Zentralschweizer Berufsleute machen sich fit für den Kampf gegen Neophyten

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Regierungsrat Christian Arnold begrüsst die Berufsleute aus allen Kantonen der Zentralschweiz zum diesjährigen Praxiskurs in der Bauernschule Seedorf.

Über 90 Berufsleute bilden sich an der Bauernschule Uri weiter. Auf dem Stundenplan steht ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt: Neophyten, exotische und invasive Pflanzenarten. Das Amt für Umweltschutz hat einen Praxiskurs organisiert, der Innerschweizer Fachleute aus den Bereichen Forst, Strassenunterhalt und Landwirtschaft nach Seedorf gebracht hat.

 

Regierungsrat Christian Arnold begrüsste am Donnerstag, 26. August 2021, die Berufsleute aus allen Kantonen der Innerschweiz in der Bauernschule Uri. «Der Kanton Uri befasst sich seit Längerem mit den Neophyten und versucht, die invasive Ausbreitung in den Griff zu bekommen», so Arnold, der selber als Landwirt mit dem Thema vertraut ist. «Ein koordiniertes Vorgehen von Strassenunterhalt, Landwirtschaft und Forst ist zentral.» Die Bekämpfung der invasiven Neophyten wird heute in der Innerschweiz im Rahmen des Unterhalts entlang von Gewässer, Strassen und im Wald durchgeführt. In der Strategie des Kantons Uri werden die Arten je nach Gefährdungspotential unterschiedlich priorisiert, was entsprechend die Härte der Massnahmen bestimmt.

 

Uri hat eine klare Strategie

Tatsächlich besiedeln immer mehr neue Pflanzen- und Tierarten aus verschiedenen Regionen der Welt die Schweiz. Sie werden bewusst oder unbewusst eingeschleppt, beispielsweise durch den wachsenden internationalen Güter- und Personenverkehr. Ein kleiner Teil der exotischen Pflanzen verursacht aber echte Probleme. Der Japanknöterich zum Beispiel schafft es, Mauerwerk, Teer und Beton zu sprengen. Wird die Pflanze nicht bekämpft, kann es zu grossen Schäden an der Infrastruktur wie Strassen oder Bachverbauungen kommen. Uri verfolgt eine klare Strategie: Dazu gehört die Information der Bevölkerung, die Bekämpfung der Neophyten nach Dringlichkeit, die Erfolgskontrolle und die bereits erwähnte Koordination. Werden die Kräfte gebündelt, kann die Ausbreitung der Invasoren gestoppt werden. Das konnte in Uri zwischen den Jahren 2005 und 2020 eindrücklich nachgewiesen werden.

 

Landwirtschaft leistet ihren Beitrag

Jost Gisler, Lehrer an der Bauernschule Uri, zeigte auf, dass die Neophyten auch der Landwirtschaft Probleme bereiten. Der Bärenklau etwa kann, wenn er nicht erkannt und fachgerecht entfernt wird, beim Menschen zu schweren Verätzungen der Haut führen. Gefährlich für das Vieh ist das Schmalblättrige Greiskraut. Die Pflanze ist giftig und wird auf der Weide von den Tieren gemieden. Wird es jedoch nicht erkannt und gelangt getrocknet ins Heufutter der Tiere, wird es gefressen – was den Tieren schaden kann. Es gibt noch weitere Beispiele, wie Neophyten den Bauern das Leben schwer machen. Für Ambrosia ist die Bekämpfung zwingend, aber auch das einjährige Berufskraut, das Schmalblättriges Greiskraut und das Erdmandelgras sollten bekämpft werden. Viele Bauern investieren demensprechend Zeit in die Neophytenbekämpfung. Der Aufwand ist gross. Wie Jost Gisler ausführt, ist diversen Neophyten mit Herbiziden nicht beizukommen. Da bleibt nichts anderes, als die Invasoren von Hand auszureissen. «Wichtig ist die Entsorgung», sagt Gisler. Neophyten gehören nicht ins Grüngut, sondern in die Kehrichtverbrennungsanlage.

 

Wasserdampf statt Gift

Am Praxiskurs wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine neue und umweltverträgliche Methode zur Neophytenbekämpfung demonstriert. Seit vergangenem Jahr laufen in Uri Versuche mit Wasserdampf. Dabei wird fast kochendes Wasser genau auf die Pflanze gesprüht. Wird das richtig gemacht, «verbrennt» sie bis ins Wurzelwerk. Das Heisswasser kann sehr genau gerichtet und dosiert werden, sodass die Vegetation rundherum keine Schäden nimmt.

 

Nützt es überhaupt etwas, wenn man gegen die Neophyten vorgeht? Es kommen ja alle paar Jahre neue Pflanzen in die Schweiz. Landwirtschaftsfachmann Jost Gisler hat eine klare Antwort: «Wir müssen die Ausbreitung möglichst vermeiden.» Es sei wie bei den Blacken, die auf den Urner Weiden wachsen. «Seit Jahrzehnten unternimmt jeder Bauer jedes Jahr etwas gegen die Blacken, weil er weiss, dass sie sonst überhandnehmen.»

 

 

Weitere Auskünfte

Fachkundige Beratung und Auskünfte erteilt das Amt für Umweltschutz, Dr. Alexander Imhof, Tel. 041 875 24 49. Online steht die informative Broschüre über Neobiota unter www.ur.ch/neobiota zum Download bereit.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]