Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) hält die Bevölkerung der Gemeinde Zell, das Forstfachpersonal und die Behörden weiter auf Trab. Bereits zu Beginn des Jahres konnte ein grosser Meilenstein zur erfolgreichen Tilgung des gefährlichen Schadorganismus erreicht werden: Mit den Präventivfällungen von potenziellen Wirtsbäumen im Siedlungsgebiet wurde dem Käfer die Lebensgrundlage genommen. Mit den wärmeren Temperaturen beginnt nun auch die Flugzeit des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Das ALB-Einsatzteam bittet um erhöhte Aufmerksamkeit der Bevölkerung.
Mit den wärmeren Temperaturen beginnt auch die Flugzeit des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB). Seit seiner Entdeckung Mitte August 2022 in der Gemeinde Zell führt der Kanton Luzern dort zahlreiche Bekämpfungsmassnahmen durch. Nun werden die Käfer mit einer Vorliebe für Laubbäume wieder sichtbar. Während sie in der kälteren Jahreszeit als Larven im Holz der befallenen Bäume verharren, fliegen sie nun aus. Aus diesem Grund ist der Kanton Luzern auf die Aufmerksamkeit der Bevölkerung angewiesen und bittet, Funde von potenziellen Schädlingen – Käfer oder Larve –, krank aussehende Bäume oder kreisrunde Ausfluglöcher in Stämmen oder Ästen bei Laubgehölzen direkt der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) zu melden. Suchtteams mit Spürhunden und Baumpflegespezialistinnen und –spezialisten haben das Monitoring bereits wieder aufgenommen und sind vor Ort unterwegs.
Dem Käfer die Lebensgrundlage nehmen
Im vergangenen Herbst konzentrierte sich das ALB-Einsatzteam der Dienststelle lawa auf die Ermittlung des Befallsausmasses: So wurde das Gebiet in Zell und Umgebung in verschiedene Zonen eingeteilt, Bäume auf Befall kontrolliert, in ein Inventar aufgenommen und bei einem Befall die Bäume sofort gefällt, gehackt und thermisch verwertet. Daraufhin folgten in den Wintermonaten die vorsorglichen Bekämpfungsmassnahmen. Das bedeutete, dass im Siedlungsgebiet in der unmittelbaren «Kernzone» präventiv Laubbäume – sogenannte spezifizierte Pflanzen – gefällt werden mussten. Denn nur dadurch wird dem Asiatischen Laubholzbockkäfer konsequent die Lebensgrundlage genommen. «Wir haben gespürt, dass dieses Vorgehen für die Zellerinnen und Zeller sehr schwierig war. Denn viele über Jahre hinweg gepflegte Bäume mussten gefällt werden», weiss Miguel Zahner, ALB-Einsatzleiter, und fügt hinzu: «Wir danken sehr für das Verständnis der Bevölkerung und für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam den ALB tilgen werden.» Die Bevölkerung wird laufend mit Informationsschreiben, Flugblättern, Veranstaltungen, Begehungen und über die kantonale sowie Gemeinde-Webseite informiert.
Der Käfer bevorzugt in Zell Ahorn und Weiden – er könnte aber auch auf andere Laubholzarten wie Esche, Birken oder Rosskastanie ausweichen. Bis Ende Januar 2023 wurden insgesamt an die 900 Bäume und Sträucher gefällt. Die meisten standen in privaten Gärten: Deshalb waren über drei Viertel des gefällten Laubgehölzes kleiner als acht Meter – über die Hälfte sogar kleiner als drei Meter. Bei den präventiv gefällten Bäumen sind wiederum zwei Befälle bestätigt worden, die ohne die Massnahme wohl unentdeckt geblieben wären. Das macht insgesamt 76 Bäume, auf denen ein Befall durch den ALB nachgewiesen werden konnte.
Vorgehen im Schutzwald
Oberhalb der Luthern wurde im Schutzwald anfangs Oktober 2022 und Mitte März 2023 je ein ALB-Befall entdeckt. Es gilt auch im Schutzwald den Schädling zu tilgen. Die erforderlichen Massnahmen werden differenziert angewendet, um die Funktion des Waldes zum Schutz der Menschen und Infrastruktur wie Siedlungen oder Strassen vor Naturgefahren zu erhalten und nachhaltig sicherzustellen. Denn der Wald links des Quartiers Bachhalden und Föhrenweg reguliert den Wasserabfluss. Des Weiteren halten die Wurzeln den Waldboden zusammen. Dank dem Schutzwald wird somit das Risiko einer Überschwemmung reduziert.
Im März 2023 wurden Haselsträucher und Weiden bodennah abgehauen. Diese Massnahme reduziert die Schutzwirkung nicht, jedoch wird dadurch verhindert, dass der ALB sich dort einnisten kann und eine neue Lebensgrundlage findet. Des Weiteren wurden einzelne Wirtsbäume – vorrangig mehrstämmige Bergahorne – gezielt gefällt, gehackt und thermisch verwertet. Bei einzelnen wurde zudem ein Kronenschnitt vorgenommen. Die Kontrolle des Stamms und der Äste wird dadurch einfacher, der Baum bleibt gleichzeitig vital und seine Wurzeln halten den Boden zusammen. Diese drei Massnahmen erleichtern das künftige Monitoring für die Baumpflegeteams und das Forstfachpersonal. Um die Begehbarkeit des steilen Geländes zu erleichtern, werden im Mai Begehungswege gebaut. Dadurch wird die Unfallgefahr reduziert und ein effizientes Arbeiten ermöglicht. Weiter wird im Hang das Wasser gezielt in die Luthern geführt. Das entlastet den Hang und reduziert die Gefahr von Rutschungen. Die Baumpflegespezialisten kontrollieren nun intensiv während der Vegetationszeit die verbleibenden Bäume. Die Gefahr einer weiteren Vermehrung wird reduziert.
Erstbefall ist mindestens sieben Jahre her
Gemäss Pflanzengesundheitsverordnung des Bundes gilt der Käfer als melde- und bekämpfungspflichtig. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) koordiniert zusammen mit dem Kanton Luzern die Bekämpfungsmassnahmen. Zuständig für die Umsetzung der Massnahmen ist der Kanton Luzern. Die Kosten, welche für die Bekämpfung erforderlich sind, werden zwischen Kanton und Bund aufgeteilt – 60 Prozent übernimmt der Kanton, 40 Prozent der Bund. Nach neusten Erkenntnissen der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) liegt der Erstbefall in Zell weiter zurück als erste Untersuchungen zeigten – nämlich mindestens sieben Jahre.
Die Bevölkerung der Gemeinde Zell sowie die umliegenden Gemeinden und der angrenzende Kanton Bern werden regelmässig über die Situation orientiert. Mit den Fachpersonen seitens BAFU sowie WSL findet ein stetiger Austausch statt.
Steckbrief: Asiatischer Laubholzbockkäfer (ALB)
Der Asiatische Laubholzbockkäfer (lat. Anoplophora glabripennis) ist mit einem breiten Wirtsspektrum einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge weltweit. Er hat in Europa keine natürlichen Feinde. Der Käfer ist 2,5 bis 3,5 Zentimeter gross, glänzend schwarz mit ca. 20 unregelmässigen hellen Flecken auf den Flügeldecken. Die Fühler der Weibchen erreichen gut Körperlänge, diejenigen der Männchen mindestens die doppelte Körperlänge. Die beinlosen Larven werden rund 5 Zentimeter lang und sind auf dem Nackenschild mit einem zinnenförmigen Band gezeichnet. Die Schäden entstehen durch den Larvenfrass – zunächst im Bast am lebenden Baum – danach im Holz. Die reiskorngrossen Eier werden im lebenden Baum unter der Rinde abgelegt. Der Larvenfrass beschädigt die Leitgefässe des Rindenbastes und des Splintholzes und unterbricht so den Saftstrom und der Baumteil stirbt ab. Mehrfacher und starker Befall führt zum Absterben von Kronenteilen und letztendlich zum Absterben des Baumes. Nach der Verpuppung nagen sich die Käfer im Spätsommer bis Herbst aus einem kreisrunden Loch von bis zu 15 mm Durchmesser und führen den Reifungsfrass an Blättern oder Rinde durch. Der Flugradius beträgt weniger als 500 Meter.
Strategiereferenz Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie: Luzern steht für Lebensqualität
Anhänge
- Bild 1: Im Januar 2023 wurden in der sogenannten Kernzone der Gemeinde Zell alle potenziellen Wirtsbäume gefällt.
- Bild 2: Der Schutzwald in Zell ist betroffen: Auch hier gilt es den ALB zu tilgen.
- Bild 3: Bei den präventiv gefällten Bäumen wurden auch Befälle entdeckt. Hier ein Frassgang in einem Laubgehölz.
- Bild 4: Im Schutzwald oberhalb der Luthern wurde in einem Laubgehölz eine Larve entdeckt.Aktuelle Informationen finden Sie hier: Fund des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Zell – Kanton Luzern[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]