen Dialogen behandeln Robert Ickes «Die Ärztin» und die
Schweizerische Erstaufführung «Monte Rosa» von Teresa Dopler brisante Themen unserer
Zeit. Vom Klimawandel, Machtverhältnissen in der Leistungsgesellschaft und
Identitätsdebatten führt das Schauspiel ein in die grossen kontroversen Themen der Gegenwart.
Markolf Naujoks wird mit Goethes «Die Leiden des jungen Werther» existentielle Fragen junger
Menschen ausloten, während Wojtek Klemm zu einer temporeichen, unterhaltsamen Fahrt
samt Mord in Agatha Christies Orientexpress einlädt.

Am Ende der Spielzeit erwartet das Luzerner Publikum noch eine besondere Koproduktion mit
den Münchner Kammerspielen. In «Licht» erzählen jesidische Frauen ihre Geschichte. An
jedem Abend einen weiteren Teil – einmal und dann nie wieder. Das Luzerner Theater ist als
einzige Bühne der Schweiz eine Station dieser bewegenden Reise. Ab der Spielzeit 23/24 wird
sich das Luzerner Theater wieder am «Stück Labor» für neue Schweizer Dramatik beteiligen
und somit eine Hausautorin oder einen Hausautor in Luzern willkommen heissen. Zudem
werden aufgrund der grossen Nachfrage der Liederabend «Knef», das Kinderstück «An der
Arche um Acht» und «Versteckt», ein Stück über die versteckten Kinder der Schweizer
Saisonniers wiederaufgenommen.Luzerner Theater | Theaterstrasse 2 | 6003 Luzern | Zentrale: 041 228 14 26
www.luzernertheater.ch

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