Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG
Die letzte Saison in der Interimsspielstätte der Tonhalle–Gesellschaft Zürich AG war geprägt von der COVID–19–Pandemie: Weniger Veranstaltungen, ein verringertes Publikum und fast sechs Monate, in denen keine Live–Konzerte vor Konzertbesucher*innen stattfinden konnten. Herausragende Künstler*innen traten bisweilen vor nur 50 Personen auf. Dank der Unterstützung durch die öffentliche Hand, Sponsor*innen, private Förderung, Mitglieder des Freundeskreises, Stiftungen, Partner*innen und dem treuen Publikum fällt die Jahresrechnung der Tonhalle–Gesellschaft Zürich dennoch mit einem Gesamtertrag und einem Gesamtaufwand in gleicher Höhe von jeweils CHF 29’536’512 ausgeglichen aus. Das Geschäftsjahr ist aufgrund der Covid–19–Pandemie einmalig und mit vergangenen nicht zu vergleichen.
Die Tonhalle–Gesellschaft Zürich AG hatte für die vierte und letzte Saison in der Tonhalle Maag 200 Veranstaltungen mit 80 verschiedenen Programmen, interpretiert von hochkarätigen Künstler*innen und einem hoch motivierten Tonhalle–Orchester Zürich gemeinsam mit Music Director Paavo Järvi, geplant. Sie hatte Konzerte anhand der Erkenntnisse aus dem Lockdown im März 2020 konzipiert und an geltende Schutzkonzepte angepasst: kürzere Konzerte, mehrfach an einem Tag gespielt, programmatisch flexibel,
keine Pausen, unter Verzicht auf Rahmenprogramme und gastronomische Angebote. Trotz der grossen Einschränkungen konnten in der Saison 2020/21 13’503 Besucher*innen live im Konzertsaal in der Tonhalle Maag dabei sein. Aufgrund der Covid–19–Pandemie konnten von der Tonhalle–Gesellschaft Zürich vor Publikum lediglich 72 Konzerte durchgeführt werden.
Die digitalen Möglichkeiten haben dazu beigetragen, dass der Kontakt zwischen dem Tonhalle –Orchester Zürich und seinem Publikum nie abgebrochen ist. Immens war aber der organisatorische Mehraufwand, der sich ergab: Erstens durch die sich ständig ändernden behördlichen Auflagen und angepassten Schutzkonzepte, welche eine Umplanung der Konzerte, die Suche und Verpflichtung neuer Künstler*innen
zur Folge hatten, und zweitens durch die neuerlich verschobene Rückkehr in die renovierte Tonhalle am See.
Umgang mit der Pandemie
Schon die Saisoneröffnung am 23. September 2020 musste mit stark reduzierter Sitzplatzbelegung und angepasstem Konzertprogramm stattfinden. Ab 28.Oktober 2020 bis 22. April 2021 wurden alle Live-Konzerte vor Publikum pandemiebedingt abgesagt. Dass über fast sechs Monate keine Live-Konzerte vor Publikum möglich waren, ist beispiellos in der Geschichte der Tonhalle-Gesellschaft Zürich. Trotz der Widrigkeiten wurde die lange Konzertpause genutzt: Die Aufnahmen zum Mendelssohn -Zyklus
begannen und der Tschaikowsky-Zyklus wurde abgeschlossen. Inmitten der Konzertpause, im Februar 2021, erhielt die Aufnahme der 5. Sinfonie Tschaikowskys den Preis der deutschen Schallplattenkritik und im Dezember den Symphony Award des Diapason d’or de l’année 2021.
Da sich die Fertigstellung des Umbaus und die Renovierungsarbeiten im Kongresshaus und in der Tonhalle Zürich erneut verzögerten, musste der Wiedereinzug nochmals verschoben werden. Dies hatte eine weitere, komplette Umplanung der Saison zur Folge. Hinzu kamen die ständigen Anpassungen oder Änderungen als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie. «Das permanente Umplanen war während Monaten die einzige Konstante», so Präsident Martin Vollenwyder.
Die Rückabwicklung von 41’000 verkauften Billetten und 3’936 Abonnements, Umbuchungen sowie der kurzfristige Verkauf von neuen Konzertangeboten bedeutete einen immensen Aufwand mit intensivem Kommunikationsbedarf.
«Die Streamings und Produktionen, die ohne Publikum auf höchstem künstlerischen Niveau und nur dank herausragender Förderung durch Private und Stiftungen realisiert werden konnten, gehören zu den schönsten und zugleich dauerhaften Ergebnissen dieser anspruchsvollen Saison», so Intendantin Ilona Schmiel. Sie spiegeln sich auch in den Zuwächsen in den sozialen Medien und dem gesteigerten Interesse
für die Inhalte auf der im Juli neu gestalteten Webseite wider. Die durchschnittliche Lesedauer der Webseite liegt bei zwölf Minuten und ist in der Saison 2020/21 um rund 7,7 % gestiegen. Die
Gesamtzahl der Follower und Fans auf Facebook, Instagram, Twitter und Youtube konnte im Vergleich zur letzten Saison um 18% auf 25’453 Personen gesteigert werden. Über 2,7 Mio. Personen wurden in der Saison via Sozialer Medien erreicht. Die Medien haben mit Interesse und Wohlwollen aufgenommen, wie sich die Pandemie auf die Arbeit von Orchester und Management ausgewirkt ha t. Auch der Auszug und die
Erfolgsgeschichte der Tonhalle Maag wurden von vielen unterschiedlichen Medien auch internationalbeachtet.
Finanzen
Die Jahresrechnung der Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG weist bei einem Gesamtertrag und einem Gesamtaufwand in gleicher Höhe von jeweils CHF 29’536’512,61 ein ausgeglichenes Ergebnis aus .
Dieses Ergebnis darf nicht über die finanziellen Herausforderungen, welche die hohen Investitions- und zuletzt auch Rückbaukosten der Tonhalle Maag ergaben, hinwegtäuschen. Eine teils das Vorjahr betreffende Ausfallentschädigung des Bundesamts für Kultur gemäss der «Covid -Verordnung Kultur» (finanziert je hälftig einerseits durch den Bund, andererseits durch Stadt und Kanton Zürich) in Höhe CHF 2’091’855.40 half mit, die ausserordentlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern.
Das zwischen November 2020 und Juni 2021 in unterschiedlichen Volumen eingesetzt e Instrument der Kurzarbeitsentschädigung erwies sich erneut als essenziell für die Weiterführung des Betriebs.
Die Einnahmen aus Billettverkauf, Gastspielen und Orchesterengagements implodierten, die variablen Kostenpositionen im Veranstaltungsbetrieb konnten nur teilweise zurückgefahren werden. Fixe Aufwandspositionen wie beispielsweise die Raummieten schlugen unvermindert voll auf die Rechnung durch. Die administrative Aufarbeitung dieser Einschläge, die durch die Verschiebungen notwendig gewordenen Neuplanungen für die Folgensaisons, die konzeptionellen Arbeiten für den zukünftigen Betrieb
in der Tonhalle am See und die Eröffnungsangebote sowie die anspruchsvolle Umzugssituation erforderten einen deutlichen Mehreinsatz im Management-Team.
Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich war über vier Jahre auch Betreiberin der Tonhalle Maag. Die
Beschränkung der zulässigen Zuschauerzahl von 1’224 auf zwischen 50 und maximal 4 50 Besucher*innen machte es rein wirtschaftlich für den grössten Teil der Veranstalter*innen unmöglich, ein Konzert ohne erhebliche Verluste in der Tonhalle Maag zu präsentieren. Dies führte zu vielen Stornierungen und Ausfällen in der Vermietung. Von den geplanten 77 Veranstaltungen wurden 18 durchgeführt. Von den erwarteten Mieterlösen in Höhe von CHF 770’000 konnten lediglich CHF 139’000 eingenommen werden.
Sowohl die Stadt Zürich als auch nahezu alle Sponsor*innen, private Geldgeber, Stiftungen und
Partner*innen bestätigten dankenswerterweise wiederum ihre zugesagten Beiträge. Ein weiterer Dank gilt dem Publikum, den Aktionär*innen und den Mitgliedern des Freundeskreises, die ebenso für eine zukunftsfähige finanzielle Basis gesorgt haben.
Martin Vollenwyder wurde an der Generalversammlung vom 24. Januar 2022 für ein Jahr im Amt des Verwaltungsrats-Präsidenten bestätigt. Kathrin Rossetti ist nach zehn Jahren aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Als neues Mitglied des Verwaltungsrats wurde Adèle Zahn Bodmer gewählt. Den Geschäftsbericht der Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG der Saison 2020/21 finden Sie hier.https://www.tonhalle.ch/presse/#acc_12766