Zwei Jahrzehnte Schweizer Vorreiterrolle bei neuen Malariamedikamenten; Welt-Malaria-Tag 2019

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© David O’Dwyer for the Swiss Malaria Group

Am Welt-Malaria-Tag 2019 blicken Schweizer Organisationen auf zwanzig Jahre erfolgreicher Forschungskooperationen zu neuen Malariamedikamenten zurück. Die federführende Rolle der Schweiz im Kampf gegen Malaria erhielt vor zwanzig Jahren eine neue Dynamik mit der Gründung der ersten Produkteentwicklungspartnerschaft (PDP) Medicines for Malaria Venture (MMV). MMV widmet sich gänzlich der Erforschung von Malariamedikamenten, trug zur Entwicklung von elf neuen Medikamenten bei und half, mehr als 1,9 Millionen Leben weltweit zu retten. Seither haben solche Produktentwicklungspartnerschaften die Entwicklung von Medikamenten und weiteren Gesundheitsprodukten revolutioniert. Am 24. April treffen sich Schweizer Behörden, die Swiss Malaria Group, globale Gesundheitsorganisationen und die diplomatische Gemeinschaft in Genf, um gemeinsam 20 Jahre erfolgreicher Schweizer Zusammenarbeit zu feiern und das weitere Vorgehen zur Elimination von Malaria zu diskutieren.

Lange Geschichte führender Schweizer Malariaforschung
Die Schweiz hat eine lange Geschichte im federführenden Engagement gegen Malaria. Hochstehende Malariaforschung wird seit über siebzig Jahren am Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut (Swiss TPH) sowie an grossen Schweizer Universitäten und in Schweizer Pharmafirmen betrieben. Heute gibt es dank Schweizer Beitrag elf neue Malariamedikamente1, entwickelt von Medicines for Malaria Venture (MMV), die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) präqualifiziert oder von anderen Genehmigungsbehörden anerkannt sind.
„Heute haben wir eine umfangreiche Pipeline an Malariamitteln dank unseren R&D-Partnern, welche daran arbeiten, den Zugang zu neuen Medikamenten zu verbessern. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung der Schweizer Regierung und von Schweizer Forschungs- und Entwicklungspartnern“, sagt Dr. David Reddy, CEO von Medicines for Malaria Venture (MMV). „Wir danken der Schweiz auch für ihre Führungsrolle in der Unterstützung anderer Produkteentwicklungspartnerschaften. Diese sind die Speerspitze der Entwicklung dringend benötigter Instrumente der Prävention und Diagnose und stellen sicher, dass der Kampf gegen Malaria umfassend und wirkungsvoll bleibt.“
Vier Faktoren trugen gemäss einer kürzlich erschienenen Studie im wissenschaftlich begutachteten Malaria Journal zur Schweizer Führungsrolle in der Erforschung neuer Malariamedikamente bei:

  • Die Schweizer Geschichte wissenschaftlicher Exzellenz und der Fähigkeit, neue Forschende anzuziehen
  • Das seit langem bestehende Engagement in der Förderung von Gesundheit als Menschenrecht
  • Eine hochinnovative pharmazeutische Industrie mit der Bereitschaft, in Armutskrankheiten zu investieren
  • Die Schweiz als Standort internationaler Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Nonprofit-Produkteentwicklungspartnerschaften, welche Malariaexpertise zusammenführen.

Zwanzig Jahre innovativer Zusammenarbeit
Vor zwanzig Jahren erschien die Entwicklung dringend benötigter neuer Instrumente zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Malaria nahezu unmöglich, weil Investitionen vom grössten Teil der Industrie nicht als wirtschaftlich rentabel betrachtet wurden. Um dieses Problem zu beheben, wurden mit Unterstützung der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und weiteren Geldgebern Medicines for Malaria Venture (MMV) und andere Produkteentwicklungspartnerschaften gegründet. Als erste Produkteentwicklungspartnerschaft für Malaria hat MMV die Anstrengungen des öffentlichen und privaten Sektors gebündelt, um gemeinsam neue Malariamittel zu entdecken, zu entwickeln und auszuliefern.
„Die DEZA arbeitet daran die Krankheitsbürde armer Menschen zu verringern. Seit 1999 hat die DEZA zum Kampf gegen Malaria beigetragen, indem sie öffentlich-private Partnerschaften unterstützte, die sich die Exzellenz von Schweizer Forschung zu Nutze machen. Sie fördern die innovative Forschung und Entwicklung im Bereich neue Medikamente, Instrumente der Vektorkontrolle sowie Diagnostika.“, erläutert Tatjana von Steiger, Stellvertretende Vizedirektorin, Globale Zusammenarbeit der DEZA.
Seit ihrer Gründung hat MMV die Entwicklung des grössten Vorrats an Malariawirkstoffen in der Geschichte vorangetrieben und komplett neue Wirkstoffklassen entdeckt, häufig in Zusammenarbeit mit Schweizer Partnern. Einer der grossen Erfolge ist die Entwicklung des allerersten qualitativ hochstehenden kinderfreundlichen Malariamedikaments. Coartem® Dispersible (Arthemether-Lumefantrin) wurde in Zusammenarbeit von MMV und Novartis entwickelt und vor zehn Jahren lanciert. Seither wurden von Novartis 370 Millionen Behandlungen ohne Profit ausgeliefert.

Den Weg für eine Zukunft ohne Malaria ebnen
Am Anlass zum Welt-Malaria-Tag der Swiss Malaria Group in Genf spricht Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti. Sie erklärt: „Noch heute stirbt alle zwei Minuten ein Kind an Malaria. Die Schweiz muss weiter auf ihre Exzellenz in Forschung und Innovation bauen und ihre Anstrengungen erhöhen, damit sie in globaler Zusammenarbeit den Zugang zu Medikamenten verbessern kann, bis alle Kinder sicher sind vor dieser todbringenden Krankheit.“
In den letzten Jahren gab es riesige Fortschritte im Kampf gegen Malaria. Wie der Weltmalariabericht 2018 zeigt, ist die Reduktion der Malariafälle zwischen 2015 und 2017 jedoch stagniert, und die geschätzte Zahl der an Malaria Verstorbenen blieb mit 435‘000 im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr unverändert. „Das globale Ziel, Malaria bis 2030 zu elmininieren, ist gefährdet. Die internationale Gemeinschaft muss wichtige Herausforderungen bewältigen, darunter die Sicherstellung der Verfügbarkeit und des Zugangs zu wirksamer Behandlung“, sagt Christian Lengeler, Präsident der Swiss Malaria Group und Bereichsleiter beim Swiss TPH. „Das Schweizer Engagement bleibt kritisch. Die Schweiz hat ein grosses Vermächtnis als Innovationstreiber, und wir können jetzt nicht einfach zuschauen, wir müssen unsere Anstrengungen verstärken.“

Welt-Malaria-Tag: Anlass in Genf am 24. April 2019
Schweizer Vorreiterrolle in innovativer Forschung und Entwicklung für eine Welt ohne Malaria – Vergangenheit und Zukunft
Anlässlich des Welt-Malaria-Tags 2019 veranstalten die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und die Swiss Malaria Group einen Anlass zur Feier von zwei Dekaden erfolgreicher Schweizer Zusammenarbeit in der Entwicklung und Erweiterung des Zugangs zu neuen Malariamedikamenten. Die Schweizer Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti und weitere Rednerinnen und Redner halten eine Ansprache.
ZUM PROGRAMM (Englisch-sprachiger Anlass)
Fotos und weiterführende Informationen zum Thema können zur Verfügung gestellt werden. Kontakt siehe unten.
Die pionierhafte Schweizer Geschichte neuer Malariamedikamente
Quelle: Hooft van Huijsduijnen et al. Malaria Journal 2019 und www.mmv.org
ZeitMeilensteineWirkung
1960er JahreFansidar (Sulfadoxin-Pyrimethamin)
Malariamedikament, entwickelt durch Hofmann-La Roche
Heute ist das in Basel entwickelte Sulfadoxin-Pyrimethamin Teil der saisonalen Malaria-Chemoprävention, ein Programm, das 16 Millionen Kinder unter 5 schützt (WHO-Schätzung 2016)
1990er JahreEntwicklung von Artemisinin-basierter Kombinationstherapie (ACT) durch Novartis
In den 70ern Entdeckung von Artemisinin durch Youyou Tu, die 2015 gemeinsam mit anderen für ihre Arbeit einen Nobelpreis erhielt und die Grundlage für die Entwicklung der Artemisinin-basierten Kombinationstherapie (ACT, Arthemether-Lumefantrin) durch Novartis schuf
880 Millionen Dosen Coartem® (inklusive mehr als 370 Millionen pädiatrische Behandlungen seit 2009) durch Novartis zu einem bezahlbaren Preis an malariabetroffene Länder geliefert
1999Gründung von MMV, der ersten Malaria-fokussierten Produktentwicklungspartnerschaft
Medicines for Malaria Venture (MMV) gegründet mithilfe von Schweizer Unterstützung, basierend auf einem innovativen Public-Private-Partnership-Modell
Über 1.9 Millionen Leben durch gemeinsam entwickelte Medikamente gerettet
60 Prozent der Malariamittel-Projekte weltweit
160 derzeit aktive Partner in über 50 Ländern von Forschung und Entwicklung bis zum Zugang zu Medikamenten
2009Lancierung einer kinderfreundlichen Formulierung Coartem® Dispersible durch MMV/Novartis 385 Millionen Behandlungen zugänglich gemacht, davon 370 Millionen ohne Profit
-2019
Der Weg zu neuen Produkten: Malariamittel-Pipeline mit Schweizer Beitrag
I. Kosteneffektive Synthese von Artemisinin: 3 neue Wirkstoffkandidaten z.B. MMV052 mit dem Potential, voll wirksam gegen Artemisinin-resistente Stämme zu sein
II. Systematische phänotypische Überprüfungen führen zu neuen Ansatzpunkten: Novartis testet als erste Firma ihre ganze Wirkstoff-palette auf Wirksamkeit gegen Malaria. Entdeckung komplett neuer Wirkstoffklassen in einer Kooperation von SwissTPH, MMV, UK Welcome Trust z.B.: KAE609 (Cipargamin) and KAF156 (Ganaplacid), beides Komponenten mit neuen Wirkmechanismen gegen Resistenzen und dem Potential mit einem Kombinationspartner als Einzeldosis verwendet werden zu können
III. ACT451840: Malariawirkstoff entdeckt in einer Kooperation von Actelion/ Swiss TPH, mit potentieller Kapazität Übertragungen zu verhindern
Pipeline der Malariamittel, bei der Schweiz-basierte Forschung und Entwicklung in den letzten 20 Jahren eine Schlüsselrolle spielte:
  • 11 Malariamedikamente die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) präqualifiziert oder von anderen Genehmigungsbehörden anerkannt sind
  • 14 Malariamittel in der translationalen oder Produktentwicklungsphase1
Feierlichkeiten zum Welt-Malaria-Tag in Paris und Global Fund Replenishment in Lyon
Dieses Jahr ist Paris Gastgeber der Feierlichkeiten zum internationalen Welt-Malaria-Tag. Die französische Regierung unterstützt diverse Aktivitäten in der Hauptstadt. Dieser Welt-Malaria-Tag verbessert die Möglichkeiten für frankophone Länder, zusammenzuspannen – insgesamt sind auf deren Gebiet 313 Millionen Menschen dem Risiko einer Malariaerkrankung ausgesetzt. Die Hälfte der am stärksten von Malaria betroffenen Länder sind frankophone Länder.
2019 wird ein entscheidendes Jahr für Geberländer und von Malaria betroffenen Länder sowie den Privatsektor, ihren Einsatz gegen Malaria zu verstärken, da Frankreich auch Gastgeber der 6. Konferenz zur Auffüllung der Mittel des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria ist.
Pressekontakt
Prof. Christian Lengeler, Präsident der Swiss Malaria Group/Bereichsleiter Swiss TPH: +41(0)792574386; christian.lengeler@swisstph.ch
Ms Elizabeth Poll, Communications Manager, MMV: +41(0)22 5550317; polle@mmv.org
Über die Swiss Malaria Group
Die Swiss Malaria Group ist ein Netzwerk aus Forschung, Industrie, Bund und Nichtregierungsorganisationen und setzt sich für eine Schweizer Führungsrolle in der Bekämpfung von Malaria ein.
Mehr Infos: www.swissmalariagroup.ch
Mitgliederorganisationen: https://www.swissmalariagroup.ch/de/ueber-uns/mitglieder/
1 Quelle: Global Portfolio of Antimalarial Medicines, available at [content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag].

 

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Über Leonard Wüst

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