ZKO, Sir Roger Norrington und Solist an der Violine Gil Shaham , Verliebter Beethoven, Maag Areal, Zürich, 13. November 2017, besucht von Noémie Felber

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Zürcher Kammerorchester

Programm und Besetzung:

Ludwig van Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Gil Shaham (Violine)
Sir Roger Norrington (Ehrendirigent)
Zürcher Kammerorchester

Rezension:

Verliebter Beethoven – unter diesem Motto stand das Konzert des Zürcher Kammerorchester vom 13. November 2017. Es schien das perfekte Thema, um den «Novemberblues» zumindest für einen Abend zu vergessen und im Publikum Frühlingsgefühle zu wecken. Für das ZKO war es ein ganz besonderer Abend, denn ihr langjähriger Principal Conductor Sir Roger Norrington kehrte für ein Gastspiel in die Schweiz und zu dem 1945 gegründeten Orchester zurück. Gespielt wird eine seiner Passionen, eine Beethoven-Sinfonie, sowie das Violinkonzert desselben Komponisten. Zumindest das erste Werk wird heute eher selten aufgeführt. Umso gespannter erwartet das Publikum das kommende Konzert.

Wechselbad der Gefühle

Gil Shaham by Luke Ratray

Eingeleitet wird die Aufführung mit Beethovens einzigem Violinkonzert, das erst 38 Jahre nach seiner Uraufführung 1806 seinen Platz in der gängigen Konzertliteratur fand. Zum zweiten Mal hatte ich das Vergnügen, Gil Shaham als Solist erleben zu dürfen. Und wie schon vor zwei Monaten bei den Berliner Philharmonikern zieht er das Publikum alleine mit dem Betreten der Bühne dank einer mitreissenden Präsenz und seiner liebenswürdigen Ausstrahlung in seinen Bann. Kaum erklingt die erste Note des Werkes ist Shaham Feuer und Flamme. Mal strahlt er über beide Ohren, mal greift er sich während einer Orchesterpassage gerührt ans Herz. In seinen Solostellen entführt der Amerikaner das Publikum in berauschende Hochstimmung, herzerweichende Schönheit und berührende Melancholie. Nicht nur mit seiner musikalischen Interpretation, auch mithilfe von Gestik und Mimik kommuniziert der Solist mit dem Orchester, dem Dirigenten und den Zuhörern. Das Zürcher Kammerorchester erwies sich dabei als äusserst agile und feinfühlige Formation, die von stehenden Bläser gerahmt war. Belohnt werden Orchester und Solist mit tosendem Applaus und einer Standing Ovation. Auf seiner 1699er Stradivari spielte Gil Shaham als Zugabe ein Rondo von Bach und verabschiedet so das Publikum in die Pause.

Haydn on drugs

Sir-Roger-Norrington_Foto-Thomas-Entzeroth

Die schönste Musik sei jene, die sich selbst nicht zu ernst nehme. Diese und andere Anekdoten gab der preisgekrönte Dirigent Sir Roger als Einleitung der zweiten Hälfte des Abends zum Besten. Als Beethovens vierte Sinfonie geschrieben wurde, war der Komponist unsterblich in die Comtesse Josephine Brunsvik verliebt. Laut Zeitzeuge Ignaz von Seyfried sprühte Beethoven in dieser Zeit vor Lebensfreude und war für jeden Spass zu haben. Nachdem man die vierte Sinfonie gehört hat, besteht am Wahrheitsgehalt dieser Aussage kein Zweifel mehr. «Haydn hat schon viele Witze in seiner Musik untergebracht, aber Beethoven: das ist Haydn auf Drogen!», witzelt Sir Roger. Der Dirigent führt das Orchester mit ruhiger Hand durch eine gefühlvolle und inspirierte Interpretation der Sinfonie. Die Freude, ein solches Werk mit dem ZKO spielen zu dürfen, ist ihm sichtlich anzumerken. Zwischen den vier Sätzen nimmt der sympathische Brite jeweils Blickkontakt mit dem begeisterten Publikum auf und lässt genügend Zeit für Zwischenapplaus.

Rosafarbene Brille

Nach rund zwei Stunden war das Konzert zu Ende. Das Publikum war sichtlich begeistert und honoriert die Aufführenden mit einem lange anhaltenden Applaus. Den Abend ausklingen lassen konnten die Besucher im atmosphärischen Foyer der Maag Halle bei einem Apéro gemeinsam mit den Musikern. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die einzige war, die Zürich nach dem Konzert durch eine rosafarbene Brille gesehen hat.

Text: https://noemiefelber.ch/

Fotos: https://zko.ch/

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