Zeitzeichen: 3. Veranstaltung vom 15. Januar 2014 in der Aula der Kantonsschule Sursee

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Zeitzeichen

„Zeitzeichen“ ist eine Reihe von Veranstaltungen mit interessanten Persönlichkeiten, die über zeitaktuelle Fragen aufklären soll. Gerne laden wir Sie regelmässig zu solchen Veranstaltungen ein.

“Ist Armut Diebstahl? Der Sozialstaat auf dem Prüfstand”

Referenten:

– Ivo Muri “Solidarität geht uns alle an – Ansätze zum Ausstieg aus dem “glokalen” Wirtschaftskrieg”

– Dr. René Zeyer “Einbruch in eine Tabuzone: Warum Armut uns alle arm macht.” (Buchautor “Armut ist Diebstahl”)

– Prof. Dr. Ueli Mäder “Arme bewältigen, statt Arme bekämpfen. Für eine solidarische Gesellschaft.”

Podium mit:

– Ivo Muri, Zeitforscher, Gründer und Inhaber der ZEIT AG

– Dr. René Zeyer, Publizist

– Prof. Dr. Ueli Mäder, Professor für Soziologie

Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Philipp Gut, stellvertretender Chefredaktor und Inlandchef der Weltwoche.

näheres zu den referenten über diesen Link: http://www.zeitag.ch/mm/mm001/Flyer_Ist_Armut_Diebstahl_15.1.2014.pdf

Nachdem bei der letzten Veranstaltung der Zeitzeichen zu vermuten war, dass viele Besucher vor allem wegen der Anwesenheit von Ex – Bundesrat Christoph Blocher mit dabei waren und das Interesse an der dritten Vortragsreihe weniger gross sein würde, konnte man doch erfreut feststellen, dass sich diese intensiv interessante Veranstaltungsreihe schon etabliert hat und auch diesmal annähernd sechzig interessierte Zuhörer in die Aula der Kantonsschule Sursee lockte. Dies ist doch ein starker Beleg, dass nicht nur die hochrangigen Referenten, sondern die Themen an sich den Nerv der Menschen treffen. Zeitzeichen bewegt und gibt Denkanstösse, dies alles spannend und nachvollziehbar präsentiert, auch für Nichtakademiker. Also nicht eine elitär, abgehobene Klausur, sondern der aktuellen und zukünftigen Arbeitswelt und Weltordnung gerecht werdend. Souverän wie immer moderierte Dr. Philipp Gut, seines Zeichens stellvertretender Chefredaktor und Inlandchef der Weltwoche, auch diesmal. Er begrüsste kurz die Anwesenden und stellte die Referenten ausführlich und prägnant vor.

Als erster referierte Dr. René Zeyer “Einbruch in eine Tabuzone: Warum Armut uns alle arm macht.” (Buchautor “Armut ist Diebstahl”)

Eine der Hauptaussagen Zeyer`s, (u.a. früher auch langjähriger Korrespondent der NZZ in Kuba): Die heutige Armutsbekämpfung erzeugt noch mehr Armut.  Diese und andere seiner Aussagen und Thesen erzeugten indigniertes Schweigen und/oder heftige Ablehnung, trugen ihm von verschiedenen Seiten den Vorwurf ein: dies sei eine Verhöhnung der Armen usw.. Auf den Nenner gebracht: das Thema Armut ist immer noch eine Tabuzone. Schon die Definition erzeuge heftige Dispute, Kerndefinition offizieller Stellen: wer weniger als 1,25 US Dollar täglich zur Verfügung hat, gilt als arm.

Zeyers Kernaussage: Entwicklungshilfe entwickelt sich mehr und mehr  zur Todeshilfe. Wir beruhigen unser Gewissen und rechtfertigen uns auch mit Hinweisen u,a. auf Einkauf von Fair Trade Produkten (wie zum Beispiel Max Havelaar usw.). Dafür gäbe aber der Schweizer gerade mal 50 Franken pro Jahr aus, also eine lächerlich geringe Summe, hochgerechnet auf unsere Gesamtausgaben für Konsumgüter. Es folgten weitere Zusammenfassungen von Beispielsrechnungen etc. aus seinen verschiedenen Veröffentlichungen.

Anschliessend war die Reihe an: Prof. Dr. Ueli Mäder “Armut bewältigen, statt Arme bekämpfen. Für eine solidarische Gesellschaft.”

 

Nach all diesen sehr umfassenden Standpunkterläuterungen folgte dann das Podiumsgespräch, an dem auch Gastgeber Ivo Muri teilnahm

Obwohl die Standpunkte der beiden Hauptreferenten auf den ersten Blick gesehen, kaum unterschiedlicher hätten sein können, wurde schnell deutlich, dass beide überzeugt sind, dass man die Hauptursachen angehen und lösen kann, so man denn gewillt ist, das ganze seriös und koordiniert aufzugleisen. So wie verschiedene Wege, laut Volksmund, nach Rom führen, ermöglichen auch verschiedene Massnahmen und Anwendungen zur partiellen, wenn nicht sogar zur vollständigen Eliminierung des globalen Problems der Armut. René Zeyer erklärte, dass sich alleine in der Bundesrepublik Deutschland die Zahl der Mitarbeiter der verschiedenen sozialen Hilfsorganisationen wie der Caritas usw. bei 1, 5 Millionen Personen bewege (freiwillige, unbezahlte Mitarbeiter und Helfer nicht eingerechnet). Damit sind die Hilfswerke mittlerweile der grösste Arbeitgeber des Landes.

Zitat René Zeyer: Unter dem Vorwand, die Armut zu bekämpfen, hat sich eine ­gigantische Sozialverwaltungsmaschine mit der Fähigkeit entwickelt, sich selbst immer neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Wer fordert, dass ­dieses kranke, unbezahlbare System abgeschafft werden muss, gilt als Unmensch.

Das Prinzip der Sozialhilfe muss neu definiert werden. Fördern und fordern muss durch »befehlen und bestrafen« ersetzt werden; wer gibt, hat Rechte, wer empfängt, hat Pflichten.

Kleine Fotodiashow der Veranstaltung, erstellt von Petra Kaufmann ( Marketing ZEIT AG, Sursee) über diesen Link:

http://fotogalerien.wordpress.com/2014/01/20/zeitzeichen-3-veranstaltung-vom-15-januar-2014-in-der-aula-der-kantonsschule-sursee/

Querverweise auf die Grundaussagen von René Zeyer: Armut ist Diebstahl

Warum die Armen uns ruinieren

Keine Unterstützung mehr für alle Armen. Das fordert René Zeyer in seinem provokanten Buch

über falsche Umverteilung in Zeiten überschuldeter Wohlfahrtsstaaten. Eine tickende Zeitbombe.

 

http://www.campus.de/uploads/tx_saltbookproduct/press_text/9783593500324.pdf

http://www.campus.de/news-detail.html?tx_news_pi1[news]=397&tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&cHash=78a9b39da4a2d7f9e41b67313f15996b

Ueli Mäder erläuterte anhand von selbstermittelten Umfrageergebnissen seine Sicht der Dinge, gab vertiefte Erklärungen zur Ursache dieser weltweiten Armut, begründet u.a. im Kolonialismus, der Industrialisierung usw. ( Das reichste Prozent der Schweizer Bevölkerung verfüge über 60 Prozent des Vermögens und Eigentums des gesamten Landes). Wie reiche lenken und denken: immer weniger haben immer mehr, obwohl die Schweiz im Sozialbereich über mehr Einnahmen als Ausgaben verfügt (im Jahr 2009  z.B. 135 Mia. Ausgaben, 143 Mia. Einnahmen) wächst die Armut auch bei uns. Die Folgen sind u.a. Zerbröseln der Solidarität, man driftet immer weiter auseinander.

Wer weniger als 30 Millionen Franken Vermögen hat, ist nur knapp noch reich, finden Reiche. Wer mehr als 100 Millionen Franken hat, gehört zu den Superreichen, schreibt die «Bilanz». Und jeder 10. Milliardär der Welt lebt in der Schweiz.

Wie wird man so reich? Was denken diese Reichen zum Beispiel über den immer grösser werdenden Unterschied zwischen ihnen und der grossen Mehrheit der Bevölkerung? Und wie gross ist ihre politische Macht?

Der Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder, eigentlich bekannt für seine Armutsstudien, ist Co-Autor der Studie «Wie Reiche denken und lenken», die im Oktober 2013 als Buch veröffentlicht wurde

 

Querverweise auf die Grundaussagen von Ueli Mäder:

http://www.fhnw.ch/personen/ueli-maeder

http://www.books.ch/detail/ISBN-9783858694287

http://www.books.ch/detail/ISBN-9783858692535/Carigiet-Erwin-M%E4der-Ueli/W%F6rterbuch-der-Sozialpolitik?bpmarid=

 

 

Ivo Muri “Solidarität geht uns alle an – Ansätze zum Ausstieg aus dem “glokalen” Wirtschaftskrieg” 

Die Grundidee von Ivo Muri ist: Bringen wir die Arbeit zu den Menschen und nicht die Menschen zur Arbeit. Produzieren und konsumieren wir wieder lokal, anstatt die Menschen als Arbeitskräfte über den gesamten Globus zu verschieben, halt grad mal dorthin, wo sie im Moment gebraucht werden. Freizügigkeit produziert Zwangsnomaden. Armut ist real, aber nicht so, wie wir vermuten oder annehmen. Alles wird privatisiert unter Labels wie: Meine Bank, meine CKW, meine ÖKK usw.  Vorsicht: Investoren sind Invasoren! Kantone und Kommunen verarmen, Bodenpreise und Mieten steigen, sodass die Einheimischen wegziehen müssen, da sie sich keine Wohnung mehr leisten können, Immobilien für sie unbezahlbarsind.

Die Politik versagt, dabei verdeutlichen unsere Staatsbegriffe eigentlich schon das Wesentliche: Wir sind die Eidgenossenschaft, wir sind Bürger dieses Landes, d.h. wir bürgen füreinander. Wir haben Stadträte, Kantonsräte, National-, Stände- und Bundesräte. (die weibliche Form ist in dieser Bezeichnung selbstverständlich enthalten) Rat heisst das, weil sie früher Rat wussten, Ratschläge geben konnten. Heutzutage erscheint mir Rat eher als Synonym für rätseln, die Politiker sind sich ihrer, von Amtes wegen eigentlich selbstverständlichen, Verantwortung nicht mehr bewusst.

Die einzelnen Staaten müssen die soziale Gerechtigkeit in ihrem Territorium selber herstellen, nur so kann schlussendlich erreicht werden, dass das Ganze auch global funktioniert.

Wir brauchen territoriale Integrität statt Schwarmintelligenz! Die Schweiz ist übrigens das einzige Mitglied der UN mit dem System der direkten Demokratie!

 

Querverweis auf Buchveröffentlichungen und die Grundaussagen von Ivo Muri:

http://www.zeitag.ch/dynasite.cfm?dsmid=106530

Zeitzeichen ist eine Veranstaltung initiiert von Ivo Muri, CEO der Zeit AG, Sursee www.zeitag.ch und wurde besucht von www.leonardwuest.ch

Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, schweizweit, sursee veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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