Luzerner Theater Undine – Die kleine Meerjungfrau, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

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Undine – Die kleine Meerjungfrau

Undine – Die kleine Meerjungfrau

Produktionsteam und Besetzung

Claudia Brier Inszenierung
Michael Böhler Bühne
Birgit Künzler Kostüme
Roland Bucher Musik
Christian Aregger Musik
Marc Hostettler Licht
Carmen Bach Dramaturgie

Judith Cuénod Undine, Patric Gehrig Kühleborn/Hofmeister/Polyp, Nico Herzig Prinz Hans, Katharina Kessler Schwester/Diener/Luftgeist, Melina Pyschny Schwester/Diener/Luftgeist, Bettina Riebesel Die Meerhexe, Paulina Steiner Schwester/Diener/Luftgeist/Die Andere

… sowie mit Till Gehring, Yves Meyer, Juri Schmuckli, Noah Vogel und Diego Wey

Rezension:

Das Foyer des Luzerner Theaters bietet ein ungewohntes Bild an diesem Mittwochnachmittag. Das Angebot an der Bar besteht mehrheitlich aus farbigen Lutschern, Mohrenköpfen und grünem Sirup, auf der Galerie ermahnen Mütter ihre Kinder, nicht aufs Geländer zu klettern, ein Vater erklärt seiner Tochter das Foyer und eine Nonna macht ein Selfie mit ihrer Enkelin. Später im Saal erklären dieselben Mütter ihren Kindern, dass man die Schuhe ausziehen muss, wenn man die Füsse auf die Sitze legen will, die Väter ermahnen ihre Töchter, dass man ruhig sein sollte und die Nonna nimmt ihre Enkelin auf den Schoss.

Auf der Bühne stehen lediglich drei grosse Krater, alles ist in ein angenehmes Türkis getaucht, einer der Krater lässt grosse Luftblasen steigen. „Das sind Ballons“, sagt der Junge in der Reihe hinter mir – so viel zur Illusion. Die beiden Musiker Christian Aregger und Roland Bucher in Glitzerhosen und Dächlikappen stimmen eine sphärisch-blubbernde Melodie an und man taucht ein in eine wunderschöne Unterwasserwelt mit wallenden Quallen, fliegenden Rochen, Sardinen auf Rollbrettern und einem prächtigen Kugelfisch. Undine (Judith Cuénod) und ihre Zwillingsschwestern wallen durch diese wundersam grünblaue Wasserwelt und man versteht gar nicht, warum Undine dieser entfliehen will. Aber sie hat ihr Herz verloren an den Prinzen Hans, den sie vor dem Ertrinken gerettet hat. Jetzt will sie rauf, in die Welt, zu ihm. Das geht nur mit Hilfe der Meerhexe, also Auftritt Meerhexe (eine grossartig hinterhältige Bettina Riebesel). Wie die Königin der Nacht fährt sie auf ihrem spektakulären Thron auf die Bühne. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass dieser aus lauter Petflaschen gefertigt ist. Undine tauscht ihr Lachen gegen Beine ein und taucht auf aus ihrer grünschattigen, in die, auch fürs Publikum in den ersten Sekunden, viel zu hellen Welt der Menschen. Grossartig die ersten Gehversuche mit ihren neuen Beinen, genau so muss es sich anfühlen, wenn man von einer Nixe zum Menschen wird. In dieser geregelten, ziemlich unterkühlten Welt bringt sie etliches durcheinander, einerseits den Prinzen in seinen abgesägten Hosen und seiner Pretty Woman als Verlobten, andererseits den französischen Hofmeister mit seinen chinesischen Assistentinnen. Schlussendlich holt sie sich ihr Herz wieder zurück und schwebt glückselig und vor allem wieder lachend mit ihren neuen Freunden, den Luftgeistern über die Bühne. In ihren Kostümen aus Plastiksäcken könnten es auch Wolkengeister oder Schneegeister sein, so fluffig leicht und flockig kommen sie daher.

Die Kostüme sind märchenhaft schön, «so schön kann Plastik sein», meinte eine Besucherin. Die Figuren sind herrlich, das Bühnenbild manchmal fast magisch mit den Lichteffekten, sogar die Kleinsten erkennen darin das Wasser. Judith Cuénod überzeugt als lebenslustige aber auch mutige Undine, Nico Herzig als Prinz Hans ist genau das, herzig, aber eben auch Prinz und Patric Gehrig mutiert so überzeugend vom Vater zum Polypen und zum Hofmeister, dass man erst nach der Vorstellung merkt, dass das ein und derselbe Schauspieler gewesen war. Dass Franziska Steiof die Motive aus Hans Christian Andersens Märchen «die kleine Meerjungfrau» und de la Motte Fouqués Erzählung «Undine» in eine kindgerechte Sprache übersetzt hat, merkt man daran, dass im Theatersaal während der ganzen Aufführung eine andächtige Stille herrscht, ausser wenn der Prinz und Undine sich küssen. Das mögen die Kleinen nicht und rufen «Bravo» wenn Undines Vater es ihnen verbieten will.

Eine wunderbar verspielte Inszenierung, tolle Musik, überzeugende Schauspieler und Kostüme zum Träumen. Diese Undine ist eigentlich ein Muss für Eltern mit kleinen Kindern, für Nonnas und ihre Enkel und für all jene, die noch ein bisschen Kind geblieben sind und denen es nichts ausmacht, sich auch ohne eines im Theatersaal blicken zu lassen!

Kleine Fotodiashow von  Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2015/12/02/luzerner-theater-undine-die-kleine-meerjungfrau-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Trailer der Produktion:

www.youtube.com/watch?v=4hgskhmGT1c

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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