Produktionsteam
Howard Arman Musikalische Leitung
Nadja Loschky Inszenierung
Daniela Kerck Bühne
Gabriele Jaenecke Kostüme
David Hedinger Licht
Mark Daver Choreinstudierung
Dr. Christian Kipper Dramaturgie
Besetzung
Morenike Fadayomi Norma, Flurin Caduff Oroveso, Carlo Jung-Heyk Cho Pollione, Marie-Luise Dressen Adalgisa, Annina Haug Clotilde, Robert Maszl Flavio
Melodramma in zwei Akten von Vincenzo Bellini
Text von Felice Romani, nach Alexandre Soumet
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Grundsätzliches:
Norma ist eine tragische Oper in zwei Akten von Vincenzo Bellini. Das Libretto stammt von Felice Romani und beruht auf einem Drama von Louis Alexandre Soumet. Die Uraufführung fand 1831 in Mailand statt. Die Oper spielt in Gallien im ersten Jahrhundert vor Christus. Die Spieldauer beträgt etwa zweieinhalb Stunden.
Die Uraufführung am 26. Dezember 1831 am Teatro alla Scala in Mailand endete trotz der hervorragenden Besetzung mit Giuditta Pasta als Norma, Giulia Grisi als Adalgisa, Domenico Donzelli als Pollione und Vincenzo Negrini als Oroveso mit einem Fiasko. Auch die 1832 erfolgten Aufführungen in Neapel und Venedig brachten nicht den von Bellini erhofften Erfolg. Dieser zeichnete sich 1834 in einer Aufführung im Teatro San Carlo in Neapel mit Maria Malibran in der Titelpartie ab, und ab 1835 verbreitete sich das Werk an den italienischen Bühnen und auf der ganzen Welt.
Ensemblemitglied Jutta Maria Böhnert, für die Titelrolle vorgesehen, musste krankheitshalber durch Morenike Fadayomi von der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, umbesetzt werden.
Rezension:
Am Luzerner Theater kann man den Kampf der Gallier gegen die Römer, ohne Mitwirkung von Asterix oder Obelix geniessen, die geheimen Machenschaften der sagenhaften und mächtigen Druiden zu ergründen versuchen, das Drama um die Oberpriesterin Norma mit ihren zwei, ausgerechnet vom römischen Besatzer Pollione gezeugten Kinder miterleben. Dieser römische Statthalter hat sich nun eine jüngere Druidin angelacht, sowas untergräbt natürlich auch Norma’s Autorität, ist also absolut nicht tolerierbar. Die Fronten sind also relativ rasch klar abgesteckt in dieser, selbst für damaliges Verständnis, doch sehr dürftigen, einfach gestrickten Geschichte.
Belcanto (Schöngesang) im wahrsten Sinne des Wortes, grossartige Stimmen gepaart mit exzellenten schauspielerischen Leistungen, alles unterstützt von einem adäquaten Bühnenbild inklusive passenden Diaprojektionen. Instrumental wie immer grossartig, das von Howard Arman geleitete Luzerner Sinfonieorchester. Obwohl eher ein Melodram für die weiblichen Stimmen, behaupteten sich der Bassbariton Flurin Caduff als Oroveso und Tenor Carlo Jung-Heyk Cho als Pollione nachhaltig eindrücklich auf der Szene. Leider etwas überlaut, fast schreiend gegenüber Norma hingegen im ersten Duett war Adalgisa (Marie-Luise Dressen). Alles überstrahlt natürlich die sehr lange Cavatine „Casta Diva“ zu der sich Morenike Fadayomi scheinbar mühelos aufschwang. Die Schlüsselarie ist geprägt von unendlichen, elegisch grundierten Kantilenen. Übergrosse Adlerschwingen integriert am Druidenthron visualisieren die aussergewöhnliche gesellschaftliche Stellung der Priesterin Norma in der gallischen Gemeinschaft. Das Drama nimmt seinen Lauf und gipfelt in der fast halbstündigen Schlussszene und dem Tod von Norma und Pollione auf den Scheiterhaufen. Eine fast perfekte Adaption des Stoffes durch Regisseurin Nadja Loschky, wenn sie auf das Anzünden mittels eines Feuerzeuges und das Rauchen von Zigaretten durch Pollione und Flavio im ersten Akt und Verwendung einer Faustfeuerwaffe zur Bedrohung von Pollione durch Norma verzichtet hätte.
Nichtdestotrotz spendete das Premierenpublikum langanhaltenden, kräftigen Applaus, zu dem auch die Mitwirkenden im Hintergrund auf die Bühne gebeten wurden, wie auch der Dirigent Howard Arman. Trotz mehrerer Vorhänge reichte es nicht ganz zu einer stehenden Ovation. Gespannt, wie die originalbesetzte Jutta Maria Böhnert nach ihrer Wiedergenesung den schwierigen Part meistern wird, hat doch ihr Ersatz, Morenike Fadayomi, die Messlatte sehr hoch gelegt.
Nachtrag:
Einzig Edita Gruberova sang Casta Diva in der von Bellini vorgegebenen Originaltonart. („So steht es bei Bellini, so muss ich es auch singen.“, Zitat Gruberova) Selbst eine Maria Callas intonierte die Arie einen Ganzton tiefer, wie es Bellini auf Drängen der „Erstnorma“ Giuditta Pasta transponiert hatte. Pasta monierte, dass der Part in der Originaltonart fast unmöglich zu singen, da viel zu anstrengend, sei. „Norma“ geht stimmlich so an die Substanz, dass zwischen den Vorstellungen normalerweise immer fünf Tage liegen. (Zitat Intendanz Münchner Nationaltheater)
Fotoporträits der Spolisten:
Kleine Fotodiashow der Produktion vonTanja Dorendorf / T+T Fotografie www.ttfoto.ch/ www.luzernertheater.ch und Wikipedia
Trailer Maria Callas, Norma – Casta Diva – Bellini
www.youtube.com/watch?v=B-9IvuEkreI
Text: leonardwuest.ch
Fotos: www.luzernertheater.ch Toni Suter/ T+T Fotografie
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